Curry Culture: Auf den Spuren der Liebe durch Indien
Autorin Christina Franzisket berichtet in dem neuen Bildband „Culture Curry“ über ihre Indienreise mit Fotograf Nagender Chhikara.
Mit einer blauen, klapprigen Rikscha auf den Spuren der Liebe –
Autorin Christina Franzisket berichtet in dem neuen Bildband „Culture Curry“ (NATIONAL GEOGRAPHIC Buchverlag) über ihre Indienreise mit Fotograf Nagender Chhikara. Die beiden Freunde machen sich auf Entdeckungsreise durch Indien und dessen Liebeskultur. Auf ihrem Weg merken sie: Wir lieben grundverschieden.
Christina: Ich mache mir Sorgen. . . Wie soll man jemanden lieben, den man nie zuvor getroffen hat?
Nagender: Warum nicht? Hier in Indien wachsen Mädchen und Jungen in dem Wissen auf, dass sie eines Tages verheiratet werden. Diese Zeit ist dann sehr spannend, voller Veränderungen, aber auch voller Angst. Doch diese lässt dann auch nach!
Christina: Aber was ist mit den Schmetterlingen im Bauch, die man spürt, wenn man sich verliebt?
Nagender: Wir in Indien entwickeln die Schmetterlinge erst im Laufe der Zeit und fangen nicht damit an, wie ihr in Deutschland. Und das geht dann meistens sehr schnell. Der Grund hierfür ist ganz simpel: Sex ist in Indien ein Tabu. Zum ersten Mal sexuelle Erfahrungen mit einem Partner auszutauschen ist also etwas, das sie sich lange wünschen, aber bis zur Hochzeit nicht dürfen. Somit steigt die Aufregung und Freude und die Schmetterlinge fangen an zu flattern.
Christina: Und nach welchen Kriterien sucht der Familienvater nach dem passenden Mann für seine Tochter?
Nagender: Nun, die Suche nach einem Ehepartner funktioniert erstmal durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Großfamilie, Freunden und Kollegen werden informiert. Mittlerweile gibt es in Indien sogar Partnerbörsen im Internet!
Bei der Auswahl kommen nur Partner in Frage, die aus der gleichen Kaste stammen. Der Lebensstandard muss mindestens das bieten, was die Frau aus ihrem Elternhaus gewohnt ist. Natürlich wird auch auf das Aussehen und den Charakter des Mannes geschaut. Und nicht nur er, auch seine ganze Familie muss passen. Denn bei einer indischen Hochzeit heiraten nicht nur Mann und Frau, sondern zwei Familien.
Christina: Also sind meine Sorgen doch berechtigt! Was ist mit den offenen und modernen Frauen, die ich hier in Indien kennengelernt habe? Wie deine Cousine Kanika. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie als demütige, folgsame Hausfrau glücklich werden kann.
Nagender: Ich kann verstehen, dass du das so siehst. In deiner Kultur leben Frauen frei, unabhängig, emanzipiert und gleichberechtigt. Aber hier ist das nicht so. Kanika hat nicht das gleiche Verständnis von Freiheit wie du. Wenn du jemanden offen und modern nennst, dann hast du die Werte deiner Gesellschaft im Kopf. Meine Cousine fühlt sich frei und selbstständig allein dadurch, dass sie ein kleines bisschen von der konservativen indischen Gesellschaft abweicht. Etwa heimlich einen Schluck Bier trinken oder einen Rock tragen. In ihrem Herzen ist sie sehr viel konservativer, als du es dir vorstellen kannst. Deshalb wird sie den nächsten Lebensabschnitt, auf den sie seit ihrer Kindheit vorbereitet wird, glücklich annehmen.
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