Was lebt dort alles?

Ans Horn von Afrika führte jüngst eine Expedition des Zoologen Arthur Tiutenko von der Universität Erlangen-Nürnberg und eines Teams europäischer Wissenschaftler. Ihr Ziel: die Biodiversität im Harenna-Wald zu erkunden.

Von National Geographic-Magazin
bilder von Arthur Tiutenko
Veröffentlicht am 15. Apr. 2019, 12:00 MESZ
Expedition in den Harenna-Wald.
Auf einer überfluteten Waldlichtung sucht der Zoologe Arthur Tiutenko nach Amphibienlarven.
Foto von Arthur Tiutenko, National Geographic

Herr Tiutenko, der Harenna-Wald ist für seinen Artenreichtum bekannt – Was genau hat Sie dorthin geführt?

Dies ist ein noch etwa 2500 Quadratkilometer großer Rest eines riesigen Waldgebiets, das einst das Hochland Äthiopiens bedeckte. Es ist bis auf drei bis vier Prozent der ursprünglichen Fläche abgeholzt worden. Mit Ausnahme weniger Expeditionen wurde die Region bisher kaum erforscht. Unser Vorhaben sollte im Grunde zwei Fragen beantworten: Welche Tiere gibt es dort, besonders Vögel, Schlangen und Insekten? Und wie geht es dem Ökosystem?

Wie verlief Ihre Expedition?

Wir waren eine Gruppe von vier Zoologen, zwei äthiopischen Mitarbeitern und Helfern, Trägern ebenso wie Köchen und Wachposten. Die Reste des Harenna-Waldes sind weitgehend Wildnis in einer Höhe von etwa 1500 bis fast 4000 Meter, und sie sind zum Teil unerforscht. Wir sind mit Packeseln hineingezogen, haben an zwei Stellen unsere Lager aufgeschlagen und sind jeden Tag ausgeschwärmt, um die Umgebung nach Tieren zu erkunden.

Sie haben einfach geguckt, was Sie finden?

Genau. Wir haben beobachtet, Insekten oder auch Frösche gefangen und bestimmt, fotografiert und die Stimmen von Vögeln und Amphibien aufgenommen. Ganz klassisch, wie neugierige Forscher es im Prinzip schon immer gemacht haben. Eine solche Bestandsaufnahme ist wichtig, weil die Habitate und die Artenvielfalt in dieser Region rasant verschwinden. Wir müssen erfassen, was dort lebt, um zu erkennen, was verloren gehen kann.

Ein Bewohner des Harenna-Waldes: der Äthiopische Zwergpfützenfrosch
Foto von Arthur Tiutenko

Sie sind Fachmann für Amphibien. Was haben Sie gefunden?

Für mich war es die vierte Expedition in den Harenna-Wald, und jedes Mal habe ich neue Arten entdeckt. Dieses Mal haben wir uns zum Beispiel näher mit einer sehr kleinen Froschart, dem Äthiopischen Zwergpfützenfrosch (Phrynobatrachus minutus), befasst. Diese Tiere werden kaum zwei Zentimeter groß. Wir wollten wissen, welche ökologischen Bedürfnisse sie haben. Das ist wichtig für mögliche Schutzmaßnahmen.

Gab es Kontakt zu Einheimischen?

Natürlich durch unsere Helfer. Doch eines Abends saß plötzlich eine Gruppe fremder Männer in unserem Lager, alle mit Kalaschnikows bewaffnet. Sie wollten Geld, weil wir auf ihrem Gebiet seien, wie sie sagten. Ich wusste, dass Patronen für sie fast unerschwinglich sind und sie nicht schießen würden. Wir verhandelten, gaben ihnen Geld und bekamen sogar eine Quittung. Ein paar Tage später kam eine Gruppe junger Männer, alle mit Macheten. Sie wollten ebenfalls Geld. Als wir ihnen erklärten, dass ihre Älteren schon bei uns gewesen seien und zudem die Quittung zeigten, zogen sie wieder ab. Das war ein ziemliches Abenteuer.

Das Unternehmen wurde von der National Geographic Society gefördert. Mehr über solche Forschungsförderung...

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