NASA findet „definitiv“ flüssiges Wasser auf dem Mars

Dunkle Streifen, die jahreszeitlich erscheinen und verschwinden, bestehen aus Salzwasser, zeigen neue Beobachtungen.

Von Nadia Drake
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Die steilen Abhänge der Coprates-Spalte sind mit dunklen Streifen übersäht, die als wiederkehrende Abhanglinien bezeichnet werden und nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern durch fließendes Salzwasser entstehen.
Foto von NASA, JPL Cal-tech, Univ. of Arizona

An Furchen und Kraterwänden auf der Oberfläche des Mars rinnt offenbar Wasser herab. Diese Erkenntnis verleiht Fragen nach möglichem Leben auf dem Mars neuen Auftrieb.

Die neuen Beobachtungen sind der bisher stärkste Beleg für das Vorhandensein von flüssigem Wasser auf der Oberfläche des heutigen Mars. Dass in ferner Vergangenheit Wasser über den Mars floss, galt bereits seit Jahren als sicher.

Wie am Montag im „Nature Geoscience“ beschrieben wurde, deuten die neuen Beobachtungen darauf hin, dass das Wasser jahreszeitbedingt auftaucht und dunkle Linien bildet, während es an steilen Marshängen herabrinnt. Die Wissenschaftler wissen aber noch immer nicht, wo dieses Wasser herkommt, und ob die chemischen Bedingungen für die Entstehung von Leben gegeben sind.

Zum jetzigen Zeitpunkt erklären die Ergebnisse das Rätsel der dunklen Streifen, die jahreszeitabhängig auftauchen und als wiederkehrende Abhanglinien bezeichnet werden. Sie gehören „zu den verwirrendsten und rätselhaftesten Geländeformationen, die es dort gibt“, sagt Bethany Ehlmann, Planetengeologin am Caltech.

Die langen, dunklen und flüchtigen Streifen wurden erstmals 2010 von Lujendra Ojha entdeckt, damals Student an der University of Arizona. Ojha untersuchte Bilder, die von der HiRISE-Kamera an Bord des MRO-Marserkundungssatelliten der NASA zur Erde gesendet worden waren. Er berichtet, dass er damals nicht einmal ahnte, wie wichtig seine Beobachtung werden würde.

„Ich war ein Träumer, der auf Katzengold starrte“, sagt Ojha, der heute am Georgia Institute of Technology arbeitet.

Ein halbes Jahrzehnt später hat sich das vermeintliche Katzengold als ausgesprochen wertvoll herausgestellt. In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler die HiRISE-Kamera immer wieder auf die Abhänge und Krater des Mars gerichtet. Sie konnten sehen, dass die dunklen Streifen auftauchten, länger wurden, und dann während der warmen Jahreszeit verschwanden. Dass sie immer an den gleichen Orten in der Nähe des Äquators des Planeten auftauchten. Und dass sie an steilen Abhängen und Kraterwänden entlangliefen.

Im Hale-Krater des Mars werden 100 Meter lange dunkle Streifen (braun) gebildet – durch fließendes, flüssiges Salzwasser. Diese tauchen in der warmen Jahreszeit auf, verschwinden aber bald wieder.
Foto von NASA, JPL, University of Arizona

Alle diese Merkmale ließen sich mit der Vorstellung erklären, dass Wasser an den Marshängen herabläuft und deren Oberfläche verdunkelt, sagt Alfred McEwen von der University of Arizona. Allerdings gab es ein Problem: „Wir hatten keinen direkten Nachweis für das Vorhandensein von Wasser“, sagt er. „Es handelt sich lediglich um eine Vermutung.“

Inzwischen hat das Team die Streifen mit wasserhaltigen Salzen in Verbindung gebracht, die in vier verschiedenen Gebieten vorkommen, in denen auch die Streifen erscheinen. Bei diesen Salzen handelt es sich um sogenannte Perchlorate, die in ihren Kristallstrukturen Wassermoleküle binden können.

„Das Vorhandensein wasserhaltiger Salze in diesen Rinnsalen bedeutet, dass die Streifen durch Wasser hervorgerufen werden, das sich in der Gegenwart auf dem Mars befindet“, sagt Ojha.

SCHWITZT DER MARS?

Natürlich drängt sich sofort die große Frage nach dem Ursprung dieses Wassers auf: Woher kommt es? Ein möglicher Ursprung könnten wasserführende Schichten oder schmelzendes Eis unter der Oberfläche sein. Dies würde bedeuten, dass der Mars praktisch „schwitzt“. Wenn sich der Planet erwärmt, sickert Salzwasser durch seine Poren und rinnt die Abhänge herunter.

Das Wasser könnte auch aus der Atmosphäre stammen, was dem Team am wahrscheinlichsten erscheint. In diesem Szenario wird von den Salzen Wasserdampf aus der Marsatmosphäre absorbiert.

„Wenn die Feuchtigkeit in der Marsatmosphäre hoch genug wird, absorbieren die Perchlorate das Atmosphärenwasser, bis sich das Salz löst und eine flüssige Lösung bildet“, sagt Mary Beth Wilhelm vom Ames Research Center der NASA.

Wo auch immer das Wasser herkommt – dass es auf dem Mars Wasser gibt, ist keine Überraschung. Ganze Landschaften auf dem Mars wurden durch Wasser geformt (darunter ein altertümliches kilometertiefes Meer), wenn auch vor Milliarden von Jahren, als der Planet noch wärmer und wasserreicher war. Die vielen Raumfahrzeuge, mit denen die Marsoberfläche derzeit untersucht wird, senden immer mehr Daten, die darauf hindeuten, dass Wasser früher allgegenwärtig war.

Bisher gab es jedoch kaum Belege dafür, dass auf der heutigen Oberfläche Wasser fließt. Was dies für das größere Bild der Planetenforschung und die Suche nach Leben auf anderen Planeten als der Erde bedeutet, ist noch immer ein Rätsel.

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Artikel in englischer Sprache veröffentlicht am 28. September 2015

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