Ein rot-lilaner Seestern mit Stacheln legt sich über eine Koralle im Meer.

Gefährliche Korallen-Killer: Seesterne überfallen Riffe

Alarm im Riff: Dornenkronenseesterne fallen millionenfach über Korallen her – und hinterlassen im Indopazifik eine Schneise der Verwüstung. Dabei trotzen sie sogar dem Klimawandel. Wie schaffen die Tiere das?

Ein leuchtend roter Dornenkronenseestern überfällt ein Korallenriff. Pro Tag frisst ein Seestern dieser Art ein faustgroßes Stück Koralle. 

Foto von whitcomberd / Adobe Stock
Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 25. Okt. 2023, 08:48 MESZ

Unsere Korallenriffe haben es seit Jahrzehnten nicht leicht: Die Erwärmung der Ozeane führt an vielen Orten der Welt, inklusive dem berühmten Great Barrier Reef in Australien, zur Korallenbleiche – und zum Absterben der Nesseltiere. Seit geraumer Zeit macht den Korallen noch eine weitere Bedrohung zu schaffen: der gefräßige Dornenkronenseestern. 

Bis zu 40 Zentimeter groß ist der unheimliche Überlebenskünstler, der in den tropischen Zonen des gesamten Indopazifiks zuhause ist und sich jährlich millionenfach vermehrt. Mit seinen giftigen Oberflächenstacheln sieht der Dornenkronenseestern nicht nur gefährlich aus, sondern stellt auch eine ernstzunehmende Gefahr dar: Denn seine ausgewachsenen Exemplare fressen leidenschaftlich gern Steinkorallen. 

Der Dornenkronenseestern: ein zerstörerischer Überlebenskünstler

Dornenkronenseesterne „überfallen“ Korallenriffe in regelmäßigen Abständen. Ähnlich einer Heuschreckenplage fallen dabei Millionen Tiere gleichzeitig über ein Riff her und lassen nur Korallenskelette zurück. Sie haben neben Wirbelstürmen und der Korallenbleiche den größten Einfluss auf das weltweite Korallensterben und wurden aus diesem Grund als bedrohliche Art eingestuft.

Vor allem am australischen Great Barrier Reef hat der Seestern bislang heftig gewütet und beträchtliche Schäden angerichtet: Innerhalb eines Jahres kann ein einzelner Dornenkronenseestern bis zu sechs Quadratmeter Korallenfläche zerstören. Bei 50 Millionen Nachkommen pro Jahr ergibt sich daraus ein regelrechtes Korallenmassensterben. 

Jungtiere überleben Meereserwärmung und Nahrungsknappheit

Doch nicht nur das: Meeresbiolog*innen der University of Sydney in Australien haben im Rahmen einer Studie, die in der Zeitschrift Global Change Biology erschien, festgestellt, dass die Seesterne problemlos große Hitzewellen überleben können. Das liegt daran, dass der Lebenszyklus des Dornenkronenseesterns perfekt an die Meereserwärmung angepasst ist.

„Wir haben herausgefunden, dass junge Dornenkronenseesterne fast dreimal so viel Hitze vertragen wie Korallen und ihre älteren Artgenossen“, sagt Professorin Maria Byrne, die die Studie geleitet hat. Die Gründe dafür liegen laut den Forschenden in ihrer geringen Größe und der Fähigkeit, sich von einer Vielzahl von Nahrungsquellen ernähren zu können. 

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    Ein junges und ein älteres Jungtier. Da sie kleiner sind und sich anders ernähren als ihre Artgenossen, überleben sie heißere Klimabedingungen. 

    Foto von Monique Webb, Byrne et al.

    Denn während die ausgewachsenen Dornenkronenseesterne Carnivoren sind, sich also nur von Korallen ernähren, fressen die Jungtiere auch Algen. Kommt es zu einer Hitzewelle, in der sowohl ihre älteren Artgenossen als auch die Korallen sterben, wird der junge Seestern also zum algenfressenden Vegetarier. 

    Aus früheren Studien Byrnes weiß man, dass die Jungtiere so bis zu sechs Jahre überleben können – bis sich das Korallenriff wieder erholt, sie zu ausgewachsenen, carnivoren Seesternen herangewachsen sind und der Zyklus erneut beginnt. 

    Klimawandel und Überfischung: Gute Voraussetzungen für den Seestern

    Den Korallen wird durch diese perfekte Anpassung keine Chance zur kompletten Regeneration gelassen – die Riffe werden direkt wieder überfallen. Noch dazu konnten die Forschenden feststellen, dass ausgerechnet die abgestorbenen Korallenskelette einen guten Nährboden für das Algenwachstum darstellen – eine perfekte Nahrungsgrundlage für die Jungtiere also, um lange zu überleben. 

    Doch nicht nur der Klimawandel trägt zur Explosion der Seesternpopulation bei: „Der Verlust von natürlichen Fressfeinden durch Überfischung und die Anhäufung von Nährstoffen im Wasser durch Düngemittel stehen im Verdacht, zu Ausbrüchen von Dornenkronenseesternen beizutragen“, sagt Matt Clements, Doktorand und Co-Autor der Studie. 

    Wie Australien gegen den Dornenkronenseestern vorgeht

    Da sich die Plagen der Dornenkronenseesterne mittlerweile häufen, werden laut der Deutschen Stiftung Meeresschutz in Australien bereits Taucherpatrouillen eingesetzt, um die Dornenkronenseesterne entweder manuell abzusammeln oder ihnen eine tödliche Lösung zu injizieren. Nicht nur dabei ist Vorsicht geboten, sondern auch für Urlauber*innen: Die giftigen Stacheln des Dornenkronenseesterns können beim Menschen bei Hautkontakt zu schmerzhaften Stichverletzungen führen, die nur schwer verheilen.  

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