Einzigartige Gebilde aus Eis und Schnee – die Gletscherhöhlen der Alpen

Steigende Temperaturen lassen die Gletscher weltweit schmelzen. Mit den Eisformationen verschwinden auch ihre spektakulären Höhlen. Eine Reise in eine Welt, die es vielleicht bald nicht mehr gibt.

Von Nina Piatscheck
Veröffentlicht am 24. Okt. 2023, 10:18 MESZ
Ein Mann steht in einem Tunnel aus Eis, man sieht gigantische Eismassen

Der Besuch einer Gletscherhöhle ist ein spektakuläres Erlebnis. Durch die Erderwärmung wird es vielleicht in absehbarer Zeit nicht mehr möglich sein, in diese Welt zu wandern.

Foto von Jürgen Merz

Alles über Gletscherhöhlen

Die Bilder sind atemberaubend, teilweise bizarr: Von den Jahrhunderten geformtes Eis in allen erdenklichen Strukturen, das in verschiedenen Blautönen leuchtet. Mal sieht es wellenförmig aus, mal spiegelglatt – nicht umsonst sprechen viele von Eispalästen, wenn es um Gletscherhöhlen geht. Wer eine von ihnen live gesehen hat, wird den Anblick nicht mehr vergessen.

Vor allem Island ist bekannt für diese Art von Höhlen. Doch auch in den Alpen gibt es einige dieser aus Eis entstandenen Grotten. In den kalten Wintermonaten sind sie eine Attraktion für Abenteurer*innen.

Wie entstehen Gletscherhöhlen?

Die meisten Gletscherhöhlen gibt es nur für eine Saison: Wenn im Sommer bei wärmeren Temperaturen die Eismassen schmelzen, entsteht unter den Gletschern ein Fluss. Er formt Tunnel und Höhlen. Am Ende des jeweiligen Gletschers bildet sich so ein sogenanntes Gletschertor sowie eine oder mehrere Höhlen. 

Diese Prozesse führen auch teilweise zu komplexen Gebilden wie Gletschermühlen – spiralwandigen Hohlformen, die sich durch Schmelzwasser ins Eis gefressen haben und wie ein senkrechter Tunnel aussehen. 

Galerie: Bilder aus den Gletscherhöhlen der Alpen 

Wo befinden sich Gletscherhöhlen?

Tatsächlich sind manche Gletscherhöhlen nur wenige Meter von Skipisten entfernt. Allerdings fahren die meisten Wintersportler unwissend daran vorbei. Zu den wenigen Gletscherhöhlen, die man heute in den Alpen findet, gehören die des Furgggletschers am Matterhorn in der Schweiz. Man kann sie mit Schneeschuhen erreichen. Auch im österreichischen Pitztal am Mittelbergferner, dem zweitgrößten Gletscher Tirols, kann man Glück haben. 

Oftmals lässt sich erst zu Beginn des Winters sagen, wo sich im jeweiligen Jahr ein Besuch lohnt. Ein Teil der Höhlen scheidet von Anfang an aufgrund von Lawinengefahr oder anderer alpiner Gefahren wie Geröllsturz aus – oder ist nur unter sehr großem Aufwand erreichbar. Wiederum andere Eishöhlen stürzen mit den letzten warmen Sonnenstrahlen im Herbst ein. Es braucht daher etwas Recherche und Erfahrung im hochalpinen Gelände, um eine Eishöhle zu finden, die sich im Winter in all ihrer Schönheit für die Besuchenden öffnet. 

BELIEBT

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    Sieht aus wie schäumendes Meer – ist aber gefrorenes Eis. Wer genau hinsieht, kann in Gletscherhöhlen tolle Strukturen sehen.

    Foto von Jürgen Merz

    Forschung mit Gletschereis: Fenster in die Vergangenheit

    Gletscherhöhlen sind nicht nur ein visuelles Spektakel, sondern auch ein Fenster in die Vergangenheit der Erde. In den Eisschichten sind oft Jahrhunderte alte Luftblasen eingeschlossen, die wertvolle Informationen über das Klima und die Atmosphäre vergangener Zeiten liefern. Für die Wissenschaft sind sie natürliche Archive, in denen man mehr über die Geschichte unseres Planeten erfahren kann. Eisbohrkerne dienen als Forschungsgrundlage, um Informationen über das Klima längst vergangener Zeiten zu erhalten.

    Durch steigende Temperaturen auf der Welt schmelzen die Gletscher jedoch zunehmend – und damit verschwinden auch die Gletscherhöhlen. Erst 2022 hatte der Südliche Schneeferner, einer der bis dahin fünf Gletscher Deutschlands, seinen Status als Gletscher verloren. Auch die Bayerischen Alpen verlieren mehr und mehr an Eis. Genau wie andere Gebirge weltweit, von den Anden bis ins Himalaya-Gebirge.

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