Ende der Internationalen Raumstation: Was geschieht mit den Überresten der ISS?
Blick auf die ISS im Jahr 2007 von der Raumfähre Discovery. Um die Erde einmal zu umrunden, braucht die Raumstation nur etwa 90 Minuten.
Im Jahr 1998 wurden die ersten beiden Raumteile der International Space Station ISS in die Umlaufbahn der Erde befördert, seit dem Jahr 2000 leben und arbeiten auf der Raumstation Astronaut*innen. Doch in nur wenigen Jahren ist damit Schluss. 2031 wird das letzte Jahr der ISS in der Umlaufbahn sein, danach soll sie aus dem All geholt und im Pazifik versenkt werden. Es ist das Ende einer Ära.
Die Internationale Raumstation befindet sich in einer Höhe von etwa 400 Kilometern über der Erdoberfläche und ist an der längsten Stelle 109 Meter lang. Mittlerweile haben sie bereits mehr als 270 Astronaut*innen aus aller Welt besucht. Laut dem deutschen Astronauten Alexander Gerst ist die ISS nicht nur die wertvollste Maschine, die die Menschheit je gebaut hat, sondern – aufgrund der außerordentlichen internationalen Zusammenarbeit – auch die „unwahrscheinlichste“.
Wie wird die ISS auf die Erde geholt?
Die technische Lebensdauer des fliegenden Forschungslabors war von Anfang an begrenzt – unter anderem wegen des Verschleißes der tragenden Strukturen und einzelner Module. Bereits jetzt haben einige der Bordsysteme ihr Verfallsdatum überschritten und in verschiedenen Segmenten der ISS treten Luftlecks auf. Deshalb fasste die NASA im Jahr 2022 den Entschluss, die Raumstation bis zum Jahr 2030 zu räumen und im Jahr 2031 aus dem Weltall zu holen.
Den Zuschlag für den Bau des Raumfahrzeugs, das die ISS auf die Erde zurückbefördern soll, hat Elon Musks privates Raumfahrtunternehmen SpaceX bekommen. Es soll nun das sogenannte U.S. Deorbit Vehicle entwickeln. Die Mission selbst wird SpaceX allerdings nicht durchführen: Nach der Fertigstellung des Deorbit Vehicles wird die NASA sowohl das Gefährt als auch seine Steuerung übernehmen.
Wo werden die Einzelteile der ISS entsorgt?
Sowohl die ISS als auch das Deorbit Vehicle werden beim Wiedereintritt in die Atmosphäre vermutlich zerfallen. Aus diesem Grund soll die Mission an einer bestimmten Stelle durchgeführt werden: Point Nemo. Dieser auch als „abgelegenster Ort der Welt“ bezeichnete Teil des Pazifiks liegt 2.688 Kilometer vom nächsten Land entfernt. Für einen kontrollierten Absturz ist er somit einer der sichersten – selbst ein Abkommen vom Kurs würde Menschen nicht in Gefahr bringen.
Außerdem gilt Point Nemo nicht nur als entlegen, sondern aufgrund fehlender Nährstoffe im Wasser auch als biologisch praktisch inaktiv. Der Ort wird darum schon länger als Raumschifffriedhof genutzt. Am Grund von Point Nemo befinden sich bereits ein Weltraumfrachter der ESA, die sowjetische Raumstation Mir und unzählige weitere Weltraumflugkörper.
Hat die ISS bereits einen Nachfolger?
Pläne für eine neue internationale Raumstation gibt es nicht. Stattdessen wollen gleich mehrere Länder sowie verschiedene Raumfahrtunternehmen kommerzielle Raumstationen im All platzieren. Darunter das US-amerikanische Raumfahrtunternehmen Axiom Space und Jeff Bezos Raumfahrtunternehmen Blue Origin mit der Low Earth Orbit (LEO)-Raumstation Orbital Reef.
Die ISS bleibt dennoch ein Meilenstein der Raumfahrt. „Das Orbitallabor ist eine Blaupause für Wissenschaft, Forschung und Partnerschaften im Weltraum zum Nutzen aller“, sagt Kenneth Bowersox, ehemaliger Astronaut und NASA-Funktionär. Vor allem die internationale Zusammenarbeit, die in dieser Form heute – vor allem zwischen den USA und Russland – nicht mehr möglich sei, habe dazu beigetragen.