Schildkröte mit grünem Iro vom Aussterben bedroht

Die Mary-River-Schildkröte ist mit ihrer verwegenen Frisur ein echter Hingucker, aber bei Weitem nicht das einzige Reptil auf einer neuen Liste bedrohter Arten.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 19. Apr. 2018, 16:46 MESZ

Auch wenn sie es nicht weiß: Die Mary-River-Schildkröte gilt als Punk unter den Schildkröten.

Hauptsächlich hat sie das wohl dem kleinen grünen Irokesen aus Algen zu verdanken, der auf ihrem Kopf und Panzer wächst. Vielleicht aber auch der neu entdeckten Tatsache, dass sie durch ihre Genitalien atmen kann (teils bis zu drei Tage am Stück). Allerdings machte die Schildkröte erst Schlagzeilen, als schon längst bekannt war, dass sie sich auf dem Wege der Ausrottung befindet.

Vor Kurzem aktualisierte die Gruppe EDGE (Evolutionarily Distinct and Globally Endangered) der Zoological Society of London ihre Liste bedrohter Arten. Die Organisation listet Tiere auf, die vom Aussterben bedroht sind und sich evolutionär von ähnlichen Arten unterscheiden.

Wenn die Mary-River-Schildkröte (Elusor macrurus) außerhalb ihrer trüben, wilden Heimatwasser lebt, wächst ihr kein Irokese.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Photo Ark

Die Liste wird durch eine Studie gestützt, die in „PLOS ONE“ veröffentlicht wurde und die Kriterien beschreibt, nach denen die Wissenschaftler ihre Einschätzung der Arten vornehmen.

Die EDGE-Liste wird alljährlich aktualisiert. Dieses Jahr sei allerdings ein besonderes Jahr, wie der Studienautor Rikki Gumbs erzählt, weil zum ersten Mal Reptilien mit einbezogen wurden.

„Die Daten für Reptilien liegen endlich vor“, sagt er.

Die Mary-River-Schildkröte hat es aus mehreren Gründen auf die bedauerliche Liste geschafft: Sie ist der einzige Vertreter ihrer Gattung und beschritt vor etwa 40 Millionen Jahren einen eigenen evolutionären Weg. Diese 40 Millionen Jahre der erdgeschichtlichen Veränderungen reichten jedoch nicht aus, um sie auf 100 Jahre des menschlichen Einflusses vorzubereiten.

Ihr Lebensraum – der Mary River in Queensland, Australien – wurde durch den Bau von Staudämmen verändert. Außerdem waren die Schildkröten als Haustiere beliebt und wurden daher gern eingefangen und verkauft.

Mittlerweile ist die Schildkröte durch Gesetze geschützt und Umweltschutzgruppen arbeiten daran, die Erhaltung ihres Lebensraums zu gewährleisten.

NICHT ALLEIN

„Es ist wichtig, dass sich die Leute nicht nur auf die Mary-River-Schildkröte konzentrieren“, sagt Gumbs. „Es sind noch viel mehr Arten bedroht.“

Mehr als 100 Arten haben es auf die erste EDGE-Liste bedrohter Reptilien geschafft. Gumbs‘ Schätzungen zufolge machen sie aber nur einen Bruchteil all jener Arten aus, die vom Aussterben bedroht sind. Ihm zufolge wären Reptilien bei Artenschutzbemühungen generell zu wenig beachtet worden. Er glaubt, dass das teilweise an ihrem Aussehen liegt, das oft nicht als hübsch oder niedlich durchgeht.

„Viele Leute finden sie seltsam“, sagt Gumb. „Wenn wir Säugetiere sehen, sehen wir Dinge, die uns an uns selbst erinnern. Aber die Mary-River-Schildkröte ist einfach so anders als wir.“

Seine Vermutung wird durch Studien gestützt, die besagen, dass niedlichere Tiere von Tierschützern bevorzugt behandelt werden. „Niedlichkeit“ lässt sich anhand einiger Merkmale wie große Augen und ein rundliches Gesicht quantifizieren.

In einem Blogpost für EDGE stellte Gumb vor Kurzem seine zehn Reptilienfavoriten vor, die auf der Liste bedrohter Arten gelandet sind. Die Mary-River-Schildkröte ist nicht das einzige seltsame Reptil auf der Liste – und auch nicht das einzige, das durch den Hintern atmet.

Die gefährdete Papua-Weichschildkröte hat eine kleine Schweineschnauze, große Nasenlöcher und breite Flossen. In Australien schwindet zusehends ihr Lebensraum, und in anderen Ländern wird sie für ihr Fleisch gejagt.

Auch einige Schlangen wie die Round-Island-Boa und die schimmernde madagassische Blindschleiche Xenotyphlops grandidieri sind ebenfalls vom Aussterben bedroht.

 

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