Warum dieser deutsche Globus jetzt UNESCO Weltdokumentenerbe ist
Die älteste Darstellung der Erde als Kugel und die Geschichte der Hanse zählen zu den vier neu aufgenommenen deutschen Zeugnissen im UNESCO Weltdokumentenerbe.
Der Behaim-Globus wurde zwischen 1492 und 1494 in Auftrag gegeben. Er ist der älteste Globus der Welt.
Das UNESCO Weltdokumentenerbe umfasst dokumentarische Zeugnisse mit besonderem kulturellen und historischen Wert für die Menschheit. „Sie rufen kulturelle Wendepunkte der Geschichte in Erinnerung und sind Wissensquelle für die Gestaltung heutiger und künftiger Gesellschaften“, heißt es von der UNESCO selbst. Fast 500 Dokumente gehören dazu, darunter eine Sammlung indigener Sprachen aus Mexiko und das deutsche Benz-Patent.
Von der Gutenberg-Bibel bis zu den Märchen der Gebrüder Grimm war Deutschland bislang mit 24 Einträgen im Weltdokumentenerbe vertreten. Nun sind vier neue Zeugnisse hinzugekommen. „Sie dokumentieren die Vielfalt deutscher Beiträge zur Kulturgeschichte“, so die UNESCO.
Behaim-Globus: Die älteste kugelförmige Darstellung der Erde
Der Behaim-Globus befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
Zu den neuen Kulturgütern aus Deutschland gehört unter anderem der Behaim-Globus. Er ist der älteste Globus der Welt und symbolisiert den Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit.
Zwischen 1492 und 1494 in Auftrag gegeben, war die älteste noch erhaltene kugelförmige Darstellung der Erde bei ihrer Fertigstellung allerdings schon wieder überholt: Auf der Oberfläche des Globusses fehlen die Kontinente Amerika und Australien sowie der Pazifik, die erst in den darauffolgenden Jahren kartiert wurden. Daher beträgt der Erdumfang beim Behaim-Globus lediglich 29.000 Kilometer statt der eigentlichen 40.000 Kilometer.
Schriftdokumente der Hanse: Ein besonderes Handelsbündnis
Die Dokumente der Hanse sicherten die Vereinbarungen, die auf den Hansetagen getätigt wurden.
Auch 21 Dokumente der Hanse zählen zu den Neuaufnahmen des Weltdokumentenerbes. „Gemeinsam zeigen sie die Entwicklung Nordeuropas vor über 600 Jahren“, erklärt die UNESCO. Schon lange vor den Zeiten eines globalen Handelssystems organisierte die Hanse einen Austausch von Produkten über Ländergrenzen hinweg.
So konnten Menschen auf Erzeugnisse und Rohstoffe zugreifen, die vor Ort nicht zur Verfügung standen. Während Holz zum Schiffbau aus dem Baltikum und Russland nach Westeuropa transportiert wurde, brachten die hanseatischen Kaufleute zum Beispiel Salz und andere Gewürze aus dem Westen nach Osteuropa. „Der Beitrag der Hanse zur kulturellen Entwicklung der Verschriftlichung, ihre spezifischen Innovationen in Produktion, Erhaltung und Anwendung schriftlicher Aufzeichnungen weisen ihr einen besonderen Platz im historischen Gedächtnis der Welt zu“, so die UNESCO.
Codex Manesse: Mittelhochdeutsche Liedersammlung
Eine der berühmten 137 Farbminiaturen im Codex Manesse.
426 Pergamentseiten, beidseitig von Hand beschrieben und mit 137 farbenprächtigen, ganzseitigen Miniaturen versehen: Der Codex Manesse, auch bekannt als Große Heidelberger Liederhandschrift, ist die bedeutendste und umfangreichste Lied- und Spruchdichtung des Mittelhochdeutschen.
Die Sammlung entstand vermutlich zwischen 1300 und 1340 und sorgte dafür, dass die bis dahin meist mündlich überlieferten Lieder erstmals schriftlich festgehalten wurden. „Viele Texte wären ohne die Handschrift heute verloren“, schreibt die UNESCO. Die Darstellungen seien heute eine wichtige Quelle für das Verständnis vom ritterlichen Mittelalter.
Ada-Evangeliar: Bilderhandschriften der vier Evangelien
Darstellung von Lucas im Ada-Evangeliar.
Die in Worms und Aachen entstandenen Handschriften des sogenannten Ada-Evangeliars stammen aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen. Die Bilderhandschriften enthalten sowohl den lateinischen Text der vier Evangelien als auch ganzseitige Darstellungen der vier Evangelisten. Sie zählen zu den wertvollsten Dokumenten der frühmittelalterlichen Zeit um 800 und repräsentieren einen Höhepunkt der mittelalterlichen Kultur.
„Am kaiserlichen Hof versammelten sich die bedeutendsten Künstler und Gelehrten der Epoche und schufen dort ein Zentrum von internationalem Rang und weitreichendem Einfluss“, heißt es von der UNESCO. Die Handschriften würden das Verhältnis von Kirche und Staat in der Zeit des karolingischen Hofes verdeutlichen und die Reichsideologie und das kaiserliche Selbstverständnis Karls des Großen zeigen. Sie wurden als kaiserliche Geschenke oftmals an hochrangige Würdenträger verschenkt.