Das Klischee Kampfmaschine – Pit-Bull-Image im Wandel?
Eine Fotografin zeigt die oft missverstandene und kontrovers diskutierte Hunderasse in ganz neuem Licht.
Blumenkrönchen und Pastellfarben sind nicht unbedingt das erste, woran man bei der Erwähnung von Pit Bulls denkt.
Genau darauf setzte die französische Fotografin Sophie Gamand. Sie stammt aus einem Land, in dem Pit Bulls verboten sind, doch Gamand ließ sich davon nicht beirren. Sie wollte unvoreingenommen an diese Hunde herangehen, die im Zentrum einer andauernden Debatte stehen. Sie wollte an einer Serie von Pit-Bull-Porträts arbeiten, die ihre eigenen Vorurteile infrage stellt. Aber um das zu tun, musste sie sich ihren ganz persönlichen Ängsten stellen.
„Ich war nervös, als ich dem ersten Hund eine Blumenkrone auf den Kopf band“, sagt sie. „Als ich das zum ersten Mal machte, dachte ich: ‚Ich werde gleich mein Gesicht verlieren!‘ Die Hündin saß einfach nur da und schaute mich an. Sie war so friedlich, sie hat nicht einmal den Kopf geschüttelt. Sie saß einfach nur da und sah mich mit ihren tiefen, seelenvollen Augen an. Danach waren die Fotos kein Problem mehr.“
Gamand weiß, dass Pit Bulls in den USA sehr kontrovers diskutiert werden. „Ich gehöre zu den Menschen die viel grau sehen“, meint sie. „Ich glaube nicht daran, dass alles schwarz oder weiß ist. Wenn es um Pit Bulls geht, gibt es aus den verschiedenen Lagern gute Argumente... aber auch viel Hass gegenüber diesen Hunden. Ich dachte mir, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen muss, also wollte ich diese Wahrheit für mich selbst herausfinden. Und der beste Weg, den ich dafür kenne, ist eine Foto-Serie.“
Sie würde sich selbst nicht unbedingt als Frau mit einer Vorliebe für Mädchenhaftes bezeichnen. Dennoch kam Gamand auf die Idee, den Hunden Blumenkrönchen aufzusetzen und sie in warmen Farben darzustellen.
„Ich wollte etwas, das sehr weich und feminin aussehen würde“, erklärt sie. „Ich wollte, dass die Fotos vergilbt aussehen, wie Vintage-Kunst. Ich wollte dem Ganzen einen Touch von Nostalgie geben.“
Ihr erster Gedanke? „Wow, die Fotos sind so kitschig. Die Hunde sehen aus wie Großmütter mit Blumenhüten.“
Gamand ist der Meinung, dass Kunst am besten funktioniert, wenn sie Gegensätze hervorhebt. „‚Angsteinflößenden‘ Hunden Blumen auf den Kopf zu setzen und sie wie Omas aussehen zu lassen – das ist so ein starker Kontrast“, sagt sie.
Sie gibt zu, dass sie immer noch Vorurteile gegenüber Pit Bulls hatte, obwohl sie die Situation für sich selbst ausloten wollte. Was sie jedoch herausfand, war nicht so extrem, wie sie erwartet hatte. „Manche Pit Bulls sind aufgrund ihrer Erziehung problematisch“, meint sie. „Aber alle Hunde, die ich fotografiert habe, waren wundervoll. Ich habe 250 Pit Bulls Blumenkronen aufgesetzt, damit habe ich es mit einem sehr breiten Spektrum von unterschiedlichen Hunden zu tun gehabt.“
Gamand drückt ihre Hoffnung darüber aus, dass die positive Stimmung in diesen Fotos Menschen gegenüber der schlimmen Lage der Pit Bulls empathischer werden lässt. Diese Hunde werden jedes Jahr zu Hunderttausenden eingeschläfert.
„Ich benutze im Prinzip die Kunst, um Menschen dazu zu bringen, länger bei den Bildern zu verweilen. Die lösen eine emotionale Reaktion und Verbindung zu den Hunden aus. Es macht die Debatte vielleicht für manche interessanter“, sagt sie.
„Es ist Kunst, die eine Mission hat, und das ist die beste Kunst, die es gibt.“