Spinnen fliegen mit eigenen Ballons um die Welt

Die Krabbeltiere sondern einen “Seidenballon” ab und segeln damit manchmal über ganze Ozeane.

Von Sarah Gibbens
Spinnen fliegen mit eigenen Ballons
Die Krabbenspinne prüft mit ihren haarigen Beinen die Windbedingungen, um dann abzuheben.

Einige Spinnen zählen womöglich zu den besten kleinen Piloten des Tierreichs.

Bei einer Technik namens “Ballooning” sondern sie segelartige Seidenfäden ab, an denen sie vom Wind hochgehoben und durch die Luft getragen werden. Manchmal fallen sie nur ein paar Meter von ihrem Startpunkt entfernt wieder zu Boden. Aber gelegentlich geraten sie in Jetstreams und können ganze Ozeane überqueren. In jedem Fall verschlägt es sie dorthin, wohin der Wind sie trägt.

Der Aerodynamiker Moonsung Cho von der Technischen Universität Berlin hat sich vor Kurzem auf den Weg gemacht, um herauszufinden, wie diese Spinnen „fliegen“. Schossen sie einfach auf gut Glück ihre Fäden in den Himmel oder handelten sie mit Bedacht?

Zu Beginn sammelte er 14 Krabbenspinnen ein. Seine Wahl fiel auf diese Art, weil sie mit ihren fünf Gramm Körpergewicht zu den schwereren Spinnenarten mit diesem Verhalten gehören.

Dann setzte er sie windigen Bedingungen aus: Zuerst in einem Berliner Park, wo es eine natürliche Brise gab, und im Anschluss im Labor, wo er die Windgeschwindigkeit kontrollieren konnte.

Er setzte die Spinnen auf eine offene Plattform und filmte dann ihren Flug, um per Zeitlupe ihre schnellen Bewegungen zu beobachten.

GESCHICKTE FLIEGER

Das Verhalten, das Cho beobachten konnte, war “hochentwickelt”, wie er sagt. Seinen Beobachtungen zufolge hat „eine große Zahl der Spinnen das akkurat durchgeführt“.

Vor dem Start bereiteten sich die Spinnen vor, wie es jeder gute Pilot tun würde.

Sie streckten eines ihrer haarigen Vorderbeine aus und testeten die Windgeschwindigkeit. In seinem Labor, wo Cho diese Größe beeinflussen konnte, stellte er fest, dass die Spinnen für gewöhnlich nicht abhoben, bis die Windgeschwindigkeit auf unter drei Meter pro Sekunde fiel.

Sobald sie bereit waren, reckten sie ihren Hinterleib in die Höhe und sonderten 50 bis 60 Seidenfäden ab. Unter dem Mikroskop erkannte Cho, dass die einzelnen Fäden nicht dicker als 320 Nanometer waren.

Die Wellenlänge des sichtbaren Lichts reicht von 400 bis 700 Nanometer: “Die Dicke der Ballonseide von Spinnen ist geringer als die Wellenlängen des Lichts”, sagt Cho.

WAS TUN MIT DEM SPINNENFLUG?

Was Cho dabei besonders beeindruckt, ist die große Zahl der Spinnen auf der ganzen Welt, die dieses komplexe Verhalten zeigen. Charles Darwin berichtete von Spinnen, die 1832 während einer Reise 96 Kilometer entfernt von der argentinischen Küste auf seinem Schiff landeten. Heutzutage hüllen die Spinnen mitunter ganze australische Städte in eine Decke aus Ballonseide.

Berliner Forscher glauben, dass künftige Studien zum Flug der Spinnen in Zukunft auch zu Fortschritten im Bereich menschlicher Entwicklungen beitragen könnten.

Cho und seine Berater von der Universität hoffen, dass ihre Ergebnisse in der Biomechanik Anwendung finden können. Derzeit wurde seine Arbeit auf dem Server bioRxiv veröffentlicht, aber weitere Studien würden bald folgen, wie er sagt.

Cho glaubt, dass Spinnen ein Beispiel für einen Transport mit geringem Energieverbrauch sein können. Er betont allerdings auch, dass eine solche Innovation Jahre in der Zukunft liegt und dass er mit seiner aktuellen Arbeit einfach die Spinnen besser verstehen will.

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