Kultur, die verbindet: Indigene Kunst in Kanada

Diese inspirierende Reise führt National Geographic-Fotograf Adam Ferguson von Montréal bis in den Norden Québecs.

Von Liz Beatty
Veröffentlicht am 20. Juni 2019, 12:11 MESZ
Indigene Kunst in Kanada

Im kreativen Zentrum der herzlichen Gemeinde der Cree erfährt er, wie indigene Künstler ihre Kultur ausdrücken und festhalten.

In urbaner Umgebung und mitten in der Natur trifft er Künstler, die im Kanada des 21. Jahrhunderts ihr Erbe wiederentdecken und die es bewahren und mit der Welt teilen wollen. Als Australier kann Ferguson so etwas wie kulturelle Parallelen entdecken – wie der ruhige Lebensstil, der stark mit der Erde verbunden ist. Durch das hautnahe Erleben dieser Verbundenheit, findet er Inspiration für seine eigene Kunst.

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    Ein nebeliger Morgen am Opemisca, Oujé-Bougoumou, Québec.
    Foto von Adam Ferguson

    Adam Ferguson erlebt die transformative Kraft der indigenen Kulturen in Kanada von Montréal und dann am knapp 700 Kilometer nördlicher gelegenen See Opemisca – und entdeckt dabei eine besondere Kreativität, die so vielseitig und vielfältig ist wie Kanada selbst.

    Gab es Besonderheiten in diesen Gemeinschaften, deren Kunst und Kultur Sie erleben durften?

    „Ich bin mit Nadine St-Louis durch die Altstadt von Montréal spaziert. Sie ist die Gründerin und Geschäftsführerin der Ashukan Cultural Space Galerie sowie von Sacred Fire Productions. Ihre indigenen Wurzeln führen zu den Mi’kmaq und Acadia First Nations. Nadine beschrieb die Altstadt als einzigartigen Ort für indigene Künstler, die dort ihre Arbeiten ausstellen und verkaufen. Egal, ob Kehlsänger der Inuit oder Steinmetze, es war ganz offensichtlich, dass die Menschen dort stolz und beflügelt von ihrer Kunst und Kultur sind. Nadine hat ganz offen über die Herausforderungen gesprochen, denen sich die Gemeinden während der historischen Entwicklung Kanadas gegenübersahen. Sie glaubt jedoch fest daran, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für indigene Kreativität gekommen ist, um aufzublühen – in Québec und über die Grenzen hinaus.“

    Gab es Momente auf dieser Reise, die Sie verändert haben?

    „Die Zeit, die ich mit Anna und David Bosum und ihrer Cree-Familie am See Opemisca in Oujé-Bougoumou verbracht habe, hat mich zur Ruhe kommen lassen. In unserer modernen Welt ist es leicht, sich in Technologie, Medien und Arbeit zu verlieren. An diesem See strahlte die Familie Bosum eine Art stille Weisheit aus, die mich runterkommen ließ. Sie sind mitfühlende, empathische Menschen mit einer tiefen Verbindung zu ihrer unmittelbaren Umgebung, zum See und zu den Bäumen, die ihn umgeben.

    Ihr Lebensstil ist eng an die Natur und die Jahreszeiten gebunden. Anna und David gingen angeln, aber nicht, um Fische zu fangen und sie dann zu verkaufen. Sie teilten alles mit dem ganzen Dorf, besonders mit den älteren Menschen, die körperlich nicht mehr in der Lage sind, selbst jagen oder fischen zu gehen. Sie dabei an diesem Ort zu erleben, gab mir die Gelegenheit, über meine eigenen Werte nachzudenken und meinen Platz im großen Kreislauf des Lebens in diesem Universum zu spüren. Es hat mich demütig werden lassen.
     

    Links: Die Bosum-Familie brät Elchfleisch über einem Feuer in einem traditionellen Cree-Gebäude in Nuuhchimi Wiinuu, Oujé-Bougoumou, Québec. Rechts: Anna Bosum näht Mokassins in Nuuhchimi Wiinuu, Oujé-Bougoumou, Québec.
    Foto von Adam Ferguson

    Indigene Kulturen betonen oft den Zusammenhang aller Dinge auf der Welt. Wie zeigen sich diese Einstellung und andere Werte indigener Kulturen in ihrer Kunst?

    „Geht man vom traditionellen Erbe aus, so wirken Steinarbeiten und Skulpturen von Tieren beinahe wie eine spirituelle Form der Verehrung. Sie sind eine Art Anerkennung und Dank an die Tiere für ihren Beitrag zum Kreislauf des Lebens. Die Arbeiten von Harold Bosum, einem Cree-Künstler in Oujé-Bougoumou, sind außerdem stark mit der Erde und dem Land verbunden. Er geht die Wege seiner Vorfahren und findet Äste und andere Materialen für seine kleinen Kanus und anderen Kreationen. Wie Harold seine Kunst schafft ist ein ganzheitlicher Prozess und etwas Wunderschönes.“
     

    Links: Harold Bosum steht am See in Oujé-Bougoumou, Québec. Rechts: Künstler Harold Bosum zeigt seine unglaubliche Kunstfertigkeit bei der Erschaffung seines Kanus in Nuuhchimi Wiinuu, Oujé-Bougoumou, Québec.
    Foto von Adam Ferguson

    „In einem starken Kontrast dazu stehen die Arbeiten von Nico Williams mitten in Montréal – sie sind sehr viel politischer und ideologischer. Williams nutzt traditionelle Perlenkunst für aktuelle Statements zu den heutigen Herausforderungen der First Nations im modernen Kanada. Seine Skulpturen sind ein Schnittpunkt von alt und neu. Sie erzählen Geschichten mit traditionellen Mitteln und aktuellem Bezug. Seine Kunst regt zum Dialog an und hebt das Verständnis für sein Volk auf ein ganz neues Niveau.“

    Nico Williams, ein traditioneller Perlenkünstler der Anishinaabe posiert für ein Porträt in Montréal, Québec.
    Foto von Adam Ferguson

    Was haben Sie durch diese Erlebnisse über Kanada gelernt, das Sie nirgendwo sonst erfahren hätten?

    „Es ist schon etwas Besonderes, nach Montréal zu fahren und diese Ausstellungen über die Kunst der First Nations in so einem wunderschönen Rahmen zu erleben. Ich konnte mit den Künstlern über ihre Arbeiten sprechen und über das, was sie Besuchern aus der ganzen Welt näherbringen möchten – und dann Hunderte von Kilometern Richtung Norden an einen See zu fahren und dort auf altehrwürdigem Cree-Land Teil eines sehr viel einfacheren Lebensstils zu werden. Es war eine unglaubliche Erfahrung – wie ein Blick hinter den Vorhang des Mainstream-Kanada.“

    Links: Nico Williams, ein indigener kanadischer Künstler arbeitet in seinem Studio in Montréal. Rechts: Harold Bosum, ein indigener Cree-Künstler zeigt seine Handwerkskunst bei der Anfertigung einer Gans aus Rinde, Oujé-Bougoumou, Québec.
    Foto von Adam Ferguson

    Hatten diese indigenen Künstler Einfluss auf Sie als Künstler?

    „Mir wurde schlagartig bewusst, dass sich meine eigene Geschichte in meinen Arbeiten widerspiegeln muss. Kunst kommt nicht an, wenn sie einfach nur eine bestimmte Technik abbildet. Es braucht einen Urheber, eine persönliche Geschichte, man muss etwas zu sagen haben. Insbesondere Nico Williams hat mir das vor Augen geführt. Dieser junge Künstler aus Montréal hat es sich zum Ziel gesetzt, seine Identität als indigene Person im Kanada des 21. Jahrhunderts wiederzuentdecken. Und seine Kunst ist eine Stimme für andere indigene Menschen, die das ebenso tun. Das hat mich inspiriert.“

    Links: Blick auf das Aanischaaukamikw Cree Cultural Institute in Oujé-Bougoumou, Québec. Rechts: Harold Bosum paddelt im Sonnenuntergang auf dem See.
    Foto von Adam Ferguson

    SO KÖNNEN BESUCHER INDIGENE GEMEINSCHAFTEN IN KANADA ERLEBEN

    Nie war es für Reisende aus der ganzen Welt einfacher, indigenen Gemeinschaften zu begegnen und in das authentische traditionelle Leben vor Ort einzutauchen. Besucher kommen mit zielstrebigen Cree-Künstlern in Kontakt, die sich mit enormem Durchhaltevermögen einen Platz im lebendigen, modernen Kanada erkämpfen. Diese kulturelle Wiederauferstehung ist keine Einbahnstraße und sie geht weit über bloße „Kunst um der Kunst willen“ hinaus. Reisen wie diese erweitern den Horizont der Besucher und bauen Vorurteile ab. Aber die Möglichkeit, das eigene Erbe mit anderen zu teilen, ist ebenso großartig.

    Die Türen für indigenen Tourismus in Kanada wurden weit aufgestoßen und jede der First Nations erzählt ihre eigene, einzigartige Geschichte. Einige Beispiele:

    Einheimische Führer der Inuit bieten die Möglichkeit, die reiche Tierwelt im Norden von Baffin Island in der kanadischen Arktis zu erleben. Perfekt ist dafür der Sommer, denn zu dieser Jahreszeit geht die Sonne nie unter.
    Angehörige der Mi’kmaq und ihre Familien laden auf Prince Edward Island an der kanadischen Atlantikküste zu traditionellen Speisen, Kunst und uralten Geschichten ein.

    Zusammen mit Angehörigen der Anishinaabe von Mnidoo Mnising (Manitoulin Island) in Ontario können Besucher im Kanu, durch Trommeln und Luxus-Camping auf den Spuren des Great Spirit Trails wandeln. 
    Guides verschiedener First Nations laden Reisende zu einzigartigen Trommel-Veranstaltungen und der Entdeckung der nördlichen Spitze Vancouver Islands mit dem Boot ein.

    Im extremen Klima Nordkanadas nehmen die Inuvialuit ihre Besucher mit auf eine Reise über Eisstraßen und den berühmten Dempster Highway. Auf Schneemobilen geht es Seite an Seite mit Rentierzüchtern durchs Land, die ihre riesigen Herden Richtung Inuvik am Arktischen Ozean führen.

    Guides der Metis zeigen Besuchern die unzähligen indigenen Kulturen von Edmonton und die Schönheit der Wildnis des Elk-Island-Nationalparks. Sie teilen außerdem die lange und komplexe Geschichte des Pelzhandels in den Weiten der kanadischen Prärieprovinzen mit ihnen.

    In Churchill, Manitoba, können Besucher mit Metis-Guides die Sommervariante einer Schlittenhundetour erleben, eine Bootsfahrt zur Vogelbeobachtung machen und die Nordlichter sehen. Im Itsanitaq Museum werden ihnen Tausende von Jahren der Inuit-Kultur und ihrer Artefakte nähergebracht.

    Guides der Six Nations teilen mit Besuchern ihre tiefe Verbindung mit der Niagara Region, die heute ein bekanntes Weinanbaugebiet ist. Reisende erfahren mehr über die Rolle der indigenen Bevölkerung im Britisch-Amerikanischen Krieg. Und die berühmten Niagarafälle sind nur eine kurze Autofahrt entfernt.

    Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, Kanada durch die Augen der First Nations zu erleben. Ein breites Angebot für indigenen Tourismus überall im Land findet sich auf: www. Indigenouscanada.travel.

    Die Bosum-Familie paddelt im Sonnenuntergang auf dem Opemisca, Oujé-Bougoumou, Québec.
    Foto von Adam Ferguson

    Dieser Inhalt wurde von unserem Sponsor verfasst und veröffentlicht. Er spiegelt nicht notwendigerweise die Ansichten von National Geographic und seinem Redaktionsteam wider.

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