Ein Bild von Eis und Feuer: Fotograf verbildlicht Gletscherschmelze

Ein National Geographic-Fotograf fing einen Moment ein, der Jahrzehnte der Veränderung auf eine einzige Aufnahme bannt.

Von Austa Somvichian-Clausen
Veröffentlicht am 16. Feb. 2018, 17:37 MEZ
Foto von Twitter

Gegenüberstellungen von Vorher-Nachher-Aufnahmen sind oft besonders wirkungsstark. Sieht man sich zum Beispiel ein Bild eines beliebigen unberührten Sees aus dem 19. Jahrhundert an und vergleicht es mit einem Foto desselben Sees heute, wird man wahrscheinlich einige Unterschiede feststellen. Vielleicht ist es eine sichtbare Veränderung des Wasserstands oder neue Gebäude, die an seinen Ufern errichtet wurden. Vielleicht ist der See auch völlig ausgetrocknet und verschwunden. 

Der National Geographic-Fotograf Simon Norfolk hat sich stattdessen etwas ganz Besonderes überlegt, um einen solchen Wandel in einem einzigen Bild festzuhalten.

Eine Aufnahme aus seiner Fotoserie „When I am Laid in Earth“, die im Mount-Kenya-Massiv entstand, hat es seit dem 25. November auf fast 700.000 Likes gebracht.

Für das Foto bezog Norfolk 18 Tage lang eine alte Berghütte im Mount-Kenya-Massiv. Letzten Endes beschloss er, für die Flammenlinie auf dem Foto Benzin zu benutzen. Aber es brauchte etliche Versuche, um schließlich das perfekte Ergebnis zu erhalten. Vorher experimentierte er mit diversen Brenntechniken und Materialien, von Paraffin über Laser bis hin zu Taschenlampen. „Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, um eine Linie zu zeichnen ... nachts ... auf einem Berg“, sagt Norfolk.

„Dann hatte ich den Gedanken an Benzin. Dessen Flamme hat nicht nur so eine schöne Farbe, sondern das Interessanteste daran war für mich die Metapher – das Herzstück der Arbeit“, sagt Norfolk. „Wenn man von Eis redet und dann Feuer [nutzt], hat man einen wunderschönen Konflikt im Herzen des Werkes.“

Es ist dieser uralte Krieg zwischen Feuer und Eis, den Norfolk als „metaphorischen Konflikt“ bezeichnet. Die Bedeutung hinter seinem Bild wird noch durch die Ironie verstärkt, dass Benzin eine bedeutende Rolle bei der globalen Erwärmung spielt. Norfolk bedauert, dass wir unsere Autos, Klimaanlagen und Flugzeuge durch die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen betreiben.

Er ging mit einer provisorischen und in Benzin getränkten Fackel die ehemalige Grenze des Gletschers ab, während seine Kamera mit einer Belichtungszeit von einer Stunde oder mehr die Aufnahme machte. Mit dieser Methode konnte er den Gletscherschwund auf dem Berggipfel durch Feuer verdeutlichen.

In seinem Instagram-Post gibt Norfolk den Lesern den nötigen Kontext für das Bild. „Die Flammenlinie auf diesem Bild zeigt die Ausmaße des Lewis-Gletschers von 1987. Der Teich heißt Curling Pond. 1987 war er 15 Meter höher als heute – die Schnauze des Gletschers. Seither hat sich der Gletscherrand etwa 120 Meter weit zurückgezogen.“

Mit seiner Aufnahme verschafft er nicht nur dem Project Pressure mehr Aufmerksamkeit (die kleine Organisation hatte das Bild ursprünglich in Auftrag gegeben), sondern will auch auf die Folgen für die Umwelt aufmerksam machen, die durch Abenteuerreisen entstehen. Er selbst reist nicht mehr so viel, erzählt er.

Er kritisiert, dass manche Reisende in entfernte Länder reisen, um dort Berge zu besteigen, über die sie vielleicht nicht viel wissen. Stattdessen empfiehlt er, sich einmal bewusst zu machen, dass man selbst im Park oder Wald vor der eigenen Haustür viel entdecken kann. Wenn man dennoch international reist, empfiehlt Norfolk, sich so umfassend wie möglich über die Kultur und Geschichte des Reiseziels zu informieren, die Gegend zu Fuß zu erkunden und wann immer möglich auf öffentliche Transportmittel zurückzugreifen.

Das Schmelzen der Gletscher und der dichte Smog über manchen Städten scheint für viele Menschen in weiter Ferne zu liegen, aber letzten Endes sind unsere Entscheidungen überall auf der Welt spürbar, sagt er. (Lesenswert: Tag und Nacht zusammen in einem grandiosen Foto)

Austa Somvichian-Clausen auf Instagram folgen.

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