Giraffen: Neue Zahlen machen Hoffnung

Laut einer neuen Studie gibt es heute in Afrika 20 Prozent mehr Giraffen als noch 2015. Ein Erfolg für den Artenschutz – aber auch eine Frage des Zählens.

Von Nina Piatscheck
bilder von Girish Londhe
Veröffentlicht am 18. Jan. 2022, 15:06 MEZ
Giraffenbaby mit Mutter

Mehr Nachwuchs - und bessere Zählungen: Laut einer neuen Erhebung gibt es heute 20 Prozent mehr Giraffen als noch 2015.  

Foto von Girish Londhe

„Giraffen sterben schweigend aus” – Sätze wie dieser bestimmen seit Jahren die Schlagzeilen, wenn es um die Langhälser geht. Nicht ohne Grund: Zwischen 1985 und 2015 ist der Bestand der Tiere um 40 Prozent geschrumpft. Seit 2016 werden sie von der Weltnaturschutzorganisation IUCN auf der Roten Liste bedrohter Arten als „gefährdet“ gelistet.

Nun gibt es erstmals seit Jahrzehnten gute Nachrichten: Die Giraffe Conservation Foundation (GCF) meldet eine Erholung des Bestandes um 20 Prozent seit 2015. Insgesamt leben nach Angaben des neuen Berichts der Foundation in Afrika damit etwas über 117.000 Tiere in freier Wildbahn.

Mehr Giraffen Dank genauerer Zahlen

„Das klingt erstmal viel”, sagt Dr. Julian Fennessy, Mitbegründer und Direktor von GCF. Im Vergleich sei die Zahl aber immer noch sehr klein. Elefanten gebe es zum Beispiel drei bis vier Mal so viele. 

Außerdem sind die höheren Bestände nicht nur auf besseren Naturschutz zurückzuführen: „In manchen Giraffenpopulationen haben wir die Zahl der Tiere durch verbesserte Erhebungsmethoden verdoppelt – vereinfacht gesagt: wir haben einfach besser gezählt“, sagt Fennessy.

In der Vergangenheit wurden Populationen wilder Giraffen oft von Flugzeugen aus untersucht. Nun halfen Bildmaterial und Computerprogramme, einzelne Individuen anhand ihrer Flecken zu erfassen. Die neuen Daten des GCF wurden in 21 Ländern gesammelt im Dezember im wissenschaftlichen Band Imperiled: The Encyclopedia of Conservation veröffentlicht.

Große Schritte für eine kleine Giraffe
06. September 2018: Durch Raubtiere in ihrer Nähe schweben Giraffenkälber vom ersten Moment an in großer Gefahr. Sie müssen Laufen lernen, sobald sie den Mutterleib verlassen haben. Normalerweise stehen die Kälber innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt. Forschungen zeigen, dass die Hälfte aller neugeborenen Giraffen Löwen, Hyänen und anderen Raubtieren zum Opfer fallen. Die Todeszahl der hilflosen Kälber steigt in Regionen mit höherer Räuberdichte. Die Kälber können tatsächlich irgendwann schneller rennen als ihre erwachsene Verwandtschaft, am sichersten sind sie dennoch unter den wachsamen Augen ihrer Mütter.

Keine Entwarnung 

Die Lage bleibt also trotz besserer Zahlen dringlich. Eine Entdeckung von 2016 verschärft die Lage zusätzlich: Lange ging man davon aus, dass es nur eine Giraffenart gibt aus dieser Erde – mit neun Unterarten.

Die Biologen der GCF fanden jedoch gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung anhand von genetischen Analysen heraus, dass es vier sind: die Massaigiraffe, die Netzgiraffe, die Süd- und die Nordgiraffe. Von zwei der vier Arten gibt es den Untersuchungen zufolge weniger als 10.000 Tiere.

„Die größte Gefahr für die Tiere ist die Verkleinerung ihres Habitats – es gibt einfach immer weniger Lebensraum für Giraffen", sagt Axel Janke, Projektleiter bei der Senckenberg Gesellschaft und Professor für Genetik an der Goethe Universität in Frankfurt am Main. Die neuen Daten der GCF seien eine große Bereicherung für die Wissenschaft: „Wir haben nun endlich genaue Zahlen, auf deren Basis Artenschutz betrieben werden kann.” 

Das beste daran: Es gibt auf der Welt mehr Giraffen, als wir zuletzt dachten. „Der Naturschutz konzentriert sich zu oft auf das Negative“, so Fenessy. Das Team der GCF wolle unterdessen die positive Nachricht in den Vordergrund stellen, auch wenn sie nur ein kleiner Hoffnungsschimmer sind.

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