Diebe im Museum – spektakulärer Kunstraub vor berühmter Kulisse
Museen ziehen nicht nur Kunstliebhaber an, sondern auch Kunstdiebe. Von ungelösten Rätseln bis hin zu kriminellen Geniestreichen: In diesen fünf berühmten Museen spielten sich aufsehenerregende Verbrechen ab.
Die Tiefe eines da Vinci. Das Leuchten eines Vermeer. Die Lebendigkeit eines van Gogh. Sie alle haben das Verständnis westlicher Kunst geformt – und sie alle waren Gegenstadt von aufsehenerregenden Kunstdiebstählen.
Professionelle Raubzüge wirken zwar eher wie ein guter Stoff für Filme, aber Kunstkriminalität ist ein Multi-Milliarden-Dollar-Geschäft. Oft dient es zusätzlich als Geldwäschemöglichkeit für internationale Terrorgruppierungen oder das organisierte Verbrechen.
In diesen Weltklassemuseen kann man einen Hauch von Drama spüren, ohne sich dabei der Gefahr der Taten auszusetzen. Sie alle waren Schauplätze von Kunstdiebstählen – und einige davon konnten bis heute nicht aufgeklärt werden.
Louvre
Es ist recht schwer, sich eine Vergangenheit vorzustellen, in der die Mona Lisa noch nicht geheimnisvoll von einer Million Souvenir-Tassen heruntergelächelt hat und kein Teil der Popkultur war. Tatsächlich war das Meisterwerk von Leonardo da Vinci aus dem 16. Jahrhundert aber nicht immer so berühmt. Der Raub im Jahr 1911, bei dem es aus dem Louvre in Paris gestohlen wurde – und die geschickt vermarktete Suche, die dieser nach sich zog – sind zum großen Teil verantwortlich für seine heutige Bekanntheit.
Der Louvre hatte den Handwerker Vincenzo Peruggia damit beauftragt, Schutzglas über verschiedenen Gemälden anzubringen, auch bei der Mona Lisa. Statt seine Arbeit zu tun, versteckte er sich jedoch in einem Schrank, wartete bis zur Nacht und spazierte am nächsten Morgen mit dem gestohlenen Gemälde unter seinem Arbeitskittel durch die Tür. Obwohl er im Zuge der Ermittlungen zweimal von der Polizei verhört wurde, erwischte man Peruggia erst 1913, als er versuchte, das Gemälde an einen florentinischen Kunsthändler zu verkaufen.
Heute ist die Mona Lisa eine der Hauptattraktionen im größten und meistbesuchten Kunstmuseum der Welt. Etwa 15.000 Menschen wandern jeden Tag durch den Louvre, einen Besuch sollte man also auf jeden Fall im Voraus planen. Das Museum empfiehlt, die Tickets im Vorfeld zu buchen (von Oktober bis März ist der Eintritt am ersten Sonntag im Monat frei). Wenn man einen Blick auf die Mona Lisa oder andere berühmte Kunstwerke werfen will, sollte man vielleicht schon am Eingang sein, bevor das Museum öffnet, um sich einen guten Platz in der Schlange zu sichern. Alternativ kann man auch die vielen anderen, fantastischen Arbeiten bewundern, die gerne mal übersehen werden.
Musée des beaux-arts de Montréal
Das Musée des beaux-arts de Montréal oder Montreal Museum of Fine Arts (MMFA) wurde schon zweimal ausgeraubt. Im September und Oktober 2011 stahl ein unbekannter Dieb zwei kleine Steinskulpturen, die ohne Glaskästen ausgestellt worden waren. Eine von ihnen war eine 2.500 Jahre alte Sandsteinarbeit und besaß einen Wert von etwa 1 Million US-Dollar (ca. 840.000 Euro). Sie tauchte zwei Jahre später bei einem nichtsahnenden Yogalehrer wieder auf, der sie für 1.000 US-Dollar (ca. 840 Euro) gekauft hatte. Die andere ist bis heute verschwunden.
Das dramatischere der beiden Verbrechen ereignete sich jedoch im Jahr 1972. Mitten in der Nacht stiegen drei bewaffnete Räuber durch ein Dachfenster (engl.: sklylight) ein, überwältigten und fesselten drei Sicherheitsleute und machen sich dann zu Fuß mit 50 Gemälden aus dem Staub. 18 davon waren berühmte Werke.
Die anschließende Ermittlung umfasste kryptische Nachrichten, die von Münztelefonen aus abgegeben wurden, mutmaßliche Verbindungen zu Terroristen und dem organisierten Verbrechen und einer gescheiterten Erpressung von 10.000 US-Dollar. Bis heute ist der „Skylight Caper“ Kanadas größter Kunstraub und nach wie vor nicht aufgeklärt. Der entstandene Schaden wurde auf 2 Millionen US-Dollar (ca. 1,7 Millionen Euro) geschätzt, doch einige Kunsthistoriker gehen davon aus, dass der Wert der gestohlenen Gemälde, zu denen auch ein Rembrandt gehört, seither gestiegen ist.
Auch ohne die berühmtesten Kunstwerke besitzt das MMFA eine Sammlung von fast 50.000 Arbeiten. Es befindet sich in der historischen Altstadt von Montreal und das beeindruckende Gebäude besitzt keine Parkplätze. Man sollte also die nahegelegenen öffentlichen Verkehrsmittel zur Anreise nutzen.
Mahmoud-Khalil-Museum
Auch das Mahmoud-Khalil-Museum in Kairo wurde Opfer eines zweifachen Raubs – in diesem Fall wurde jedoch zweimal das gleiche Gemälde gestohlen: Ein relativ kleines Stillleben von Mohnblumen, gemalt von Vincent van Gogh.
Das Werk wurde zum ersten Mal im Jahr 1978 gestohlen, zwei Jahre später jedoch in Kuwait wiederentdeckt (die Einzelheiten des Falles wurden nicht bekanntgegeben). Im Jahr 2010 wurde das Gemälde aus seinem Rahmen geschnitten. Die ägyptischen Behörden kündigten nur Stunden später fälschlicherweise sein Wiederauffinden an, doch die „Mohnblumen“ sind bis heute verschwunden. Eine Untersuchung des Museums ergab später, dass nur sieben Sicherheitskameras und keiner der 50 Alarme funktionierten. Elf Mitarbeiter des Ministeriums wurden wegen Vernachlässigung ihrer Pflichten angeklagt und verurteilt.
Das Mahmoud-Khalil-Museum ist eines der schönsten in Ägypten. Seine Sammlung umfasst Werke von impressionistischen und post-impressionistischen Künstlern wie Auguste Renoir und Paul Gaugin. Ein Besuch in diesem Museum rundet eine Reise nach Kairo ab. Es befindet sich am Ufer des Nil, nur eine halbe Stunde Fahrtzeigt von den Pyramiden von Gizeh entfernt.
Isabella Stewart Gardner Museum
Der Raub im Gardner Museum im Jahr 1990 ist der größte Coup aller Kunstdiebstähle. Unter den 13 entwendeten Arbeiten befanden sich Werke von Rembrandt, Vermeer, Degas und Manet. Zusammen sind sie eine halbe Milliarde US-Dollar wert, was den Vorfall zum größten Kunstraub der Geschichte macht.
Am 18. März klingelten zwei Männer um 1:24 Uhr morgen an der Tür des berühmten Museums in Boston. Sie waren als Polizisten verkleidet – einer von ihnen hatte einen Schnurrbart aus Wachs – und behaupteten, dass sie auf einen Notruf reagierten. Nachdem ein Sicherheitsmann sie eingelassen hatte, fesselten die Räuber ihn und seinen Kollegen mit Handschellen. Dann verbrachten sie die nächsten 81 Minuten dabei, ihre Beute einzusammeln. Sie gingen dazu sogar zweimal zum Auto.
Es wird zwar nach wie vor aktiv in diesem Fall ermittelt, er bleibt jedoch bis heute ungelöst – und nicht weniger dramatisch als die eigentliche Tat. 38 Jahre voll Beweisen, die anschließend wieder verschwinden, Erpresserbriefen, codierter Nachrichten in der Zeitung The Boston Globe und mitternächtlicher Fahrten zu Lagerhäusern erbrachten keinen Hinweis auf die vermissten Kunstwerke. Inzwischen wurde die ausgesetzt Belohnung für Hinweise, die zur sicheren Heimkehr der Bilder führen, auf 10 Millionen US-Dollar (ca. 8,4 Millionen Euro) angehoben.
Um ein Zeichen für die Abwesenheit der Gemälde – und das hoffnungsvolle Warten auf ihre Rückkehr – zu setzen, zeigt das Gardner immer noch ihre leeren Rahmen an den Wänden. Bei Besuchern sind sie ein beliebtes Fotomotiv für ihre Instagram-Accounts. Die weltberühmte Sammlung des Hauses besteht aus historischer und moderner Kunst, die in einem wunderschönen Anwesen im bostoner Stadtteil Back Bay ausgestellt wird. Das Museum twittert regelmäßig und unterhaltsam über neue Informationen zu Programmen und Events.
Fälschermuseum
Das Fälschermuseum in Wien war nicht Schauplatz eines Verbrechens. Aber an seinen Wänden hängen Werke, die durch die kleinste Veränderung der Kennzeichnung ihrer Urheberschaft, zu Straftaten werden würden.
Das Museum wurde im Jahr 2005 eröffnet und feiert die seltsame Geschichte der Fälscherei (und klärt die Besucher darüber auf, wie dieser Betrug aufgehalten werden kann). Seine Sammlung umfasst über 80 Kunstwerke von berühmten Fälschern wie Han van Meegeren. Eine seiner Imitationen von Vermeer wurde in der Vergangenheit für das großartigste Werk des Meisters gehalten. Rembrandt, Picasso und Matisse sind einige der künstlerischen Schwergewichte, deren Arbeit die Fälschungen in diesen Räumen inspirierte.
Die Besucher des winzigen Museum können versuchen, offensichtliche Zeichen und „Zeitbomben“ zu finden, die darauf hinweisen, dass die Arbeit nicht ist, was sie scheint. Unweit der Donau befindet sich das Museum in der Nähe des Hundertwasserhauses, eine architektonische Kuriosität, die Touristen anzieht.