Kleinste Taucherin der Welt: Diese Eidechse bleibt 20 Minuten lang unter Wasser

Wasseranolis verstecken sich unter Wasser vor Fressfeinden. Mit welchem klugen Trick die Tiere ihre Tauchzeit verlängern.

Diese winzige Luftblase unterstützt die talentierten Wasserechsen beim Tauchgang. 

Foto von Lindsey Swierk
Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 24. Sept. 2024, 09:41 MESZ

Kleine Echse mit großem Talent: Mit ihren wenigen Zentimetern Körperlänge ist die halbaquatisch lebende Wasseranoli (Anolis aquaticus) die wahrscheinlich toughste Mini-Taucherin der Welt. 20 Minuten und länger schafft sie es, unter Wasser zu bleiben – ganz ohne Equipment, aber dafür mit einem cleveren Trick.

Beim Tauchen atmet die Wasserechse mithilfe einer kleinen Luftblase, die sich über ihren Nasenlöchern bildet. Das fand Lindsey Swierk, Assistenzprofessorin für Biowissenschaften an der Binghamton University im US-Bundesstaat New York, im Rahmen ihrer Untersuchungen zu dieser Tierart heraus. In einer neuen Studie, die in der Zeitschrift Biology Letters erschien, konnte sie zeigen, dass die Blase dazu beiträgt, die Tauchzeit der kleinen Echse zu verlängern. 

Abwehr von Fressfeinden: Auf Tauchgang mit Luftblase

Wasseranolis gehen auf Tauchgang, weil sie auf dem Speiseplan der Bewohner des südamerikanischen Dschungels äußerst gefragt sind. „Sie sind sozusagen die Chicken Nuggets des Waldes. Vögel fressen sie, Schlangen fressen sie“, sagt Swierk. „Indem sie ins Wasser springen, können sie vielen ihrer Fressfeinde entkommen.“ Unter Wasser seien die Tiere gut getarnt und blieben so lange dort, bis die Gefahr gebannt sei, so die Forscherin.

Dabei helfe ihnen die kleine Luftblase, die sich beim Atmen immer wieder über ihren Nasenlöchern bildet. Laut Swierk entsteht sie, weil die Haut der Wasserechsen sehr wasserabweisend ist und die Luft an ihr haftet. „Wir wissen, dass sie Sauerstoff aus dieser Luftblase ziehen“, sagt Swierk. Doch ermöglicht diese Blase ihnen auch, länger unter Wasser zu bleiben? 

Länger tauchen dank Luftblase

Um das herauszufinden, trug Swierk eine Substanz auf die Haut der Eidechsen auf, die die Blasenbildung beeinträchtigte. „Wenn man die Haut mit diesem sogenannten Emolliens bedeckt, haftet die Luft nicht mehr an der Hautoberfläche“, sagt die Biowissenschaftlerin. So könnten die Blasen schwieriger entstehen.

Im Folgenden zeichnete Swierk die Anzahl der entstehenden Blasen und die Zeit auf, die die Echsen unter Wasser bleiben konnten. Ihre Ergebnisse verglich sie mit einer Kontrollgruppe, deren Blasenbildung nicht beeinträchtigt war. Es zeigte sich, dass die uneingeschränkten Wasseranolis 32 Prozent länger unter Wasser bleiben konnten als jene, deren Blasenbildung beeinträchtigt war. Damit bestätigt die Studie, dass die Blase die Tauchzeit der Echsen um etwa ein Drittel verlängert – und ihnen so eine Fluchtmöglichkeit vor Raubtieren bietet. 

In Zukunft wollen Swierk und ihr Team herausfinden, wie genau die Tiere mithilfe der Blase atmen. Dass sie lediglich den Sauerstoff aus der Luftblase zum Atmen unter Wasser nutzen, hält Swierk für unwahrscheinlich. Dazu seien die Wasserechsen zu groß. Möglicherweise verändere die Luftblase aber die Sauerstoffversorgung des Wassers. Daran werde derzeit noch geforscht. 

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