Die Rettung des höchsten Tieres der Welt

Naturschützer arbeiten daran, Giraffen vor einem „stillen Aussterben“ zu bewahren.

Von Ami Vitale
Veröffentlicht am 7. Nov. 2017, 16:04 MEZ

Obwohl jedes Schulkind das höchste Tier der Welt kennt, werden Giraffen oft vergessen, wenn es um den Artenschutz geht.

Während der letzten 15 Jahre ist die Zahl der afrikanischen Pflanzenfresser von schätzungsweise 155.000 auf nur noch 97.000 geschrumpft. Wissenschaftler sprechen von einem „stillen Aussterben“. Verlust und Fragmentation von Lebensraum in Kombination mit Wilderei sind die Hauptursachen für den Rückgang der Art. Weil es aber keine langfristigen Artenschutzmaßnahmen für Giraffen gab, lässt sich nur schwer sagen, was genau passiert.

Dass die Wissenschaftler nur wenig über die Tiere wissen, macht das Ganze noch schlimmer: Wie sie leben, wie viel Platz sie zum Überleben brauchen, wohin sie sich bewegen und selbst, warum sie so lange Hälse haben, ist nicht abschließend geklärt.

Laut der Weltnaturschutzunion gehören alle Giraffen derselben Art an, die sich aber in neun Unterarten gliedert. Eine Studie aus dem Jahr 2016 stellt diese Klassifizierung jedoch infrage und legt nahe, dass es vier unterschiedliche Arten gibt, von denen jede in einem anderen Teil Afrikas lebt.

Wenn das der Fall ist, gibt es von der Nord-Giraffe und der Netzgiraffe jeweils nicht mal mehr 10.000 Tiere auf der Welt.

Die Netzgiraffen, die für ihre unverwechselbare Zeichnung bekannt sind, leben hauptsächlich im Norden Kenias. Möglicherweise bestehen auch in Somalia und im Süden Äthiopiens noch einige Populationsreste fort. Aufgrund von Wilderei und der Zerstörung ihres Lebensraums ist der Bestand an Netzgiraffen in den letzten Jahrzehnten um 80 Prozent geschrumpft.

David O‘Connor, ein Naturschutzökologe am San Diego Zoo Global, arbeitet mit drei Partnern zusammen, um das Geheimnis hinter dem rapiden Rückgang der Art zu lüften: Julian Fennessy, geschäftsführender Direktor der Giraffe Conservation Foundation mit Sitz in Namibia; dem Northern Rangelands Trust, einer Gruppe kenianischer, kommunaler Naturschutzbehörden; und der Nature Conservancy.

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    Ranger der kenianischen Artenschutzbehörde warten darauf, dass das Beruhigungsmittel Wirkung zeigt. Nach fünf bis zehn Minuten war es so weit. Ein Team legte dann ein Seil um die Beine der Giraffe, um sie sicher zu Boden zu bringen.
    Foto von Ami Vitale, National Geographic

    In der ersten Juniwoche legten Wissenschaftler insgesamt elf Giraffen im Loisaba Wildlife Conservancy und dem Leparua Community Conservancy Halsbänder an. Außerdem brachten sie winzige, solarbetriebene Peilsender an ihren Hörnern an.

    Das Ganze ist kein einfacher Vorgang. Während dieser Feldarbeit schoss Mathew Mutinda, ein Tierarzt der kenianischen Artenschutzbehörde, Betäubungspfeile in die Schulter und Hinterläufe einer Netzgiraffe, sowohl vom Auto als auch vom Hubschrauber aus. Als das Mittel Wirkung zeigte, begann die Giraffe damit, die Beine beim Laufen besonders hoch zu heben – ähnlich wie ein Lipizzaner-Hengst. Dann näherten sich ihr vier Männer, die ein Seil um ihre Beine legten, um sie sicher zu Boden zu bringen. Nach etwa zehn Minuten brachten dann Experten die Peilsender an und ließen das Tier wieder frei.

    Die GPS-Tracker werden entscheidende Einsichten in den bevorzugten Lebensraum der Netzgiraffe, ihr Streifgebiet und vieles mehr geben. Um ihr Überleben zu sichern, ist das Wissen darum von entscheidender Bedeutung, welche Gebiete zu welcher Jahreszeit lebenswichtig für sie sind und wie sie sich durch die Landschaft bewegen.

    Wenn die Aktion mit den Halsbändern Erfolg hat, könnte sie Gemeinden und Naturschutzorganisationen dabei helfen, diese hochgewachsenen Symbole Afrikas zu beschützen.

    Eine verwaiste Giraffe wird im Namunyak Wildlife Conservancy in Kenia von einem Samburu-Hüter gefüttert. Traditionell sind die Samburu nomadische Viehhirten. Die Gemeinde dort ist jedoch stark in die Schaffung und das Management des Namunyak Wildlife Consevancy involviert.
    Foto von Ami Vitale, National Geographic

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