Große Auktion nach Legalisierung des Verkaufs von Nashorn-Hörnern

Der weltweit größte Nashornzüchter John Hume hofft, dass die Auktion dabei helfen wird, die Tiere zu schützen – und eine Menge Geld einbringt.

Von Jani Actman
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:40 MEZ

Auf John Humes Ranch im südafrikanischen Klerksdorp, rund 160 Kilometer von Johannisburg entfernt, streifen etwa 1.500 Nashörner umher. Etwa alle 20 Monate betäubt Hume – der mehr Nashörner züchtet als jede andere Person oder Organisation der Welt – seine Tiere und entfernt ihre Hörner. Das dient zum Schutz gegen Wilderer – und außerdem wartete Hume auf den potenziellen Tag, an dem er seine mehr als sechs Tonnen eingelagerter Nashorn-Hörner zu Geld machen kann.

Dieser Tag ist nun endlich gekommen. Am Mittwoch will Hume online die erste legale Auktion für Nashornhorn in Südafrika abhalten.

Seit 2009 war ein Moratorium für den Kauf und Verkauf von Nashorn-Horn in Südafrika in Kraft. 2015 reichten Hume und ein anderer Nashornzüchter jedoch eine Klage dagegen ein. Ein finaler Gerichtsbeschuss im April öffnete schließlich wieder den Weg für den inländischen Handel, wobei das Verbot für den internationalen Handel seit 1977 weiterhin bestehen bleibt.

Das südafrikanische Umweltministerium verlangt außerdem von jedem, der Nashorn-Horn kaufen oder verkaufen will, dass er sich um eine entsprechende Genehmigung bewirbt. Hume erhielt seine Genehmigung am letzten Sonntag, wie südafrikanische Journalisten über Twitter berichteten.

Das erklärte Ziel der dreitägigen Online-Auktion sei es, „Geld für die weitere Zucht und den Schutz von Nashörnern“ einzubringen, wie man auf der Webseite nachlesen kann, über die die Auktion stattfinden wird. Die Seite wird von dem in Pretoria ansässigen Unternehmen Van‘s Auctioneers betrieben.

Von den etwa 29.500 verbleibenden Breitmaulnashörnern leben etwa 70 Prozent in Südafrika, doch das Land befindet sich mitten in einer Wildereikrise. Letztes Jahr töteten Wilderer mehr als 1.050 der Tiere – ein dramatischer Anstieg von den 13 Fällen im Jahr 2007. Sie schlagen Kapital aus der großen Nachfrage und schmuggeln die Hörner hauptsächlich nach China und Vietnam (Auch der illegale Handel mit Elfenbein ist nach wie vor ein großes Problem). Dort werden sie zu Nippesfiguren und Kunstgegenständen verarbeitet oder in der traditionellen Medizin benutzt. (Die Hörner von Nashörnern bestehen aus Keratin, demselben Protein also, das man auch in menschlichen Haaren und Nägeln findet. Es gibt kaum Hinweise darauf, dass sie für irgendetwas eine heilende Wirkung haben.)

Hume gibt jedes Jahr 170.000 Dollar allein für die Sicherheit seiner Nashörner aus, ist auf der Webseite zu lesen. Zusätzlich entstehen Kosten für das Futter und die tierärztliche Versorgung. Ein Teil seiner Ausgaben kommt auch durch das Kürzen der Hörner zustande.

Der Plan, die Hörner innerhalb Südafrikas zu verkaufen, hat eine Kontroverse ausgelöst: Die meisten Naturschutzgruppen sprechen sich offen gegen diese Idee aus. Kritiker betonen, dass es in Südafrika fast gar keinen inländischen Markt für Nashorn-Horn gibt, und machen sich daher sorgen, dass inländisch verkaufte Hörner aus dem Land geschmuggelt würden.

„Es ist schwer nachvollziehbar, wie eine inländische Nashorn-Horn-Auktion irgendetwas anderes bewirken wird, als verwirrende Signale an den Rest der Welt zu senden“, sagt Ross Harvey. Der Ökonom und Forscher arbeitet am südafrikanischen Institut für internationale Angelegenheiten. „Wenn der südafrikanische Markt praktisch fast gar nicht existiert, muss man sich fragen, an wen die Käufer bei dieser Auktion ihre Hörner denn verkaufen werden.“

Die Gegner sind besonders über Humes Auktion besorgt, da dieser zunächst auch Homepages in Chinesisch und Vietnamesisch zusätzlich zu der englischen bereitgestellt hatte. Mittlerweile sind diese nicht mehr abrufbar. „Mr. Hume hat eindeutig einen größeren Markt im Kopf, und meiner Meinung nach stellt das sein Motiv für den Verkauf der Hörner infrage“, schrieb Joseph Okori. Er leitet die südafrikanische Zweigstelle für die gemeinnützige Organisation International Fund for Animal Welfare.

Der Widerstand ist sogar so stark, dass Hacker in der letzten Woche die Seite lahmgelegt haben. „Ihr Mangel an Mitgefühl für Tiere ist abscheulich und es wurde gebührend damit verfahren“, konnte man in einem Statement auf der gehackten Webseite lesen, die mittlerweile wieder online ist. Eine Gruppe namens National Frog Agency/Central Frog Services mit dem Twitter-Usernamen @NFAGov bekannte sich zu der Cyber-Attacke.

Aber Hume behauptet auf der Auktionsseite, dass der legale Handel mit Nashorn-Horn Konkurrenz für den illegalen Handel darstellen und die Preise drücken wird. Auf dem südafrikanischen Schwarzmarkt können die Hörner bis zu 3.000 Dollar pro Pfund einbringen. Bei der Auktion wird es aber kein festes Startgebot geben, erklärte Johan Van Eyk von Van‘s Auctioneers laut Phys.org der Agence France-Presse.

„Wir werden sehen müssen, was die Leute zu zahlen bereit sind, und das wird uns eine Vorstellung von dem Preis auf dem legalen Markt vermitteln“, sagte er. Die 264 Hörner, die er zum Verkauf anbietet, könnten insgesamt bis zu 1.100 Pfund wiegen.

Die südafrikanische Regierung behauptet beharrlich, dass Sicherheitsmaßen existieren, um zu verhindern, dass die Hörner auf den Schwarzmarkt gelangen. „Das Ministerium legt Wert auf die Notwendigkeit, die Bewegung der Hörner zu überwachen. Aus diesem Grund haben wir Systeme, die uns das ermöglichen“, kann man in einer Stellungnahme vom 17. August lesen, die von der Umweltministerin Edna Molewa herausgegeben wurde.

Sie verweist auf das Genehmigungssystem, die Kennzeichnungspflicht, eine nationale Datenbank für Nashorn-Horn und das nötige DNA-Profil jedes Horns als Beispiele dafür, wie die Regierung die Hörner nachverfolgen wird.

Hume plant außerdem eine physische Auktion von Nashorn-Horn im September 2017.

 

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