Vogelsterben: Jagd beschleunigt Artenschwund

Die legale Jagd gefährdeter Vogelarten in einigen EU-Staaten bedroht die Schutzbemühungen in anderen Ländern, warnt das Komitee gegen den Vogelmord.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 10. Mai 2019, 17:54 MESZ
Tote Wachtel: Obwohl die Bestände in vielen Regionen stark rückläufig sind, darf Europas kleinster Hühnervogel dennoch ...
Tote Wachtel: Obwohl die Bestände in vielen Regionen stark rückläufig sind, darf Europas kleinster Hühnervogel dennoch in zehn EU-Staaten wie hier auf Malta bejagt werden.
Foto von Komitee gegen den Vogelmord

Die Zahl der Vögel in Deutschland und Europa sinkt dramatisch. Nach Angaben der Bundesregierung sind allein in den landwirtschaftlichen Gebieten der EU binnen 30 Jahren rund 300 Millionen Brutpaare verschwunden. Das entspricht einem Verlust von 57 Prozent. Manchen Brutvögeln des Kulturlands geht es besonders schlecht. So ist der Kiebitz-Bestand in Deutschland zwischen 1990 und 2013 um 80 Prozent geschrumpft, die Zahl der einst allgegenwärtigen Feldlerche ist um mehr als ein Drittel gesunken. Besonders dramatisch ist die Situation beim Rebhuhn: Hier sind die Populationen im Zeitraum von 1990 bis 2015 um 84 Prozent eingebrochen.

Faszination Zugvögel

Die Ursachen sind vielfältig. Die Bundesregierung verweist vor allem auf die zunehmende Lebensraumzerstörung und die Verringerung des Nahrungsangebots im Zuge des Insektenrückgangs. Auch die Jagd spielt eine Rolle. Laut einer Studie des Komitees gegen den Vogelmord werden allein in der EU jedes Jahr mindestens 53 Millionen Wildvögel legal geschossen. Bei einem großen Teil handele es sich um Zugvögel, die in einigen Mitgliedsländern akut gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind. „Auch wenn die Jagd nicht Hauptursache für das Vogelsterben ist, so beschleunigt sie den Rückgang“, sagt Axel Hirschfeld, Vorstandsmitglied der 1975 gegründeten Naturschutz-Organisation mit Sitz in Bonn.

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    Hunderttausende Feldlerchen werden jährlich auf ihrem Zug ins Winterquartier in Frankreich und Südeuropa geschossen.
    Hunderttausende Feldlerchen werden jährlich auf ihrem Zug ins Winterquartier in Frankreich und Südeuropa geschossen.
    Foto von Komitee gegen den Vogelmord

    So würden zum Beispiel Kiebitze, Turteltauben oder Feldlerchen, die in Deutschland streng geschützt sind, auf ihrem Zug ins Winterquartier im Herbst zu Hunderttausenden in Frankreich und Südeuropa geschossen. Allein in den Jahren 1980 bis 2013 sind dem Komitee zufolge mindestens 100 Millionen Turteltauben in der EU von Jägern legal getötet worden. Im selben Zeitraum habe der europäische Bestand der Turteltaube um fast 80 Prozent abgenommen. In Deutschland steht die Art auf der Roten Liste und wird inzwischen als „stark gefährdet“ eingestuft.

    Mit der legalen Jagd gefährdeter Arten in mehreren europäischen Ländern würden die Schutzbemühungen in anderen Ländern im schlimmsten Fall zunichtemacht, mahnt Hirschfeld. Das Komitee wertet dies als Verstoß gegen die Vogelschutzrichtlinie der EU. „Wir werden deshalb eine Beschwerde wegen Verletzung des Gemeinschaftsrechts bei der EU-Kommission einreichen.“

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