Eine Chronik des Syrienkonflikts

Seit 2011 tobt in Syrien ein Bürgerkrieg, in den mittlerweile auch internationale Kräfte verwickelt sind. Der Konflikt löste eine der schlimmsten Flüchtlingskrisen der Moderne aus.

Von National Geographic
Veröffentlicht am 13. Mai 2020, 13:42 MESZ
Al Ghouta, Syrien. Dr. Amani (rechts) behandelt zwischen anderen Verletzten und medizinischem Personal ein verletztes Baby.

Al Ghouta, Syrien. Dr. Amani (rechts) behandelt zwischen anderen Verletzten und medizinischem Personal ein verletztes Baby.

Foto von National Geographic Staff

 

2010 Syrien vor dem Krieg

  • Syriens reichhaltige Kulturgeschichte begann vor mehr als 8.000 Jahren.
  • Laut der Weltbank ist es ein Land mit niedrigen mittleren Einkommen und schnellem Wirtschaftswachstum. Landwirtschaft, Tourismus und Erdöl sind die Hauptstandbeine der Wirtschaft. Gesundheitsversorgung und Schulwesen sind kostenlos.
  • Präsident Bashar al Assad löst seinen Vater als Staatsoberhaupt ab.

     

2011

  • Eine Gruppe aus Kindern und Teenagern wird verhaftet, weil sie im syrischen Daraa politische Graffiti geschrieben haben. Das syrische Regime reagiert mit Gewalt auf die friedlichen pro-demokratischen Proteste im Land. Dutzende Menschen werden getötet, als Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten vorgehen.
  • Die USA und die EU verhängen Sanktionen gegen Öl und andere Güter, um Druck auf die syrische Regierung auszuüben, damit sie ihre gewaltsamen Handlungen einstellt. Der Versuch bleibt erfolglos.
  • Assad entsendet gewalttätige Truppen in die Städte Hama und Deir Ezzo, wo hunderte von Zivilisten getötet werden.
  • Die Arabische Liga – eine freiwillige Vereinigung von Ländern, deren Amtssprache Arabisch ist oder deren Einwohner hauptsächlich Arabisch sprechen – kündigt Syriens Mitgliedschaft zum 16. November 2011. Später stimmen Außenminister von 19 Ländern der Arabischen Liga dafür ab, wegen seiner Beteiligung an den Angriffen auf Zivilisten Wirtschaftssanktionen gegen das syrische Regime zu verhängen.

     

2012

  • Die syrische Regierung verstärkt das Bombardement seiner Bürger in mehreren Städten des Landes.
  • Der UN-Sicherheitsrat tagt zum Thema Syrien. Das Treffen endet ohne eine Einigung auf einen Resolutionsentwurf, der Druck auf Syrien ausüben würde, damit es sein Vorgehen gegen regierungskritische Demonstranten einstellt.
  • Die USA schließen ihre Botschaft in Damaskus und ziehen ihre Diplomaten ab. Der Golf-Kooperationsrat verkündet, dass er seine Diplomaten aus Damaskus abzieht und syrische Diplomaten aus den Mitgliedsstaaten ausweist.
  • In Jordanien eröffnet das Flüchtlingslager Zaatari in der Nähe der syrischen Grenze. Es war als temporäre Unterkunft gedacht. Mittlerweile leben dort seit Jahren zehntausende syrische Flüchtlinge.
  • Der UN-Menschenrechtsrat erklärt, dass Syrien Kriegsverbrechen und andere Akte begangen hat, die gegen internationales Recht verstoßen.

 

2013

  • Assad verkündet, dass er nicht zurücktreten wird. Seine Vision vom Syrien der Zukunft beinhaltet eine neue Konstitution.
  • Mitglieder der Opposition glauben, dass Assad nur leere Rhetorik zu bieten hat und keine echten Maßnahmen ergreift, um die Gewalt und Unterdrückung zu beenden.
  • Die syrische Regierung setzt den chemischen Kampfstoff Sarin bei einem Angriff auf Al Ghouta ein. Mehr als 1.400 Menschen sterben.
  • Die Hohe UN-Kommissarin für Menschenrechte, Navanethem Pillay, erklärt, dass eine Untersuchungskommission „überwältigende Beweise“ dafür gefunden hat, dass höchste Regierungskreise in Syrien verantwortlich für die Kriegsverbrechen sind.

 

2014

  • ISIS ruft in den besetzten Gebieten in Syrien und dem Irak ein Kalifat (einen islamischen Staat) aus.
  • Der UN-Sicherheitsrat verabschiedet einstimmig eine Resolution, die den Zugang zu humanitärer Hilfe in Syrien erleichtert.
  • Die USA und Alliierte fliegen Luftangriffe gegen ISIS-Ziele in Syrien. Der Fokus liegt dabei auf den Städten Raqqa und Aleppo.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin verkündet, dass Russland die syrische Regierung bei ihrem Kampf gegen ISIS unterstützt.
Trailer | The Cave
Die bewegende Dokumentation THE CAVE begleitet ein Ärztinnen-Team in Syrien, das in einem unterirdischen Krankenhaus unermüdlich Kriegsopfer behandelt.

2015

  • Russland fliegt seine ersten Luftangriffe und erklärt, dass es ausschließlich ISIS angreift. Die syrische Opposition sagt, dass Russland fast nur Anti-Assad-Rebellen angreift und mehr schadet als hilft.
  • Das Welternährungsprogramm kürzt die Rationen für den Libanon und Jordanien aufgrund eines Finanzierungsengpasses.
  • Jahre nach Beginn des Konflikts schockiert das Foto des 2-jährigen Alan Kurdi (in der Presse zunächst fälschlicherweise Aylan Kurdi geschrieben) die Welt und lenkt wieder mehr Aufmerksamkeit auf das Grauen des Syrienkonflikts.
  • Die Organisation Physicians for Human Rights organisiert in New York City ein „Massensterben“, um darauf aufmerksam zu machen, dass medizinisches Personal vom syrischen Regime angegriffen und getötet wird.

 

2016

  • Mit der Unterstützung russischer Flugzeuge erobert die syrische Regierung Aleppo zurück, einen der wichtigsten Rebellenstützpunkte.
  • Die Türkei und Russland beschließen einen Waffenstillstand für den Osten Aleppos, damit Zivilisten evakuiert werden können. Der UN-Sicherheitsrat beruft eine Notfallsitzung ein, weil sich Berichte über außergerichtliche Tötungen und steigende Todeszahlen bei Zivilisten häufen. Der Waffenstillstand hält nicht mal einen Tag lang.
  • Zehntausende syrische Flüchtlinge sind in Flüchtlingslagern nahe der jordanischen Grenze gestrandet, nachdem Jordanien seine Grenzen geschlossen hat, um den Flüchtlingsstrom zu bremsen. Mehr als 40.000 Menschen leben noch immer dort.

 

2017

  • Nach Monaten der Bombardierung durch die Koalitionskräfte sowie Bodenangriffen der US-gestützten Demokratischen Kräfte Syriens wird ISIS aus seiner Quasi-Hauptstadt Raqqa vertrieben.
  • Dutzende Zivilisten werden laut Berichten bei einem mutmaßlichen chemischen Angriff in der von Rebellen besetzten Stadt Khan Sheikhoun getötet. Das russische Verteidigungsministerium behauptet, das Gas wurde freigesetzt, als syrische Kräfte ein von Terroristen betriebenes Munitionsdepot für chemische Waffen bombardiert haben. Aktivisten behaupten hingegen, dass die Syrer einen weiteren gezielten chemischen Angriff durchgeführt haben.
  • Bei einem G-20-Treffen wird ein Waffenstillstand für den Südwesten Syriens verhandelt. In einigen Städten des Landes kommt es weiterhin zu Auseinandersetzungen.
  • Es gibt nach wie vor Berichte darüber, dass die syrische Regierung ihren Bürgern illegal und mit voller Absicht kritische Hilfe verweigert, darunter auch Zugang zu Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung.

 

2018

  • Behauptungen über einen neuen chemischen Angriff im Osten von Ghutas größter Stadt Duma veranlassen die USA, Großbritannien und Frankreich zu einer Reihe von Vergeltungsschlägen auf syrische Ziele.
  • Ein UN-Gesandter sagt, dass die UN mindestens 7.000 Fälle bestätigen konnten, bei denen Kinder im Laufe des siebenjährigen Kriegs in Syrien entweder getötet oder verstümmelt wurden. Unbestätigten Berichten zufolge liegt die tatsächliche Zahl allerdings „weit jenseits der 20.000“.
  • Die syrische Armee erobert fast den gesamten Süden des Landes zurück, bis hin zu den Grenzen zu Jordanien und den von Israelis besetzten Gebieten.
  • Trump verkündet den plötzlichen Rückzug aller US-Truppen aus Syrien.
  • Der Zugang für humanitäre Hilfsgruppen ist aufgrund der unsicheren Lage weiterhin begrenzt. 2,9 Millionen Menschen leben in schwer zugänglichen Bereichen, in die Hilfskräfte nicht regelmäßig vordringen können.

 

2019

  • Das neunte Jahr des Syrienkonflikts beginnt.
  • Winterstürme wüten in Syrien, dem Libanon, der Türkei und Jordanien. Durch Überschwemmungen werden zahlreiche Flüchtlinge aus ihren Zeltsiedlungen vertrieben, insbesondere im libanesischen Bekaa-Tal.
  • Im Nordwesten Syriens verschärfen sich die Konflikte und resultieren in der Zerstörung von Kliniken und der Vertreibung weiterer syrischer Bürger.

 

2020

  • Etwa eine Million Syrer aus der Region um Idlib fliehen in Richtung Türkei vor einer Militäroffensive der syrischen Regierungstruppen, die von Russland unterstützt wird.
  • Amnesty International wirft Syrern und Russland Kriegsverbrechen in Idlib vor.

 

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