„Ausgestorbene“ Schlange wiederentdeckt

„Wir sind wortwörtlich auf und ab gesprungen, während wir uns in den Armen lagen“, sagt ein Wissenschaftler über die Entdeckung der extrem seltenen Schlange in Südafrika.

Von Jason Bittel
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:32 MEZ
Die Naturschützer halten den Aufenthaltsort der neu entdeckten Reptilien geheim, um sie vor Wilderern zu schützen.
Foto von Michael Adams

Die meisten Menschen haben noch nicht von Bitis cornuta albanica gehört – einer kleinen, giftigen Schlange in Südafrika mit einem gemusterten Körper und spitz zulaufenden Augenbrauen. Das extrem seltene Reptil wurde fast ein Jahrzehnt lang nicht gesichtet. Wissenschaftler fürchteten, es sei ausgestorben – bis jetzt.

Ein Team von Herpetologen hat kürzlich eine einmalige Entdeckung gemacht: vier Exemplare aus der Gattung der Puffottern, alle quicklebendig und in gutem Zustand.

Die Expedition hatte sich letzten November auf die Suche nach der verlorenen Schlange gemacht. Nachdem man wochenlang im Busch umhergestreift war, Steine angehoben und vorsichtig in Löcher geschaut hatte, fand Teammitglied Michael Adams schließlich ein Weibchen: Es war 15 cm lang und schlängelte über eine Straße.

Es ist nur sehr wenig über die Schlange bekannt, einschließlich der Stärke ihres Gifts.
Foto von Michael Adams

„Ich glaube nicht, dass wir uns je so viel umarmt haben“, erzählt Grant Smith vom Endangered Wildlife Trust, der sich für die Suche nach der Schlange mit dem Rainforest Trust zusammengeschlossen hatte.

„Wir sind wortwörtlich auf und ab gesprungen, während wir uns in den Armen lagen.“

EINE SCHLANGE VOLLER GEHEIMNISSE

Noch beeindruckender ist, dass das Team gleich vier lebende Tiere gefunden hat – seit der Bestimmung der Art 1937 wurden nur zwölf Exemplare verzeichnet. (Die Wissenschaftler hatten noch eine fünfte Schlange gefunden, die von einem Auto überfahren worden war.)

Trotzdem vermutet man, dass es nur außerordentlich wenige der Tiere gibt.

„Ich glaube definitiv, dass sie zu den bedrohtesten Arten der Welt gehört“, sagt Bryan Maritz, der an der jüngsten Expedition nicht teilgenommen hat. Er ist ein regionaler Projektkoordinator für die Viper Specialist Group der Weltnaturschutzunion IUCN.

Der Verlust von Lebensraum ist wahrscheinlich das größte Problem für die Schlange, die nur in ein paar kleinen Bereichen mit gemischten Sträuchern und Dickichten gefunden wurde. Noch dazu scheint das Verbreitungsgebiet der Art zu schrumpfen.

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    Naturschutzgruppen arbeiten daran, den Lebensraum der seltenen Schlange zu schützen.
    Foto von Michael Adams

    „Es gibt historische Aufzeichnungen von Schlangensichtungen in nahegelegenen Gebieten, aber diese Populationen gelten als ausgestorben, weil dort schon seit mehr als 40 Jahren niemand mehr ein Exemplar gefunden hat“, sagt Maritz, ein Herpetologe an der südafrikanischen Universität von Westkap.

    Bergbau, Städtebildung und Verkehr scheinen der Art ebenfalls zu schaden, worauf auch die überfahrene Schlange hindeutet.

    VORSICHTSMASSNAHME

    Der genaue Fundort von Bitis cornuta albanica wird als Vorsichtsmaßnahme geheim gehalten, um die Schlangen vor Wilderern zu schützen. Auch wenn man die Art noch nie auf dem Schwarzmarkt gesehen hat, sollte man sein Glück besser nicht herausfordern.

    „Wenn Sammler erfahren, wie und wo sie die Schlange finden können, könnte das eine ernsthafte Bedrohung für die Art sein“, so Maritz.

    Jetzt beginnt die schwierige Arbeit: Experten wissen zum Beispiel fast nichts über die Ernährungsgewohnheiten, Fortpflanzung oder das Verhalten der Schlange.

    „Bisher wurde niemand je von einer Bitis cornuta albanica gebissen, also weiß niemand wirklich, wie stark das Gift ist“, sagt Smith vom Endangered Wildlife Trust.

    Mit dem Wissen darum, dass die Schlange nicht den Weg des Dodos gegangen ist, arbeiten Naturschutzgruppen nun daran, ihre Zukunft zu sichern. Dazu kaufen sie zum Beispiel so viel des verbliebenen Habitats wie möglich auf.

    „Die Idee dahinter ist, dass alles andere irgendwie seinen Gang geht, wenn man das Habitat schützen kann“, so Smith.

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