Alhambra in Granada: Geheimnisse eines alten Palasts
Der Blick hinter die Kulissen der Alhambra von Granada offenbart Geheimnisse der muslimischen Herrscher, die hier fast 300 Jahre lang regierten.
Der Blick hinter die Kulissen der Alhambra von Granada offenbart Geheimnisse der muslimischen Herrscher, die hier fast 300 Jahre lang regierten.
Jesús Bermúdez ist eng mit der Alhambra verbunden. Er ist in der Festung im spanischen Granada geboren und hinter den Mauern des alten Palastes aufgewachsen. Als sein Vater 1942 die Leitung des Alhambra-Museums über nahm, zog die Familie in ein Haus innerhalb der Anlage, die auf dem Sabikah-Hügel über Granada thront. Von klein auf tauchte er tief in die Geschichte und die Legenden der Alhambra ein. Der Komplex, seit 1984 UNESCO-Weltkulturerbe, gilt als glanzvoller architektonischer Höhepunkt in der Geschichte der fast 800 Jahre währenden islamischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel. Seine Kindheit hinter den weltberühmten Mauern war der Beginn einer lebenslangen Hingabe. Seit fast vier Jahrzehnten ist Bermúdez Archäologe und Konservator in der Alhambra.
Die Geheimnisse der Alhambra
Obwohl er sich so selbstverständlich durch die Anlage bewegt, als wäre sie sein eigenes Zuhause, vermittelt er stets den Eindruck neuer Bewunderung. Manchmal scheint es, als bestaune er seine Umgebung zum ersten Mal. Bermúdez bleibt stehen, um Gruppen von Studierenden, Wächter, Gästeführerinnen oder Gärtner zu grüßen. Er zeigt denselben Stolz, den vermutlich einst die Emire empfanden, wenn sie Besucher durch ihren Palast führten. Es könnte keinen besseren Begleiter als Bermúdez für eine Tour hinter die Kulissen geben, zumal er auch den offiziellen Reiseführer verfasst hat.
Wir beginnen unseren Rundgang am Tor der Gerechtigkeit, dem größten der vier Eingänge der Alhambra. Doch wir werden nicht nur wie Touristen aus aller Welt ihre berühmten Innenhöfe und Türme besichti gen, sondern auch jene Nischen entdecken, die nur wenigen vorbehalten sind. Es sind Orte, an denen sich Fakten und Mythen mischen. Immer tiefer dringen Forscher in die Geheimnisse der Alhambra ein. Dies ist nach wie vor ein Ort, der zahlreiche Archäologen und Restauratoren beschäftigt. Eines der rätselhaftesten Kunstwerke, das oben abgebildete Gemälde, ist zum Beispiel erst seit Kurzem, nach fast 20 Jahren Restaurierungsarbeit, wieder zu sehen.
„Die Alhambra ist zuallererst eine Stadtburg“, sagt Bermúdez. „Sie war der Sitz des Staatsoberhaupts, mit Kasernen für das Militär. Es war eine Residenzstadt mit einer Reihe von Palästen, die im Laufe von zweieinhalb Jahrhunderten erbaut wurden.“ Den Anfang machte die eher strenge Alcazaba, die Festung, mit deren Bau man im Jahr 1238 unter Muhammad I. begann. Später kamen Paläste im prachtvollen Stil der Nasri den-Dynastie hinzu. Eine Reihe von Emiren aus der Familie der Nasr herrschte bis 1492.
Monument architektonischer Meisterschaft
Dann wurde das letzte Bollwerk islamischer Herrschaft auf der Halbinsel nach der Heirat zwischen Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon von der Armee der geeinten spanischen Monarchie eingenommen. 254 Jahre hatten die Nasriden über das Emirat Granada geherrscht, das sich weit über die Grenzen der Stadt hinaus erstreckte. In diesem Teil des heutigen Andalusiens „stand die Zeit still, und eine feudale Gesellschaftsordnung blieb wie in einer abgeschiedenen idyllischen Oase erhalten“, erklärt Bermúdez. Das Königreich hinterließ ein Monument der Schönheit und architektonischen Meisterschaft, entstanden in al-Andalus, wie man die von Muslimen beherrschte Region nannte.
Cover National Geographic 8/24
Die ausführliche Reportage zur Alhambra inklusive Bildern, Karten und Illustrationen finden Sie im National Geographic Magazin 8/24. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr: Sichern Sie sich die nächsten 2 Ausgaben zum Sonderpreis!