Von Nesthockern und Nestflüchtern: Tierkinder in Deutschland

Unter Tieren gibt es die verschiedensten Aufzuchtstrategien für ihren Nachwuchs. Ein Überblick über Unterschiede und Gemeinsamkeiten, von Fuchsbaby bis Kiebitzküken.

Von Chris Kaula
bilder von Chris Kaula
Veröffentlicht am 25. Sept. 2023, 10:52 MESZ
Zwei Fuchsjunge sitzen nebeneinander vor einem Baum.

Zwei Jungfüchse bei einem ihrer ersten Ausflüge in die Natur. Fuchskinder verbringen zuerst einen Monat in ihrem sicheren Bau, bevor sie sich zum ersten Mal nach draußen wagen. 

Foto von Chris Kaula

Tobende Jungfüchse vor ihrem Bau, bettelnde Amselbabys in der Hecke oder Kaulquappen im Teich – vor allem im Sommer sehen wir viele junge Tiere in der Natur. Doch das Leben in der Wildnis ist nicht immer einfach. Um zu überleben, haben sich über die Jahrtausende verschiedene Fortpflanzungsstrategien mit jeweils unterschiedlich ausgeprägter Brutfürsorge entwickelt. 

So haben Mäuse und Frösche zum Beispiel Dutzende bis hunderte Nachkommen, Rehe werfen hingegen nur ein bis maximal drei Kitze im Jahr. Manche Tiere verlassen ihr Nest schon sehr früh, andere bleiben noch Wochen oder Jahre bei ihren Eltern. Und manchmal holen sich frischgebackene Tiereltern sogar Unterstützung bei Familienmitgliedern. Ein Einblick in die Aufzucht des Nachwuchses in der Tierwelt. 

Warum bekommen manche Tiere viele Nachkommen – und andere so wenige?

Warum einige Tiere viele Sprösslinge bekommen und andere sehr wenige, erklärt die Biologie. Dort wird zunächst in R- und K-Strategen unterschieden.
 

R-Strategen wie der Grasfrosch haben ein kurzes Leben. Sie sind recht klein und stehen auf der Speisekarte vieler Tiere. Damit trotzdem möglichst viele Tiere überleben, haben sie viele Nachkommen – in deren Aufzucht sie wenig Zeit investieren. Grasfroscheltern verlassen ihren Laich noch vor dem Schlupf der Kaulquappen. In Kombination mit den schwankenden Umweltbedingungen hat dies zur Folge, dass nicht alle Kaulquappen schlüpfen und weniger Tiere geschlechtsreif werden.

Im Gegensatz dazu stehen K-Strategen wie Rehe oder Adler. Sie haben nur wenige Nachkommen und betreiben einen hohen Aufwand bei der Jungenaufzucht. Diese Tierarten werden in der Regel älter und deutlich größer als R-Strategen und sind dadurch auch konkurrenzstärker.

Warum sind nicht alle Tiere K-Strategen?

Dies liegt zum einen an der höheren Ausbreitungstendenz von R-Strategen, wodurch sie neue Lebensräume früher erschließen können. Zudem können sie sich auch schneller an wechselnde Umweltbedingungen anpassen, bedingt durch die hohe Individuenzahl und dem damit einhergehenden größeren Genpool. Die Populationsgröße schwankt bei ihnen allerdings stark.

Innerhalb der K-Strategen gibt es nach dem Schlupf beziehungsweise nach der Geburt die verschiedensten Erziehungsformen für den Nachwuchs.

BELIEBT

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    Beim Kiebitz zum Beispiel geht alles ganz schnell: Nur wenige Stunden nach dem Schlupf stehen die Küken schon wortwörtlich auf den eigenen Beinen und sind weit entwickelt. Sie sind befiedert und können bereits selbstständig Nahrung aufnehmen. Damit zählen sie zu den sogenannten Nestflüchtern. Im Kontrast dazu stehen Vogelarten, die ihre Küken mehrere Tage bis Wochen im Nest füttern – sogenannte Nesthocker.

    Ein Beispiel aus der Vogelwelt für einen solchen Nesthocker ist der Zwergtaucher. Er begleitet seine Küken noch lange nach dem Schlupf. Die Eltern tragen ihre Nachkommen sogar auf dem Rücken, wenn ihnen die Kräfte bei den ersten Schwimmversuchen schwinden.

    Je größer, desto intensiver

    Besonders große Säugetiere kümmern sich sehr intensiv um ihren Nachwuchs. Die Bindung zwischen Mutter und Jungtier ist eng, denn dieses wird – wie der Name Säugetier schon besagt – von ihr gesäugt. Dennoch gibt es auch hier große Unterschiede bei der Jungenaufzucht. 

    Feldhasen und Wildkaninchen gehören zum Beispiel beide zur Familie der Hasen – kommen aber grundverschieden zur Welt. Während Feldhasenjunge in einem Grasnest geboren werden, zu den Nestflüchtern gehören und deshalb voll behaart und mit offenen Augen zur Welt kommen, werden Kaninchen als Nesthocker in einem schützenden Bau unter der Erde geboren – blind und nackt.

    Nicht immer sind es nur die Eltern, die sich um ihre Jungen kümmern. Soziale Insekten haben die Jungenaufzucht zum Beispiel stark strukturiert und selbst bei Säugetieren gibt es Unterstützung von Verwandten: Einjährige Fuchsfähen, so nennt man weibliche Füchse, unterstützen ihre Mutter bei ihrem aktuellen Wurf. Somit sammeln sie erste Erfahrungen und fördern indirekt ihre Gene.

    Ein genauer Blick auf die Jüngsten unter den Wildtieren offenbart eine Vielzahl an interessanten Verhaltensweisen – dabei hat sich jedes Tier perfekt an seine eigene Nische angepasst.

     

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    Mehr Naturfotografie von Chris Kaula gibt es bei Instagram: @chriskaula

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