Acht Monate statt acht Tage: Astronauten stranden auf der ISS

Eigentlich sollte ihre Mission nur acht Tage dauern – nun verbringen zwei Raumfahrende ganze acht Monate auf der Internationalen Raumstation ISS. Wie es so weit kommen konnte und welche weitreichenden Folgen das mit sich bringt.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 27. Aug. 2024, 09:55 MESZ
Die beiden Astronauten in der ISS.

Ungeplant auf der ISS: Die beiden Astronaut*innen Butch Wilmore und Suni Williams sind seit mehr als zwei Monaten auf der Internationalen Raumstation – geplant waren anfangs acht Tage.

Foto von NASA

Als sich die NASA-Astronaut*innen Butch Wilmore und Suni Williams Anfang Juni 2024 auf den Weg zur Internationalen Raumstation ISS machten, rechneten sie noch damit, nach acht Tagen wieder zur Erde zurückzukehren. Ein Ziel, das sich bereits kurz nach dem Start in weite Ferne verlagerte. Denn: Schon beim Hinflug gab es Probleme mit der neuen Raumkapsel CST-100 Starliner. Das Gefährt des US-Konzerns Boeing war im Juni dieses Jahres nach jahrelanger Verzögerung zum ersten Mal auf eine bemannte Mission ins All gestartet. Dabei traten technische Probleme wie Heliumlecks und ausgefallene Antriebsdüsen auf. 

Nachdem NASA und Boeing zwei Monate lang Tests zur Problembehebung durchgeführt haben, steht nun fest: Die Raumkapsel wird allein zur Erde zurückfliegen, Wilmore und Williams müssen aus Sicherheitsgründen auf der Raumstation bleiben – und zwar bis Februar 2025. Das gab die NASA in einer Pressemitteilung bekannt.

Ungeplanter Arbeitseinsatz auf der ISS

„Die Raumfahrt ist selbst bei einem Routineflug eine riskante Angelegenheit. Und ein Testflug ist von Natur aus weder sicher noch Routine“, sagt NASA-Administrator Bill Nelson über den Starliner-Testflug. „Die Entscheidung, Butch und Suni an Bord der Internationalen Raumstation zu lassen und Boeings Starliner unbemannt nach Hause zu bringen, ist das Ergebnis unserer Verpflichtung zu Sicherheit.“

Aus ursprünglichen acht Tagen im All werden so ganze acht Monate. Da es an Geld und einer verfügbaren Raumkapsel mangelt, müssen die Astronaut*innen auf die nächste Rückfahrgelegenheit aus den USA warten, um zur Erde zurückkehren zu können. Die regulären US-Missionen laufen nach einem Rotationsmodell ab: Neue Astronaut*innen werden von Cape Canaveral, Florida, aus mit einer Raumkapsel zur ISS gebracht und die alte Crew gelangt mit demselben Gefährt zurück zur Erde. 

Der nächste Crew-Wechsel soll Ende September stattfinden: Dann fliegt die Crew 9 zur ISS und das alte Team kehrt zurück zur Erde. Auf dieser Rücktour, im Herbst 2024, gibt es für die beiden gestrandeten Raumfahrenden allerdings keinen Platz mehr. So müssen Williams und Wilmore auf den Rückflug der Crew 9 im Februar 2025 warten – und werden bis dahin Teil dieses Teams. Zurück geht es für Williams und Wilmore dann mit der Konkurrenz von Boeing: mit der Raumkapsel Dragon von SpaceX.

Konsequenzen des Starliner-Ausfalls

Für die Astronaut*innen der im September aufbrechenden Crew 9 bedeutet der ungeplante Zwischenfall mit der Starliner-Raumkapsel nicht nur, dass sich ihre Mission zeitlich nach hinten verschiebt, sondern auch, dass zwei der vier geplanten Crewmitglieder zuhause bleiben müssen, damit auf dem Rückflug 2025 genug Platz für Williams und Wilmore bleibt. 

BELIEBT

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    Und das ist bei Weitem nicht die einzige Konsequenz: Der logistische Aufwand der Mission vergrößert sich, da die individuell angepassten Sitze der Dragon-Raumkapsel an die Körper der beiden gestrandeten Astronaut*innen angeglichen werden müssen. Dazu muss die Fracht des Raumfahrzeugs verändert werden, damit persönliche Gegenstände und Raumanzüge für Williams und Wilmore ins All transportiert werden können. 

    Spannend wird auch der Start der Crew 9-Mission im September: NASA und SpaceX müssen dabei auf eine andere Startrampe in Cape Canaveral ausweichen, da der neue Termin mit der Nasa-Mission Europa Clipper – einer Raumsonde, die zum Jupitermond Europa fliegen soll – kollidiert. Es wird der erste bemannte Flug von dieser neuen Startrampe sein. 

    Zuversicht für die Zukunft des Starliners

    Trotz aller Startschwierigkeiten mit der Starliner-Raumkapsel zeigt sich Steve Stich, Leiter des Commercial Crew Program von NASA, zuversichtlich für die künftige Zusammenarbeit mit Boeing: „Starliner ist ein sehr fähiges Raumfahrzeug. Letztendlich geht es darum, ein noch höheres Maß an Sicherheit zu erreichen, um einen bemannten Rückflug durchführen zu können.“ 

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