Gartenschläfer: Dramatischer Bestandsrückgang gibt Rätsel auf

Der Siebenschläfertag ist den meisten ein Begriff. Höchste Zeit, dass der Gartenschläfer mindestens die gleiche Aufmerksamkeit bekommt.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 4. Apr. 2019, 12:51 MESZ
Foto von Jiří Bohdal

Der kleine Nager mit der unverkennbaren „Zorro-Maske“ gibt Wissenschaft und Naturschutz große Rätsel auf. In vielen Regionen Europas und Deutschlands gebe es dramatische Bestandseinbrüche, stellt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit Besorgnis fest. In den vergangenen 30 Jahren sei das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers um mehr als die Hälfte geschrumpft. Warum, sei noch völlig unklar. Um dem rätselhaften Verschwinden auf den Grund zu gehen, haben BUND, die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung im April das dreijährige Forschungsprojekt „Spurensuche Gartenschläfer“ ins Leben gerufen. Die Naturschützer setzen dabei gezielt auf die Mithilfe der Bevölkerung. Jetzt ziehen sie eine erste Zwischenbilanz.

„Das Verschwinden der Gartenschläfer ist wirklich besorgniserregend“, ergänzt Sven Büchner, Biologe an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Gartenschläfer-Experte des BUND. „Das Tempo und die räumliche Dimension seiner Bestandsrückgänge ist beispiellos in der Tierwelt in Deutschland.“ Deshalb habe man eine breite Untersuchung gestartet, um endlich Antworten darauf zu finden. In die Gartenschläfer-Forschung sollen alle denkbaren Einflussfaktoren einbezogen werden: Nahrungsgewohnheiten und -angebote, Lebensraumansprüche und Klima, genetische Strukturen, Krankheiten und Parasiten, Fressfeinde und Prädatoren und vieles mehr. Geforscht werde in einigen beispielhaften Regionen Deutschlands, in denen die Schlafmaus heimisch sei.

Massive Rückgänge sogar in Naturschutzgebieten

„Wir untersuchen sowohl die Gartenschläfer in der Innenstadt Wiesbadens und am Stadtrand von Bonn als auch die Bestände in den Hochlagen der Mittelgebirge, etwa auf dem Brocken im Harz“, erläutert Büchner. „Wir hoffen, damit herauszufinden, warum die Populationen im Südwesten Deutschlands noch relativ stabil erscheinen, während der Gartenschläfer in Mittel- und Ostdeutschland sogar in Naturschutzgebieten massiv zurückgeht.“

Foto von Jiří Bohdal

Der Gartenschläfer, ein kleiner Verwandter des Siebenschläfers, sei eine sogenannte Verantwortungsart. „Ein großer Teil seines Verbreitungsgebietes liegt hier, so dass Deutschland für die Erhaltung dieser Art in hohem Maße verantwortlich ist“, so Büchner. „Die Erforschung des Verschwindens des Gartenschläfers ist damit Teil der nationalen Anstrengungen für den Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland.“ Das Projekt wird vom Bundesamt für Naturschutz mit finanzieller Unterstützung des Bundesumweltministeriums gefördert.

Der BUND ruft dazu auf, Gartenschläfer-Sichtungen über www.gartenschlaefer.de zu melden.

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