Letzter in Gefangenschaft geborener Orca von Sea World gestorben

Das drei Monate alte Kalb starb vermutlich an einer Lungenentzündung – dieselbe Krankheit, an der auch der berüchtigte gefangene Orca Tilikum starb.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 30. Okt. 2017, 15:07 MEZ
Schwertwalkalb mit Mutter
Kyara, das drei Monate alte Schwertwalkalb in Sea World San Antonio, wurde in der Tierklinik des Parks wegen einer Infektion behandelt.
Foto von Sea World

Der letzte Orca, der im Zuge von Sea Worlds kontroversem Zuchtprogramm in Gefangenschaft geboren wurde, verstarb am Montag am Standort San Antonio.

Es handelt sich um ein drei Monate altes Kalb, das ein Orca-Weibchen namens Takara im April zur Welt gebracht hatte.

Laut einer Pressemitteilung des Parks starb Kyara nach Komplikationen durch eine Infektion, die sich in den Tagen vor ihrem Tod zunehmend verschlimmert hatte.

Während der letzten Tage stand das Kalb rund um die Uhr unter Beobachtung. Die Tierärzte von Sea World behandelten das Tier mit Antibiotika und Antimikrobiotika und versuchten sogar, es mit der Hand zu füttern.

Insgesamt verbleiben noch 22 Schwertwale in den Sea-World-Parks Orlando, San Antonio und San Diego. Der jüngste verbliebene Wal ist Amaya, die im Dezember 2014 geboren wurde.

Die genaue Todesursache von Kyara kann erst nach einer vollständigen Obduktion geklärt werden. Die Angestellten des Parks glauben aber, dass eine Lungenentzündung die Ursache war. Eine bakterielle Lungenentzündung führte auch zum Tod des 36 Jahre alten Orcas Tilikum, der letztes Jahr im Februar starb.

Tilikum war vielleicht der berühmteste Orca des Parks: 2010 tötete er einen Trainer und war in den 90ern in zwei weitere Todesfälle verwickelt. Die Berühmtheit des Schwertwals nahm noch weiter zu, nachdem er in der Dokumentation „Blackfish“ aus dem Jahr 2013 zu sehen war, welche die Praktiken des Parks näher beleuchtete.

2016 schrieb Tim Zimmermann, der auch am Drehbuch der Dokumentation mitgeschrieben hatte, in einem Artikel für National Geographic, dass Tilikum an Langeweile, der Beengtheit des Beckens, chronischer Krankheit und Aggressionen anderer Orcas des Parks und der Trainer litt.

Laut einer Recherche von „San Antonio Express-News“ aus dem Jahr 2016 waren in 60 Prozent aller Todesfälle von Orcas in den Parks von Sea World Infektionen die Todesursache. In dem Bericht war ebenfalls zu lesen, dass in den vergangenen zwei Jahren acht Wale und Delfine im San-Antonio-Park gestorben sind. Außerdem starben in den letzten 30 Jahren insgesamt 150 Tiere an allen drei Standorten zusammen durch Infektionen.

In seiner Pressemitteilung behauptet Sea World, dass Kyaras Infektion nicht aus der Tatsache resultierte, dass sie in Gefangenschaft gehalten wurde. Der Park hält die verbleibenden Orcas weiterhin unter Beobachtung. Bisher wurden aber keine Krankheitsanzeichen bei ihnen entdeckt.

Nach einer öffentlichen Protestwelle beendete Sea World sein Zuchtprogramm im März 2016 offiziell und verkündete laut eigener Aussage eine „neue Richtung für das Unternehmen“.

Die verbleibenden Schwertwale in Sea World wurden entweder in Gefangenschaft geboren oder kamen in die Parks, als sie noch sehr jung waren. Aus diesem Grund beschloss Sea World 2016, die Tiere in den Parks zu behalten, da man annimmt, dass sie in der Wildnis nicht überleben könnten.

Zusätzlich zu der Protestwelle sieht sich Sea World auch juristischen Herausforderungen gegenüber. 2016 wurde in Kalifornien ein Gesetz erlassen, dass die Zucht von Orcas in Gefangenschaft verbietet, was mittelfristig Konsequenzen für die Orca-Shows des Parks haben dürfte. In Kalifornien werden die Shows daher nach und nach eingestellt. In Orlando und San Antonio werden sie allerdings weiterhin aufgeführt.

Die Weltnaturschutzunion beobachtet den Populationsstatus der Orcas auf der ganzen Welt so gut wie möglich. Da die Tiere aber so ein weites Verbreitungsgebiet haben und ihre Populationsgrößen variieren, konnte ihnen keine Gefährdungsstufe zugeteilt werden. Nach dem Menschen gelten Orcas als die am weitesten verbreitete Säugetierart auf der Welt.

Der Rückgang an Beutetieren und die zunehmende Verschmutzung haben sich als die zwei größten Bedrohungsfaktoren für die Tiere in der Wildnis herausgestellt.

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