Hochwasser in Europa: Unwettertief tötet tausende Zugvögel

Neben Menschen und Haustieren leiden auch Wildtiere an den Folgen der Rekordniederschläge in Mitteleuropa. In Niederösterreich verenden zahlreiche Schwalben und Mauersegler qualvoll.

Dauerregen und Kälte in Niederösterreich machen einen Weiterflug in den warmen Süden unmöglich für Schwalben und Mauersegler.

Foto von Jessica - stock.adobe.com
Von Marina Weishaupt
Veröffentlicht am 17. Sept. 2024, 09:54 MESZ

Tagelanger Starkregen, Überschwemmungen, Stürme und Kälte: Unwettertief Anett macht Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien zu schaffen. Helfende Hände sind im Dauereinsatz, um betroffene Menschen und Haustiere zu retten.

Auch Wildtiere leiden stark an den Wassermassen und den Folgen des Kälteeinbruchs. Tausende Zugvögel sterben durch die derzeitige Wetterlage – vor allem in den Hochwassergebieten in Niederösterreich. Laut der Tierschutzorganisation Tierschutz Austria sind vor allem Mauersegler und Schwalben betroffen.

Für zahlreiche erschöpfte Schwalben und Mauersegler kommt jede Hilfe zu spät.

Foto von Tierschutz Austria

Zu schwach zum Weiterfliegen: Tausende Zugvögel in Österreich gestrandet

Fotos und Videos aus Niederösterreich zeigen zahlreiche geschwächte, frierende Schwalben oder Mauersegler, Schutz suchend in Häusernischen oder auf Vorsprüngen unter Brücken. Zum Fliegen sind sie nicht mehr in der Lage – von einem Weiterflug in den warmen Süden ganz zu schweigen. Stattdessen kauern sie sich in Gruppen zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Die Tiere, die selbst dazu zu schwach sind, verharren auf dem Boden. Werden sie nicht rechtzeitig von engagierten Tierschützer*innen entdeckt und gerettet, erfrieren oder verhungern sie hier. Oder verenden qualvoll an Spikes, die zur Taubenabwehr an Häusern und Brücken angebracht wurden. Hunderte Schwalben, die durch die spitzen Metallspieße tödlich verletzt wurden, vermeldet etwa das Tierheim der niederösterreichischen Stadt Krems.

Schuld an der Notlage der Zugvögel ist das Unwettertief Anett über den Ländern des östlichen Mitteleuropas. Dieses bringt Starkregen mit bis zu 310 Liter auf den Quadratmeter, ein bis zwei Meter Neuschnee in den Höhenlagen und Überflutungen durch anhaltendes Hochwasser in den Bächen und Flüssen. Der damit einhergehende Kälteeinbruch sorgt dafür, dass sich auch Fluginsekten zurückziehen und kaum aktiv sind. Insektenfresser wie Schwalben und Mauersegler finden folglich kaum noch Nahrung, werden von Tag zu Tag schwächer.

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    Rettungskation für Schwalben und Mauersegler: Tierschützer*innen bitten um Mithilfe

    Um möglichst viele der Vögel rechtzeitig zu finden, sind engagierte Tierschützer*innen rund um die Uhr im Einsatz. „Wir appellieren, geschwächte Tiere uns unbedingt zu melden. Jede Schwalbe auf dem Boden gehört versorgt“, sagt Stephan Scheidl von Tierschutz Austria. Freiwillige Mitarbeit bei der Rettung ist gern gesehen. Wer dabei aktiv helfen möchte, sollte sich direkt bei Tierschutzorganisationen oder lokalen Tierheimen bezüglich der Koordination von Freiwilligen erkundigen.

    In Wien treffen sich beispielsweise zahlreiche Freiwillige aus der Community des Projekts Wiener Wildnis mit Kartons und Decken ausgestattet an Brücken, unter denen hunderte Schwalben Schutz suchen. Die Vögel, die entkräftet zu Boden sinken, werden eingesammelt und zu Wildtierstationen wie etwa der örtlichen Wildtierfundbox gebracht. Dort werden sie für ihre weite Reise aufpäppelt.

    Zum zusätzlichen Schutz der Vögel können Bewohner*innen der betroffenen Gebiete darauf achten, Fenster geschlossen zu halten. Frierende Vögel versuchen in ihrer Not, ins Warme zu gelangen. Die Gefahren für zusätzliche Verletzungen an Fensterscheiben und dem Inneren von Wohnungen sind laut Tierschutz Austria allerdings sehr hoch.

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