Jakobitenaufstand: So sah der „Hübsche Prinz Charlie“ wirklich aus

Als der im Exil lebende Charles Edward Stuart im Jahr 1745 in Schottland einfiel, wurde er dort vor allem für eines bekannt: sein Aussehen. Forschende haben nun ein genaues Abbild des „Bonnie Prince Charlie“ zur Zeit der Invasion erstellt.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 25. Aug. 2023, 09:47 MESZ
Die Nachbildung des Kopfes hat blonde Haare, blaue Augen und Pickel.

So sah Charles Edward Stuart aus, als er im Jahr 1745 den Aufstand gegen die englische Krone anführte. In die Geschichte ist er aber auch wegen seines Aussehens eingegangen.

Foto von University of Dundee, CAHID

Im Jahr 1745 führte Charles Edward Stuart eine Revolte gegen die britische Krone an, um seinen Vater James Francis Edward Stuart wieder auf den Thron zu bringen. Bekannt wurde der Vorfall als der zweite Jakobitenaufstand, benannt nach den Anhängern der im Exil lebenden Familie Stuart.

Heute ist Charles Edward Stuart vor allem durch seinen Beinamen „Bonnie Prince“ Charlie bekannt – zu deutsch „Hübscher Prinz“ Charlie. Doch wie sah der Prinz beim damaligen Aufstand tatsächlich aus?

Mit dieser Frage hat sich nun ein Forschungsteam um die Masterstudentin Barbora Veselá vom Centre for Anatomy and Human Identification (CAHID) der University of Dundee beschäftigt. Anhand von Todesmasken des Prinzen und einer Software, die den Alterungsprozess digital rückgängig machen kann, konnte das Team ein Bild des hübschen Prinzen erstellen – und zeigen, dass sich Schönheitsideale mit der Zeit wandeln.

Gemälde von William Mosman aus dem Jahr 1750. Nur wenige Jahre vor dem Entstehen dieses Bildnisses hatte Charles erfolglos den Aufstand gegen die englische Krone angeführt. 

Foto von William Mosman, 1727-1771

Rekonstruktion des hübschen Prinz Charlie

Charles Edward Stuart starb erst über 40 Jahre nach dem Jakobitenaufstand im Alter von 67 Jahren. Als er in England einfiel, war er gerade einmal 24 Jahre alt. „Wir neigen nicht dazu, über das Alter von Menschen nachzudenken, wenn wir Geschichte studieren“, sagt Veselá. Deshalb war ihr wichtig, zu zeigen, wie Stuart während der Revolte aussah. „Es ist faszinierend, sich vorzustellen, wie jung er in diesem entscheidenden Moment der Geschichte war.“

Als Grundlage für die Rekonstruktion dienten ihr und ihrem Team zwei Totenmasken des Prinzen, die kurz nach seinem Tod mithilfe eines Gesichtsabdrucks aus Gips angefertigt wurden. Auf der Grundlage dieser Masken erstellte Veselá zunächst ein 3D-Modell des 67-jährigen Charles Edward Stuart. 

Erst dann folgte der wohl wichtigste Arbeitsschritt: die Umkehr des Alterungsprozesses. Dazu nutzte Veselá zunächst eine digitale Bildhauersoftware, druckte dann ein 3D-Modell aus und verwendete Wachs, Ölfarbe und Haare, um die physische Rekonstruktion zu erstellen. Dabei ließ sie auch Beschreibungen und andere Abbilder Stuarts einfließen – beispielsweise war bekannt, dass der Prinz Hautunreinheiten hatte, die Veselá ebenfalls aufnahm.

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    Das Ergebnis der Rekonstruktion zeigt, welche Schönheitsideale im Europa des 18. Jahrhunderts vorherrschten. Veselá fielen beim Anfertigen des Modells vor allem Stuarts markante Merkmale wie Nase und Augen auf. „Er hat einige interessante Züge, die dazu anregen, ihn zu genauer zu betrachten“, sagt sie. 

    Sie hofft, dass Rekonstruktionen wie ihre dazu beitragen können, den Menschen historische Persönlichkeiten näherzubringen. Gerade, wenn man die Menschen so sehen kann, wie sie zu wichtigen historischen Ereignissen ausgesehen haben müssen, könne man sie als komplexe Persönlichkeiten verstehen. So auch den hübschen Prinzen, der im Namen seines Vaters eine blutige Revolte anführte. „Ein Gesicht zu haben, das man betrachten kann, hilft uns, ihn als Menschen zu sehen und nicht nur als einen Namen aus der Geschichte.“

     

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