Bissspuren an Gladiator-Knochen: Hinweise auf Kampf gegen Raubkatze?
Forschende in York haben den ersten Knochen eines Gladiatoren entdeckt, der Bissspuren eines Tieres aufweist. Der Knochen unterstreicht den Stellenwert von wilden Tieren im Römischen Reich.

Detailaufnahme des Römermosaiks in Bad Kreuznach, die einen Gladiatoren beim Kampf mit einem Raubtier zeigt.
Das Leben von Gladiatoren im Römischen Reich kann man heute vor allem durch handschriftliche Zeitzeugenberichte sowie Fresken und Mosaike nachvollziehen. Tatsächliche Überreste von Gladiatoren wurden bisher nur selten entdeckt – am wenigsten solche, die beweisen, dass Gladiatoren nicht nur gegen Menschen, sondern auch gegen wilde Tiere gekämpft haben.
Ein Forschungsteam aus England hat nun erstmals einen Knochen eines Gladiators gefunden, der Bissspuren einer Raubkatze aufweist. In ihrer Studie, die im Fachmagazin PLOS One erschienen ist, erklären die Forschenden, was ihr Fund für unser Verständnis von Gladiatoren bedeutet.
Löwe oder Tiger für Bissspuren verantwortlich
Entdeckt haben die Forschenden die Bissspuren in einem Skelett, das bei vorangegangenen Ausgrabungen auf dem Gladiatoren-Friedhof Driffield Terrace zutage gefördert wurde. Der Friedhof befindet sich außerhalb der englischen Stadt York und gehörte einst zur römischen Stadt Ebocarum. Er beherbergt etwa 80 junge römische Kämpfer. Der Gladiator, dessen Skelett Bissspuren aufweist, starb der Studie zufolge im 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr.
Dass der Mann offenbar gleich mehrmals von einem Raubtier gebissen wurde, beweisen Vertiefungen an seinem Beckenknochen. Von diesen erstellten die Forschenden im Rahmen ihrer Studie einen dreidimensionalen Scan und verglichen sie mit Bissspuren verschiedener Tiere. Das Ergebnis: Am wahrscheinlichsten ist es, dass ein Löwe oder Tiger für die Einkerbungen im Knochen verantwortlich war.

Die Verletzungen an zwei Seiten des Knochens wurden durch eine große Raubkatze verursacht.
Brutaler Kampf oder Ende im Raubtierkäfig?
Das bestätigt osteologisch, also im Sinne der Knochenlehre, was schon länger durch Aufzeichnungen bekannt ist: Menschen und Tiere mussten im Römischen Reich auf verschiedene Weise gegeneinander in Wettbewerben antreten. Darunter fallen Gladiatorenkämpfe, aber auch Wagen-Wettrennen oder sogenannte ,beast hunts‘, bei denen Kämpfer wilde Tiere wie Bären, Elefanten oder Raubkatzen jagen mussten.
Die Forschenden lenken allerdings ein, dass es in diesem Fall auch möglich ist, dass dem Gladiator die Bissspuren erst nach seinem Tod zugefügt wurden. Er könnte der Raubkatze beispielsweise nach einem verlorenen Kampf zum Fraß vorgeworfen worden sein – was die wichtige Rolle von Raubkatzen im Römischen Reich allerdings ebenfalls beweise, so die Forschenden.
