Tiefseerinne im Pazifik: Fisch in Rekord-Tiefe nachgewiesen

Weltrekord in der Tiefsee: Einem australisch-japanischen Forschungsteam ist es gelungen, in 8.336 Metern unter der Meeresoberfläche einen Fisch zu filmen. Im Boningraben trotzt der Scheibenbauch unglaublichem Druck und endloser Dunkelheit.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 6. Apr. 2023, 10:37 MESZ
Aufnahme: Zwei Scheibenbäuchen in der Tiefsee.

Scheibenbäuche im Boningraben in etwa 8.000 Metern Tiefe – das Rekord-Video eines Scheibenbauchs wurde noch einige Hundert Meter tiefer aufgenommen.

Foto von University of Western Australia

Im Boningraben im Pazifischen Ozean, südlich von Japan, erreicht das Meer eine Tiefe von 10.554 Metern. Der bekanntere Marianengraben ist an seiner tiefsten Stelle sogar noch etwas tiefer. Forschende sind von diesen Tiefseerinnen schon lange fasziniert – schließlich verbergen sich in ihren Abgründen unzählige unwirkliche Lebewesen

Ein Team aus australischen und japanischen Wissenschaftlern hat bei Forschungsarbeiten im Boningraben nun einen Weltrekord aufgestellt. In 8.336 Metern Tiefe konnten sie einen Fisch filmen – so tief wurde noch nie ein Meeresbewohner aufgenommen.

Der Fisch stammt aus der Familie der Scheibenbäuche (Liparidae) und ist ein Jungtier der Gattung Pseudoliparis. Als der Unterwasserroboter der Forschenden das Exemplar filmte, war es allein unterwegs. „Wir haben über 15 Jahre damit verbracht, diese Fische zu erforschen“, sagt Alan Jamieson, Meeresbiologe an der University of Western Australia und wissenschaftlicher Leiter der Expedition. „Die maximale Tiefe, in der sie überleben können, ist wirklich erstaunlich.“

Boningraben: Expedition in die Tiefsee

Den Fisch im Boningraben filmten die Forschenden mithilfe eines Unterwasserroboters, an dem ein Köder befestigt war. Die Expedition ist Teil einer ganzen Forschungsreihe zur Untersuchung verschiedener Tiefseepopulationen. Wenige Tage nachdem sie den Fisch mit ihrer Kamera festhielten, fingen sie zwei weitere Scheibenbäuche der Art Pseudoliparis belyaevi in einer Tiefe von 8.022 Metern – ein weiterer Rekord: Sie sind die ersten Fische, die aus einer Tiefe von über acht Kilometern gefangen wurden.

Die Tiefseerinne, in der die Expeditionen stattfinden, liegt im nordwestlichen Teil des Pazifischen Ozeans vor der japanischen Küste. Im Süden mündet der Boningraben in den Marianengraben. Auch dort sind über die Jahre bereits Scheibenbäuche gesichtet worden – allerdings nie in einer derartigen Tiefe. „In Tiefseerinnen wie dem Marianengraben konnten wir beobachten, dass die Fische in größeren Tiefen in immer geringerer Zahl auftraten, bis etwa zur 8.000-Meter-Marke“, sagt Jamieson.

In einer Tiefe von 8.336 Metern huschte dieser kleine Rekordhalter am Tauchroboter des Forschungsteams vorbei.

Foto von Screenshot Youtube @universitywa

Wie überleben Scheibenbäuche in diesen Tiefen?

Im Gegensatz zu anderen Tiefseefischen sind es bei den Scheibenbäuchen die Jungtiere, die sich in den tiefsten Regionen des Meeres aufhalten. Doch sowohl der Körperbau der Jungtiere als auch jener der ausgewachsenen Tiere ist so robust, dass sie extremen Bedingungen standhalten können. In den Tiefen, in denen sich die Fischer vermehrt aufhalten – etwa zwischen 6.000 und 8.000 Metern – gibt es kein Sonnenlicht und einen immensen Druck. Mehrere Hundert Bar wirken in den Tiefen des Boningrabens auf die Fischkörper ein – in 8.000 Metern Tiefe sind das etwa 800 Mal so viel wie am Meeresspiegel. Dieser Druck erschwert auch die Tiefsee-Expeditionen.

Um mit ihrer Umgebung zurechtzukommen, haben Scheibenbäuche keine Schuppen, sondern eine gallertartige äußere Schicht. Ihr Körper ist dadurch nahezu durchsichtig. Außerdem haben sie keine Schwimmblase wie andere Fische – diese würde dem Unterwasserdruck, dem sie ausgesetzt sind, nicht standhalten.

 

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