Von Mumienfluch bis Vodou: Die 5 berühmtesten Flüche der Welt

Unerklärliches Pech, ausgleichende Gerechtigkeit oder doch alles nur Einbildung? Berühmte Flüche und was die Wissenschaft dazu sagt.

Von Heidrun Patzak
Veröffentlicht am 29. Apr. 2025, 16:49 MESZ
Tutanchamun

Der Archäologe Howard Carter und ein Gehilfe am geöffneten Sarkophag von Tutanchamun.

Foto von Exclusive to The Times, „Tuts Tomb Opened“, gemeinfrei

Fluchen ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Wer flucht, will seinen Unmut kundtun. Oder man verflucht – einzelne Personen, Familien oder ganze Landstriche. 

Warum man das tut? Der Philosoph Andreas Dorschel hat in seinem Entwurf zu der Theorie des Fluchens eine Antwort parat: „Der Fluch gibt dem Hassenden ein Mittel an die Hand, sich selbst zu ermächtigen.“ Kurz gesagt: Man flucht, um sich besser zu fühlen.

Doch Flüche werden von Menschen auch herangezogen, um Unerklärliches erklärbar zu machen. Das wiederum ruft die Wissenschaft auf den Plan. Das sind die berühmtesten Flüche der Welt – und was tatsächlich dahintersteckt. 

Der Fluch des Pharao: Ein Fund mit Todesfolgen

Er ist wohl einer der bekanntesten Flüche des 20. Jahrhunderts: Der Fluch des Tutanchamun oder auch Fluch des Pharao genannt. 1922 entdeckte der britische Archäologe Howard Carter die Grabstätte des Pharaos Tutanchamun, das berühmte Grab Nummer KV 62. 

Neben dem geschlossenen Sarkophag befand sich angeblich eine Tontafel mit einer unheilvollen Aufschrift: „Der Tod soll den mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharaos stört.“ Damit bestätigte sich der Volksglaube, dass Pharaonen ihre Gräber mit magischen Flüchen beschützten. 

Carter und sein Finanzier Lord Carnarvon öffneten das Grab dennoch einige Wochen später, was von den Medien zu einer echten Sensation stilisiert wurde.

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    Howard Carter

    Carter und sein Team öffnen am 16.12.1923 den äußersten der vier Schreine, die den Sarkophag von Tutanchamun umschließen.

    Foto von Harry Burton, Removing the lid of the outermost shrine, gemeinfrei

    In den Monaten darauf nahm das Schicksal seinen Lauf: Ein Expeditionsmitglied nach dem anderen, sechs insgesamt, verstarben. Unter anderem auch Carnarvon selbst. Er erlag einer Lungenentzündung. Angeblich soll im gleichen Moment, in dem Carnarvon verstarb, auch die dreibeinige Dogge des Lords tot umgefallen sein. 

    Die Presse überschlug sich mit Horrormeldungen und fantastischen Geschichten, man glaubte den Fluch des Tutanchamun als bestätigt.

    Jahrzehnte später befasste sich die Wissenschaft mit dem angeblichen Phänomen. Forschende fanden heraus, dass ein über Jahrtausende im Sarkophag eingeschlossener Schimmelpilz (Aspergillus Flavus) zu heftigen allergischen Reaktionen der Teilnehmer geführt haben könnte. Waren die Menschen bereits älter oder litten unter Vorerkrankungen, könnte der Kontakt mit dem Schimmelpilz tödlich enden. 

    Doch selbst diese These wird inzwischen angezweifelt. Der australische Forscher Mark Nelson wertete im Jahr 2002 die Lebensläufe der damaligen Expeditionsteilnehmer statistisch aus: Die Lebenserwartung und Sterblichkeit der Grabungsteilnehmer weicht nicht von der ihrer Zeitgenossen ab. 

    Totenmaske des Tutanchamun

    Die Totenmaske des Tutanchamun, ausgestellt im Ägyptischen Museum in Kairo.

    Foto von Mark Fischer, King Tut Burial Mask, CC BY-SA 2.0

    Selbst von den angeblichen Tontafeln, auf denen der Fluch niedergeschrieben stand, fehlt bis heute jede Spur. Der Fluch des Pharao war also nichts weiter als ein medial aufgebauschtes Zerrbild der Realität, und so profan es klingt: eine Zeitungsente.

    Gefährliches Spiegelbild: Der Fluch des zerbrochenen Spiegels

    Wer einen Spiegel zerbricht, dem blühen sieben Jahre Pech – so der Fluch. Seinen Ursprung hat dieser Aberglaube im antiken Rom: Die alten Römer nutzten polierte Metallspiegel nicht nur zur Körperpflege, sondern auch für Wahrsagungen. Sie glaubten, dass der Spiegel nicht nur das Äußere zeigte, sondern auch die Seele. Zerbrach der Spiegel bei einer solchen Wahrsagung, galt es als böses Omen. 

    In den folgenden Jahrhunderten festigte sich dieser Aberglaube in der gesamten westlichen Welt. Die recht spezifische Zeitspanne von sieben Jahren lässt sich übrigens ganz einfach erklären: Spiegel waren zu Zeiten der Römer so wertvoll, dass deren Wert in etwa sieben Jahresgehältern eines Dieners entsprach.

    Römische Fluchtafel

    Eine originalrömische Fluchtafel aus dem britischen Bath.

    Foto von Mike Peel, Roman baths 2014 57, CC BY-SA 4.0

    Was Flüche betraf, war man zu römischen Zeiten ohnehin recht findig. Bei archäologischen Grabungen entdeckte man antike Fluchtafeln, die vor den unterschiedlichsten Formen von Grabfrevel schützen sollten. 

    So wurden Menschen, die Gräber als Toiletten nutzten, verflucht. „Auch der Raub von Nägeln an den Marmortafeln der Gräber (Wer hier die Nägel entfernt, soll sie sich ins Aug' stechen!) und die Nutzung der Grabsteine als Wahlplakat wurden verflucht“, berichtet Archäologe Dr. Peter Knötzele. Generell sollten die römischen Fluchtafeln im Alltag vor Diebstahl schützen. „Hier sind besonders die aus Bath anzuführen, wo etwa dem Dieb von Kleidung in einem römischen Bad ein Furunkel gewünscht wird.“

    Antike Flüche haben also viel mit Glauben und Wünschen zu tun. Was den Fluch des zerbrochenen Spiegels angeht, gibt es aber tatsächlich Beweise, dass – zumindest in der Theorie – etwas Wahres dran sein könnte. 

    Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden Spiegel nämlich mithilfe von Quecksilber hergestellt. Zerbrachen sie, war es durchaus möglich, dass giftige Substanzen freigesetzt wurden, was gesundheitliche Schäden nach sich ziehen konnte. Von Pech oder gar Todesfolge kann allerdings keine Rede sein.

    Der Fluch des Bermudadreiecks: Unerklärliche Schiffsunglücke

    Unter mysteriösen Umständen verschwundene Flugzeuge. Schiffe, die von Monsterwellen, Kraftfeldern oder sogar Seeungeheuern in den Abgrund gerissen worden sein sollen: Das ist der Mythos, der sich um das Bermudadreieck rankt.

    Seinen Anfang nahm der Fluch des Bermudadreiecks im Jahr 1952, als das US-Magazin Fate einen Artikel über das Seegebiet zwischen den Bermudas, Puerto Rico und Florida veröffentlichte. 

    Es folgten immer mehr Artikel, selbst Bestseller wurden über die unter unerklärlichen Umständen verschwundenen Flugzeuge und Schiffe geschrieben, die meist bei besten Wetterbedingungen abhandenkamen oder ohne Besatzung umhertrieben. So sollen seit dem Jahr 1814 in dem Bermuda-Gebiet rund 50 Schiffe und 20 Flugzeuge spurlos verschwunden sein. 

    Betonschiff Sapona

    Das berüchtigte Betonschiff Sapona lief 1926 nahe der Bahamas-Inseln auf Grund.

    Foto von Shutterstock/ PTZ Pictures

    Wissenschaftliche Theorien gibt es darüber zuhauf: So könnte sogenanntes Methaneis – ein instabiles Methanhydrat, das sich am Meeresboden gebildet hat, für die vielen Untergänge verantwortlich sein. Löst sich das Methan vom Meeresboden, steigt es in kleinen Blasen an die Wasseroberfläche. Das daraus entstehende Gas-Wasser-Gemisch besitzt eine geringere Dichte als Wasser, was den Auftrieb der Schiffe verringert und sie sinken lässt. 

    Lange Zeit galten auch Anomalien im Magnetfeld der Erde, die besonders im Bermudadreieck auftreten sollen, als möglicher Grund für die vielen Untergänge. Ein über 20 Jahre laufendes Forschungsprojekt der US Navy konnte dies jedoch widerlegen.

    Wieder einmal hilft ein Blick in die Statistiken. Denn Seeunglücke sind im Bermudadreieck nicht häufiger als in anderen Seegebieten. Am wahrscheinlichsten für die Untergänge ist schlicht: menschliches Versagen.

    Der Fluch der Vodou-Puppen: Die Macht der Psyche

    Vodou ist eine Naturreligion, die ihren Ursprung in Westafrika hat, und über den transatlantischen Sklavenhandel auch nach Nord- und Südamerika gelangte. 

    Zentral bei dieser spirituellen Praxis sind Heilzauber und Kräuterkunde, ebenso wie soziale und religiöse Aspekte. Vodou-Zeremonien umfassen häufig ekstatische Gesänge, Trance und Tänze. 

    Der Glaube und die Kraft der menschlichen Psyche spielen beim Vodou eine wichtige Rolle. Noch heute geben rund 60 Millionen Menschen an, sich mit diesem Glauben zu identifizieren. 

    Vodou Tanz

    Im Jahr 2003 wurde Vodou in Haiti als offizielle Volksreligion anerkannt.

    Foto von David Stanley from Nanaimo, Canada, Voodoo Dancers, CC BY 2.0

    Eigentlich haben Flüche und schwarze Magie im Vodou nichts zu suchen. Dennoch sind Verfluchungen, häufig mit dem Vehikel einer Puppe, das, wofür Vodou in unseren Breitengraden bekannt ist. 

    Es stimmt, dass mithilfe von Pflanzen und Kräutern Amulette und Figuren im Vodou spirituell aufgeladen werden können. Auch gibt es im Vodou sogenannte „Asets“, kleine Statuen, die für Verstorbene einer Familie stehen. Sie verkörpern den Geist der verstorbenen Person und können um Schutz und Hilfe gebeten werden. Ebenso existieren Puppen, die mit Nadeln durchstochen werden. Diese sollen aber nicht nur als Schadenszauber, sondern vor allem auch bei der Heilung von Erkrankungen helfen. 

    Dass es sich bei Vodou vornehmlich um gefährliche Flüche handelt, die durch Puppen übertragen werden, ist ein Mythos, der besonders von der Unterhaltungsindustrie befeuert wurde. In Filmen wie White Zombie (1932), James Bonds Live and Let Die (1973) oder Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984) wurde die spirituelle Praxis zu einer dunklen Magie stilisiert.

    Vodou Puppen

    Vodou-Puppen auf einem Markt in Togo.

    Foto von Francisco Anzola from United States, Voodoo dolls, CC BY 2.0

    Wissenschaftliche Beweise, dass eine Verfluchung mit einer Vodou-Puppe zu echtem Schaden führt, gibt es nicht. Allerdings hat sich die psychologisch-medizinische Forschung inzwischen des Themas angenommen – und spricht von dem sogenannten „Nocebo-Effekt“. Demzufolge löst allein die Erwartung eines negativen Effekts, wie etwa Schmerzen in Betroffenen, tatsächliche Schmerzen oder gesundheitliche Probleme aus. 

    Mit diesem Phänomen befasste sich unter anderen der Neurowissenschaftler Fabrizio Benedetti. Er fand heraus, dass im Darm der Botenstoff Cholecystokinin (CCK) freigesetzt wird, wenn Menschen Angst oder Panik empfinden. Dieser Stoff löst im Gehirn Schmerzreaktionen aus. 

    Zudem sinken bei pessimistischen oder negativen Erwartungen die Endorphine im Körper – allein schon aufgrund dessen können sich Menschen schlechter fühlen und schmerzempfindlicher werden. 

    Eine Vodou-Puppe besitzt also keine übernatürlichen Kräfte. Doch allein der Glaube an den Fluch, der auf einem liegt, kann zu psychosomatischen, körperlichen Reaktionen führen.  

    Schlechtes Karma: Der Fluch der bösen Tat

    Das Konzept von gutem oder schlechtem Karma ist ein elementarer Bestandteil der buddhistischen und altindischen Philosophie. Es beruht auf dem Prinzip von Ursache und Wirkung. Vereinfacht dargestellt bedeutet Karma: Wer anderen Menschen oder Tieren schadet, hat mit den Konsequenzen zu rechnen – dafür sorgt das Universum. Vielleicht in diesem, vielleicht auch erst im nächsten Leben. 

    Besonders Menschen, die Ungerechtigkeit erleben, schöpfen manchmal Trost in der Vorstellung, dass das Karma den Übeltäter eines Tages einholen wird – das wäre dann der „Fluch“ des eigenen Handelns.

    Gebetsmühlen

    Gebetsmühlen in Bhutan. Der Gebetsmühlentext wird verwendet, um Weisheit und Verdienste (gutes Karma) anzusammeln und Negativität (schlechtes Karma) zu reinigen.

    Foto von Shutterstock/KeongDaGreat

    „In der indischen Moralphilosophie stellt Karma die Hauptmotivation dar, ein moralisches Leben zu führen, und dient als primäre Erklärung für die Existenz des Bösen“, steht es im Lexikon Britannica geschrieben.

    Doch was steckt wirklich hinter gutem oder schlechtem Karma? Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Kognitionspsychologie mit dem „Fluch des Karma“. Forschende erklären Karma unter anderem durch ein sogenanntes „psychologisches Konstrukt“. 

    Psychologische Konstrukte sind Eigenschaften oder Fähigkeiten von Menschen, die nicht direkt messbar sind. „Denkt ein Mensch beispielsweise an Unehrlichkeit, wird seine Aufmerksamkeit auf unehrliche Phänomene in seiner Umgebung gelenkt und seine Wahrnehmung dadurch beeinflusst“, schreibt Wissenschaftsjournalist Naveed Saleh im Magazin Psychology Today

    So beobachteten Studienteilnehmende an einer Selbstbedienungskasse, dass ein Artikel von einem Kunden nicht gescannt wurde. Hatten sich die Teilnehmenden vorher bereits mit Unehrlichkeit beschäftigt, legten sie das beobachtete Verhalten viel eher als Unehrlichkeit oder Diebstahl aus, denn als bloße Vergesslichkeit, berichtet Saleh. 

    Das gilt auch für eigenes Verhalten. Studien zeigten, dass Personen, die sich beispielsweise aggressives oder empörtes Verhalten angewöhnt hatten, in anderen Menschen auch viel eher Aggression und Empörung wahrnahmen. 

    Das eigene Verhalten führt also dazu, dass man die Welt auf eine bestimmte Art und Weise wahrnimmt. Der Fluch des Karmas ist vielleicht weniger ein Fluch, mit dem sich das Universum rächt, sondern schlicht der Fluch der eigenen Denkweisen und Gedanken. 

    Cover Heft 05/25

    National Geographic 2025/05

    Foto von National Geographic Bertie Gregory

    Mehr spannende Reportagen und Berichte im NATIONAL GEOGRAPHIC MAGAZIN 05/25.

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