Hier lässt sich die Bronzezeit erleben

Pfahlbauten, Langhäuser und eine Totenhütte: In diesen deutschen Museen können Besucher dem Leben vor 4000 Jahren nachspüren.

Von Kathrin Fromm
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:42 MEZ
Pfahlbaumuseum Unteruhldingen
Eine Siedlung mit bronzezeitlichen Häusern auf dem Wasser im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee.
Foto von Pfahlbaumuseum, F. Müller

Pfahlbaumuseum Unteruhldingen
Anhand von Unterwassergrabungen im Bodensee haben Archäologen 2002 im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen eine Siedlung mit bronzezeitlichen Häusern auf dem Wasser rekonstruiert. Im Innern sind szenische Darstellungen aus dem Alltagsleben zu sehen – von Haustieren bis zur Bestattung. Ein weiteres Bronzezeitdorf basiert auf Ausgrabungen im oberschwäbischen Federseemoor. In den Häusern dort steht das Handwerk im Mittelpunkt. Es gibt die Werkstätten des Töpfers und des Bronzegießers sowie das Haus des Hirten und das des Dorfoberhauptes, alle ausgestattet mit zahlreichen Objekten. Regelmäßig zeigen Museumsmitarbeiter vor Ort die alten Techniken, etwa das Gießen, Treiben und Ziselieren von Bronze. Zu dem mehr als 90 Jahre alten Museum gehören übrigens auch Pfahlbauten aus der Steinzeit, die aber nur halb so groß sind wie die aus der Bronzezeit.

Arche Nebra
Einer der berühmtesten Artefakte der Bronzezeit wurde 1999 in Sachsen-Anhalt gefunden: die Himmelsscheibe von Nebra. In der gleichnamigen Ortschaft gibt es seit zehn Jahren ein Besucherzentrum mit Planetarium, die Arche Nebra. In einer 22-minütigen Planetariumsshow geht es um den Sternenhimmel der Bronzezeit und die Deutung der Himmelsscheibe. Schließlich gilt sie als weltweit älteste konkrete Darstellung astronomischer Phänomene. Sonne, Mond und Sterne sind auf der mehr als 3600 Jahre alten Bronzescheibe mit Goldapplikationen zu sehen. Hintergründe über die Entstehung, die Nutzung und das Aufspüren der Scheibe sind in der multimedialen Dauerausstellung der Arche Nebra zu erfahren. Der Mittelberg, wo der Fund gemacht wurde, ist rund drei Kilometer vom Besucherzentrum entfernt. Ein Wanderweg mit Audioguide-Stationen führt hinauf. Oben warten das „Himmelsauge“, eine polierte Edelstahlscheibe, die symbolisch den Himmel spiegelt, und ein Aussichtsturm.

In einer Planetariumsshow wird die Himmelsscheibe von Nebra erklärt.
Foto von Arche Nebra, J. Lipták

Bronzezeit Museum Bayern
In Bernstorf in Oberbayern stand die größte bislang gefundene Bronzezeit­-Festung nördlich der Alpen, fast 13 Hektar groß und umgeben von einem 1,6 Kilometer langen Erdwall mit Holzpalisaden. Einige spektakuläre Schatzfunde unterstreichen die Bedeutung des Ortes, unter anderem ein Goldblechdiadem und geschnitzte Bernsteinartefakte. Allerdings ist die Echtheit der Funde unter Archäologen umstritten. In Bernstorf selbst ist von alldem heute nicht mehr viel zu sehen. Dafür gibt es im Bronzezeit Museum Bayern im Nachbarort Kranzberg ein Modell der Festung. Mittels Beamer können die Besucher die verschiedenen Informationen wie etwa den Wallverlauf einblenden lassen. Auch Kopien der Gold- und Bernsteinfunde sind zu sehen. Daneben thematisiert der moderne Museumsraum allgemein die Bronzezeit – interaktiv per Touchscreen und 3D-Brille. In einem Filmraum läuft zudem ein rund 20-minütiger Film über die Ausgrabungen von Bernstorf. 

Fürstengrab und Heimatstube Leubingen
Unter einem weithin sichtbaren Hügel zwischen den Orten Leubingen und Stödten in Thüringen entdeckten Archäologen 1877 ein Fürstengrab. Die Totenhütte aus Eichenholz war unversehrt. Wie in einem Zelt lag der Fürst darin ausgestreckt auf dem Rücken. Anhand der Baumringe des Holzes bestimmten Forscher das Todesjahr auf 1942 v. Chr. Eine Nachbildung der Grabkammer ist rund eineinhalb Kilometer entfernt in der Heimatstube Leubingen zu sehen, ebenso wie Repliken der Grabbeigaben – unter anderem feiner Goldschmuck, ein Dolch mit Klingen aus Bronze und eine Steinaxt. Der wieder aufgeschüttete Hügel blieb als Denkmal der Bronzezeit erhalten. Er soll ab 2019 Teil einer Tank- und Rastanlage an der A71 werden. Auch eine Ausstellung ist dort geplant.

BELIEBT

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    Unter diesem Hügel nahe Leubingen entdeckten Archäologen 1877 ein Fürstengrab.
    Foto von Heimatfreunde Leubingen, Gabriele Bachmann

    Archäologisches Zentrum Hitzacker
    Im niedersächsischen Hitzacker entdeckten Archäologen 1969 erste Keramikscheiben und Erdverfärbungen, die auf Siedlungen hinwiesen. Bei weiteren Ausgrabungen 1987 kamen die Grundrisse mehrerer großer Häuser zum Vorschein und zahlreiche Alltagsgegenstände wie Messer und Schmuck. Auf dieser Basis entstand dort drei Jahre später ein Freiluftmuseum: das Archäologische Zentrum Hitzacker, das sich der Bronzezeit widmet. Im Mittelpunkt stehen drei Langhäuser, die nach den Ausgrabungen rekonstruiert und als Projekt der experimentellen Archäologie mit nachgebauten Geräten errichtet wurden. Auch die Besucher können selbst Hand anlegen, etwa beim Feuer machen, Bogen schießen, Einbaum fahren oder Getreide mahlen. Neben den Langhäusern gibt es ein Grubenhaus, ein Totenhaus und ein Flechtwerklabyrinth zur Sternenbeobachtung. Ein Naturlehrpfad, ein Versuchsfeld, ein Kräuterhort und ein Teichbiotop vermitteln die bronzezeitliche Umwelt und eine Dauerausstellung informiert über das Leben vor 4000 Jahren.

    Eine Titelgeschichte über das Abenteuer Bronzezeit steht in der Ausgabe 10/2017 des National Geographic Magazins. Jetzt ein Magazin-Abo abschließen!

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