7 alte Mysterien, die Archäologen in diesem Jahrhundert aufdecken werden

Der National Geographic-Archäologe Fredrik Hiebert sagt die spannenden Funde voraus, die wir im 21. Jahrhundert machen könnten.

Von Kristin Romey
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:30 MEZ
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Letztes Jahr entdeckten Archäologen mit Hilfe eines LiDAR-Scanners, der Laser nutzt, um unter die Baumkronen des Dschungels zu blicken, die Ruinen einer verlorenen Stadt tief im Regenwald von Honduras. Derartige Technologie läutet „ein neues Zeitalter der Entdeckung“ ein, sagt Archäologe Fredrik Hiebert.
Foto von Dave Yoder, National Geographic

Als die National Geographic Society 1912 ihr erstes Archäologie-Stipendium an Hiram Bingham vergab, machte sich der Archäologe mit einem der hochentwickeltsten technischen Geräte der damaligen Zeit auf den Weg nach Machu Picchu: einer Kodak Panoramakamera. Über ein Jahrhundert später steht Archäologen eine erstaunliche Vielfalt an technischen Gerätschaften zur Verfügung, von Fernerkundungsequipment, mit dem wir jenseits der visuellen Bandbreite „sehen“ können, bis zu Computern, die so leistungsstark sind, dass sie innerhalb einer Sekunde Prozesse bearbeiten können, für die Menschen Jahrtausende bräuchten.

„Nicht ohne Grund nennt National Geographic das 21. Jahrhundert das neue Zeitalter der Erforschung“, erzählt Archäologe und Mitglied der National Geographic Society Fredrik Hiebert. „Die Entdeckermöglichkeiten in diesem Jahrhundert – und die Fragen, die wir endlich werden beantworten können – scheinen beinahe grenzenlos.“

Bei so viel Enthusiasmus haben wir Hiebert nach seinen Vorhersagen gefragt, auf welche möglichen Entdeckungen wir uns in diesem neuen Jahrhundert der Erforschung freuen können:

1. Die Entdeckung bisher unbekannter Städte – oder gar Zivilisationen – in Mittel- und Südamerika

„Archäologen benutzen LiDAR [light detection and ranging – eine Methode zur Fernmessung atmosphärischer Parameter per Laser), um wortwörtlich unter die dichten Baumkronen des Dschungels zu „blicken“. Das macht man in Honduras und Belize, um Siedlungen zu entdecken, von deren Existenz wir noch nichts wissen“, erklärt Hiebert. 

Dieses Mosaik wurde 2014 in einem riesigen Grab mit marmornen Wänden nahe des antiken Amphipolis im Norden Griechenlands entdeckt. Es entfachte Spekulationen darüber, ob das Grab einem Familienmitglied Alexanders des Großen gehörte.
Foto von Aristidis Vafeiadakis, Zuma Press, Inc., Corbis

2. Die Entdeckung des Grabs von Dschingis Khan oder Alexander dem Großen

Technologien wie das Bodenradar ermöglichen es Archäologen, ohne Grabungen in den Boden zu blicken, so Hiebert. Für das National Geographic-Projekt Valley of the Khans benutzte sein Team Satellitenbilder, um mögliche Orte für Dschingis Khans Grabstätte auszumachen, und überprüfte diese Gebiete im Anschluss mit dem Bodenradar. „Auch wenn wir das Grab von Dschingis Khan bei diesem Projekt nicht ausfindig machen konnten, ist es eine tolle Möglichkeit, um große Landbereiche nach einem relativ kleinen Merkmal abzusuchen. Letzten Endes ist es ein Zahlenspiel: Je mehr Bereiche man vermisst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man etwas findet. Warum nicht das Grab von Dschingis Khan? Oder Alexander dem Großen?

Eine Armee lebensechter Tonsoldaten bewacht das riesige Grab von Qin Shi Huang Di, Chinas erstem Kaiser. Archäologen haben dem Grabhügel des Kaisers seine dunklen Geheimnisse bisher noch nicht entlockt.
Foto von O. Louis Mazztenta, National Geographic Creative

3. Einblicke in das Grab von Chinas erstem Kaiser

Archäologen kennen den Ort der Grabstätte von Qin Shi Huang Di – umgeben von seinen Terrakottasoldaten in X‘ian –, aber aufgrund der Gefahr, Gegenstände zu beschädigen, die seit über 2.000 Jahren im Grab erhalten wurden, halten sie sich mit der Öffnung des Grabes zurück. „Fernerkundungstechnologien wie der Bodenradar und Magnetometer lassen die innere Struktur schon heute erahnen, und irgendwann werden wir kleine Roboter haben, die das Grab betreten und Daten sammeln können, ohne das Innere nennenswert zu beeinträchtigen“, sagt Hiebert.

Phaistos auf der Insel Kreta war eine der wichtigsten Zentren der minoischen Zivilisation. Leistungsstarke Computer könnten Forschern dabei helfen, das mysteriöse Schriftsystem der Minoer zu entschlüsseln, das als Linear A bekannt ist.
Foto von Gordon Gahan, National Geographic Creative

4. Die Entschlüsselung der geheimnisvollen Sprache der alten Minoer

Seit der Entdeckung der mächtigen Zivilisation der Minoer im Mittelmeerraum ist schon mehr als ein Jahrhundert vergangen, aber die Gelehrten sind noch immer nicht in der Lage, ihre Sprache zu entschlüsseln, die unter der Bezeichnung Linear A bekannt ist. „Bisher haben wir über 1.400 Beispiele von Linear A, mit denen wir arbeiten können“, erzählt Hiebert. „Und jetzt haben wir auch Big Data in unserem Werkzeugkasten. Warum setzen wir IBMs Watson nicht auf den Job an?“

Die figürlichen Zeichnungen, die sich im südlichen Peru in der Wüste entlang der Küste erstrecken, haben Flugreisende seit ihrer ersten Entdeckung in den 1920ern in Staunen versetzt.
Foto von Robert Clark&& National Geographic Creative

5. Die Erkenntnis über den Zweck der Nazca-Linien

Wissenschaftler grübeln noch immer über den Zweck der Nazca-Linien. Repräsentieren diese kunstvollen Geoglyphen Sternenkonstellationen? Stehen sie in Verbindung mit Wasserquellen? Hiebert stimmt mit dem Anthropologen und dem dort lebenden National Geographic Explorer Johan Reinhard überein, der sagt, dass eine Theorie zu den Nazca-Linien nicht durch eine einzelne Berechnung bestätigt werden kann. „An dieser Stelle wären leistungsstarke Computeranalysen besonders wichtig, um große Mengen an geografischen und archäologischen Daten zu berechnen“, so Hiebert.

Dieses Mammutkalb war 40.000 Jahre lang eingefroren und wurde 2007 von Rentierhirten in Sibirien entdeckt. Auch andere Überreste, die lange im Eis eingefroren waren, könnten durch die schrumpfenden Eisdecken zum Vorschein kommen.
Foto von Francis Latreille, National Geographic Creative

6. Die Entdeckung eines vollständigen Neanderthalers

Da die globale Erwärmung dafür sorgt, dass sich Eisdecken und Gletscher zurückziehen, wird es laut Hiebert „sehr, sehr wahrscheinlich“, dass eines Tages ein gut erhaltener Neanderthaler auftaucht – etwa so wie das 40.000 Jahre alte Mammutkalb, das in Sibirien gefunden wurde.

Archäologin Patricia Sutherland (in der orangefarbenen Jacke) und ihre Kollegen arbeiten im Tanfield Valley auf Baffin Island an der Ausgrabung eines – so glaubt sie – Wikingeraußenpostens.
Foto von David Coventry, National Geographic Creative

7. Die Bestätigung weiträumiger Wikingeraktivität in Nordamerika

So wie durch die steigenden Temperaturen die Gletscher ihre Geheimnisse peisgeben werden, werden die tauenden Küsten Kanadas ein Netzwerk an Wikingersiedlungen freilegen, die uns dazu zwingen werden, die Geschichte der „Entdeckung“ Amerikas neu zu schreiben, sagt Hiebert voraus. „Wir haben schon zwei Schauplätze der Wikinger in Amerika identifiziert. Sobald wie die Natur dieser Siedlungen besser verstehen, wette ich, dass wir anfangen werden, sie überall an der Atlantikküste zu erkennen. Es ist nicht unmöglich, sind das vorzustellen.“

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Artikel in englischer Sprache veröffentlicht am 8. September 2015

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