Galerie: Japans Samurai

Auf dem Schlachtfeld verbreiteten sie Angst und Schrecken. Mit ihren Schwertern sammelten sie Köpfe und Ruhm. Ihre Anführer trugen grimmige Masken und gehörnte Helme. Sie alle lebten nach einem Kodex, der einen ehrenvollen Tod dem Versagen vorzog. Sie waren Samurai – eine Klasse von Elitekriegern, die Japan fast 700 Jahre beherrschten, von 1185 bis 1867. Sie hinterließen ein unauslöschliches Erbe, und ihr Heimatland sucht noch heute nach dem richtigen Umgang mit diesen gewalttägigen Helden.
Hier abgebildet sind eine Maske und ein Helm eines Samurai im Museum der Burg Osaka.
Die Fotos aus dieser Galerie samt den Bildunterschriften erschienen 2003 in einem National Geographic-Artikel namens „Japan’s Way of the Warrior“.
Wochenend-Samurai stellen eine Schlacht am Fluss Ara in Yorii nach. Dort trafen 1590 etwa 50.000 gerüstete Krieger aufeinander, die sich mit Kanonen, Musketen, Schwertern, Lanzen und Pfeil und Bogen bekämpften. Vier Jahrhunderte später ist das Reenactment dieser Schlacht, das im Rahmen eines Stadtfests stattfindet, nur eines von zahlreichen Events rund um das Thema Samurai, die in Japan veranstaltet werden.
Eine Brücke in die Vergangenheit führt zur nebelverhangenen Burg Matsumoto, eine der besterhaltenen Burgen der Samurai-Ära vom späten 12. bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Anführer der Samurai gelangten als unbarmherzige Soldaten zu Macht und betrachteten sich gern als kultivierte Herrscher, die in ihren stolzen Burgen Theaterstücke, Gedichtlesungen und Teezeremonien veranstalteten.
In einem Kabuki-Drama, das in Nagahama zum Hikiyama-Fest aufgeführt wird, bringt ein Samurai-Schwert schnelle, scharfe Gerechtigkeit. Heldentaten der Samurai werden in vielen Dramen thematisiert, die für das Kabuki geschrieben wurden. Diese Theaterform bildete sich im frühen 16. Jahrhundert als Unterhaltung für das normale Volk heraus. Skandale rund um Kabuki-Schauspielerinnen und ihre Samurai-Verehrer sorgten dafür, dass die Regierung Frauen von der Kabuki-Bühne verbannte – eine Tradition, die bis in die heutige Zeit überdauert.
Mit der Konzentration eines Samurai zieht ein drahtiger Wettbewerber bei einem Wettbewerb im japanischen Bogenschießen – Kyūdō – in Tokio seinen Bogen aus.
Die bevorzugte Waffe der frühen Samurai, ein traditioneller japanischer Bogen, nimmt in den Händen und Füßen von Shibata Kanjuro Form an. Der in Kyoto ansässige Kanjuro ist ein Bogenbauer der 21. Generation. Er arbeitet mit 30 Jahre altem Bambus und bringt den zwei Meter langen Bogen mithilfe gezielt eingesetzter Spannung in seine klassische Form.
Beinkleider aus Hirschfellen gehören zu diesem mittelalterlichen Jagdgewand der Teilnehmer eines Yabusame-Events in Nikko. Bei diesem traditionellen berittenen Bogenschießen, das einer Samurai-Übung entlehnt ist, schießen Reiter im vollen Galopp Pfeile auf hölzerne Ziele.
Für die Samurai ein verbotenes Vergnügen: Geishas in seidenen Kimonos tanzen noch heute auf der Bühne des Theaters Gion Kobu Kaburenjo. Solche Unterhaltungskünste, die Teil einer wachsenden Stadtkultur in der japanischen Edo-Periode waren, ließen sich mit dem nüchternen Befinden der Shogun nicht vereinen. Viele Samurai konnten den aufregenden Darbietungen aber nicht widerstehen und schlichen sich – oft in Verkleidung – in die Vorführungen.
Samurai jeden Ranges spielten Go, ein Brettspiel, bei dem es um territoriale Eroberungen geht. Zweifelsfrei machte es ähnlich süchtig wie die Smartphone-Spiele der jungen Kabuki-Schauspieler.
In Ermangelung echter kriegerischer Konflikte wandten sich viele Samurai Kampfkünsten wie Kendō zu, der traditionellen Schwertkampfkunst, die überwiegend mit Übungsschwertern aus Bambus trainiert wird.
Herrenlose Samurai, sogenannte Rōnin, zogen während der friedlichen Edo-Periode als bescheidene Mönche durch das Land. Die Mitglieder der Komuso Society laufen auf Bambusflöten spielend durch Tokio und erinnern damit an eine Form des Bettelns dieser Rōnin.
Im Rahmen einer dynamischen Geschichtsstunde stürmen die Bewohner von Yonezawa mit Bambuslanzen und Plastikschwertern über ein Fußballfeld. Sie stellen eine der blutigsten Schlachten des Landes nach, die 1561 stattfand: die Schlachten von Kawanakajima. Die Kämpfe während des Festivals bestehen hauptsächlich aus leichtem Geschubse zu bombastischer Musik und den Ansagen eines Kommentators, der das Geschehen beschreibt. Bei den historischen Schlachten wurden 17.000 Krieger verletzt oder getötet.
Die Vorstellung, wie eine Kirschblüte zu sterben, die auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit fällt, hatte einen großen Reiz für die Samurai. Besiegte Krieger begingen lieber Selbstmord, als in Schande alt zu werden. In einem Werk aus dem 18. Jahrhundert heißt es: „Ein Samurai, der nicht in jedem Moment zu sterben bereit ist, wird unweigerlich einen unwürdigen Tod sterben.“
In Kyoto erinnern die Helme der Feuerwehr-Azubis noch heute an die Kleidung der Samurai. In Friedenszeiten machten sich Samurai als Feuerwehrleute oder Ordnungshüter nützlich. Mit ihrem legendären Mut und ihrer Disziplin waren ihre Dienste begehrt.
Heutzutage kann jeder Samurai sein, der ein paar hundert Dollar für den Kostümverleih und ein bisschen Mut hat, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Die Machtstellung der Samurai, die sich im 12. Jahrhundert herauskristallisierte, trug Japan durch das Mittelalter bis in die Moderne. Durch das Tragen von Schwert und Rüstung erzeugen japanische Reenactors eine Verbindung zu dem anschaulichsten Kapitel ihrer Geschichte, als Krieger die Geschicke des Landes lenkten.
