Die 5 faszinierendsten Raubkatzen des Dschungels

Ob Jaguar, schwarzer Panther oder der zierliche Ozelot: Diese sagenumwobenen Raubkatzen streifen durch den Dschungel Mittel- und Südamerikas.

Von Heidrun Patzak
Veröffentlicht am 21. Okt. 2024, 13:29 MESZ
Puma concolor

Mit etwas Glück lässt sich der Puma (Puma concolor), auch Berglöwe genannt, in manchen Schutzgebieten des Regenwalds beobachten.

Foto von UlisesFLocas

Man sieht sie nicht, doch sie sind trotzdem da: Die scheuen, aber mächtigen Raubkatzen des Dschungels. „Ich bin mir sicher, dass mir schon hundertmal Jaguar-Blicke gefolgt sind“, verrät Dr. Ina Knobloch gegenüber National Geographic, doch in freier Wildbahn gesehen habe sie noch keinen. Seit den 1980er Jahren engagiert sich die Biologin und Filmproduzentin für die Rettung der „Schatzkammer Regenwald“, wie sie den Urwald Süd- und Mittelamerikas nennt. Ganz besonders Costa Rica und dessen faszinierende Flora und Fauna hat es ihr angetan. Darunter auch Raubkatzen. Und es gibt nur wenige Tierarten im Dschungel, um die sich mehr Mythen und Geheimnisse ranken.

Jaguar

In Costa Rica ist der Jaguar die größte vorkommende Wildkatze. Als Lebensraum benötigt sie große zusammenhängende Urwaldgebiete.

Foto von Visions from Earth

Der König des Dschungels: Der Jaguar

Jaguare, wissenschaftlich Panthera onca, sind die größten landlebenden Raubtiere Mittel- und Südamerikas. Sie zählen zu den schnellsten Säugetieren auf der Welt. Ihr wohl wichtigster Lebensraum: der Wald. „Jaguare sind ein Symbol für den intakten Regenwald“, sagt Dr. Knobloch. Und das aus gutem Grund: Die Raubkatzen benötigen Bäume, um dort ihre Beute aufzulauern. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass es durch die zunehmende Abholzung des Regenwaldes zu Konflikten mit Landwirten kommt, wenn Jaguare nahe menschlichen Ansiedlungen auch Haus- und Nutztiere töten. 

BELIEBT

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    Der Jaguar als hervorragender Schwimmer

    Doch die Großkatze beschränkt sich nicht nur auf das Land. Überraschenderweise sind Jaguare hervorragende Schwimmer, die sich gern in der Nähe von Flüssen, Bächen und Seen aufhalten. Dort warten sie versteckt auf ihre Opfer, ehe sie ins Wasser springen, um sie zu erlegen. Was ihre Beute betrifft, sind sie nicht wählerisch: Über 85 verschiedene Tierarten zählen dazu. Jaguare können bis zu 25 kg Fleisch auf einmal verschlingen – und dann über lange Zeit hungern.

    Der Jaguar spielt nicht nur im fragilen Ökosystem des Urwalds eine einzigartige und elementare Rolle. „In fast allen indigenen Kulturen von Mittel- und Südamerika ist der Jaguar eine Figur mit großer mythologischer Bedeutung“, erklärt die Dr. Knobloch. „In vielen präkolumbianischen Kulturen gilt die imposante Raubkatze als Gottheit, bei einigen Völkern herrscht der Glaube an Jaguar-Menschen und den Seelenwandel von Jaguar zum Menschen und umgekehrt. Die Herrscher der Maya saßen auf einem aus Holz geschnitzten Jaguarthron.“

    Jaguar im Dschungel

    Die Fellmusterung der Jaguare ist wie ein Fingerabdruck und kommt bei keinem zweiten Tier identisch vor.

    Foto von Mat Hayward - stock.adobe.com

    Von der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) werden Jaguare als gefährdete Art geführt und stehen auf der Roten Liste. Dennoch sind die eleganten Raubtiere bisher kaum erforscht. „Wir wissen noch nicht einmal genau wie groß die Reviere der Tiere sind und wie groß sie mindestens sein müssen, damit sie Überlebenschancen haben“, so die Biologin. Deshalb rief die Universität von Costa Rica (UCR) ein Forschungsprojekt ins Leben: die Erfassung der Jaguare, die in den costa-ricanischen Regenwäldern leben, sowie die Kartierung ihrer Reviere. Wie das bei derart schwer zu findenden Großkatzen gehen soll? Durch Zusammenarbeit mit anderen Sektoren wie etwa dem Tourismus: „Die Universität arbeitet mit verschiedenen Öko-Lodges zusammen, die Regenwälder in privaten Schutzgebieten erhalten. Die Partner installieren dafür Wildcams im Dschungel und übermitteln der Universität die Filmaufnahmen, die von Wissenschaftlern ausgewertet werden. An der Fellmusterung lässt sich jedes Tier identifizieren.“  

    Eine Laune der Natur: Der Schwarze Panther

    Anders, als viele denken, handelt es sich bei dem schwarzen Panther um keine eigenständige Tierart. Hinter einem sogenannten „schwarzen Panther“ können sich verschiedene Katzenarten verbergen – ausgenommen ist nur der Puma. „Fast alle Arten von Großkatzen können eine Genmutation haben, die zu einer schwarzen Pigmentveränderung führt, dem sogenannten Melanismus“, erklärt Dr. Knobloch. Der Name „Panther“ kommt von dem wissenschaftlichen Begriff der Gattung „Eigentliche Großkatzen“: Panthera.

    Wildcam Panther

    Seltener Anblick einer Wildcam, die im Regenwald-Schutzgebiet an der Selva Bananita Lodge in Costa Rica angebracht wurde: Ein schwarzer Panther.

    Foto von Jürgen Stein

    Genaue Zahlen, wie oft diese Genmutation vorkommt, gibt es nicht. „Auch das wird ein Ergebnis der costa-ricanischen Studie sein. Die Tiere sind nämlich nicht gleichmäßig schwarz, die ursprüngliche, charakteristische Musterung ist noch erkennbar“, so die Biologin. „Dadurch ist auch bei den schwarzen Raubkatzen der ‚Fingerabdruck‘ im Fell erkennbar und am Ende der Studie kann ausgewertet werden, wie viel Prozent der Jaguare mit Melanismus leben.“

    Schwarzer Panther

    Trotz des dunklen Fells ist bei diesem Panther eine individuelle Zeichnung noch gut erkennbar.

    Foto von diegograndi - stock.adobe.com

    Seitens der Wissenschaft gibt es einige Vermutungen, wieso die Natur die dunkle Pigmentveränderung bei einigen Raubkatzen eingerichtet hat: „In dichten Regenwaldgebieten, wo der Urwaldboden stockfinster ist, könnte es für schwarz gefärbte Raubkatzen von Vorteil sein, da sie in diesem Umfeld mit schwarzem Fell besser getarnt sind als mit geflecktem. In offenerem Gelände verhält es sich umgekehrt“, sagt Dr. Knobloch. Aktuelle Zählungen scheinen die These zu bestätigen: In dichten Waldgebieten kommen die schwarzen Katzen deutlich häufiger vor als in waldärmeren Gebieten.

    Anpassungsfähiger Berglöwe: Der Puma

    Streng genommen ist der Puma gar nicht zwingend ein Dschungelbewohner. „Der Puma concolor ist in ganz Amerika zu Hause, also auch in den kalten Regionen, nicht nur in den tropischen“, erklärt Dr. Knobloch. Zwar ist der Puma etwas kleiner als der Jaguar, aber gewichtsmäßig immer noch die viertgrößte Katze der Welt. 

    Puma

    Je nach Gebiet, in dem er vorkommt, trägt er unterschiedliche Namen: Silberlöwe, Berglöwe oder Kuguar.

    Foto von Luk - stock.adobe.com

    Obwohl Pumas, vor allem in Nordamerika, bis zu 125 kg erreichen können, zählen sie ebenso wie Ozelot oder Luchs zu den Kleinkatzen. Dennoch sind die Tiere unglaublich kräftig. Aus dem Stand können sie bis zu fünf Meter hoch springen. Eine Besonderheit: Anders als etwa Jaguare können Pumas nicht brüllen, sondern verständigen sich mit anderen Lauten, die eher einem Miauen oder Knurren ähneln.

    Eine der herausragendsten Eigenschaften des Pumas ist sicherlich seine Anpassungsfähigkeit. Er fühlt sich in schneebedeckten, kargen Bergregionen ebenso wohl wie in Wüstengebieten und auch in Regenwäldern. Anpassungsfähig sind die Katzen auch, was ihr Nahrungsspektrum betrifft – sie erlegen alles, von kleinen Nagern bis zu ausgewachsenen Elchen. In den Andenregionen zählen Pumas für Lamas etwa zu den Hauptfeinden. Die Raubkatzen lauern die Tiere auf, überfallen sie aus dem Hinterhalt, stürzen sich auf den Rücken und brechen ihr Genick. Bis der Puma sein Mahl beendet hat, bedeckt er den Kadaver mit Zweigen und Blättern, um ihn vor hungrigen Konkurrenten zu verstecken.

    Pumafamilie in den Anden

    Anders als Jaguare fühlen sich Pumas auch in offenen Landschaften wohl.

    Foto von Rafa - stock.adobe.com

    „Pumas sind sehr selten geworden. Da die Tiere in offenen Landschaften jagen und Viehzüchter sie für eine Gefahr hielten, wurde der Puma früher stark bejagt“, berichtet Dr. Knobloch. In Ländern wie Costa Rica, wo die Jagd inzwischen verboten ist und Schutzgebiete deutlich vergrößert wurden, erholen sich die Bestände aber wieder leicht. 

    Wer ist der König der Region: Jaguar oder Puma?

    „Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die Reviere von Jaguar und Puma in den Wäldern strikt getrennt sind. Im Dschungel ist der Jaguar eindeutig der König der Region, in den Bergen und der Steppe eher der Puma“, erklärt Ina Knobloch. 

    Zierliche Dschungel-Schönheit: Der Ozelot 

    „Der Ozelot, Leopardus pardalis, besiedelt ein ähnliches Verbreitungsgebiet wie der Jaguar in den tropischen Wäldern von Mittel- und Südamerika“, umreißt Dr. Knobloch das Vorkommen der scheuen Wildkatzenart. Jedoch sind die Tiere deutlich kleiner als Jaguare und Pumas. Die gefleckte Wildkatze ist nur in etwa doppelt so groß wie eine Hauskatze. Entsprechend ist sein Beuteschema auch auf kleinere Tiere ausgelegt: „So ziemlich alles, was an Säugetieren auf dem Boden kreucht und fleucht und nicht mehr als ein Kilo auf die Waage bringt“, erklärt Dr. Knobloch.

    Ozelot

    Je nach Vorkommen unterscheidet sich die Fellfärbung der Ozelots: Leben sie in Waldlandschaften, sind die Tiere eher ockergelb, leben sie in Buschlandschaften, geht das Fell eher ins Gräuliche.

    Foto von Megan Lorenz - stock.adobe.com

    Ozelots bewegen sich praktisch lautlos durch die Natur und sind vorwiegend nachtaktive Jäger. „Die kleine Raubkatze ist sehr wendig, klettert gerne und hat es auch gelegentlich auf Vogelnester abgesehen, jagt aber meist am Boden.“

    Wie der Jaguar ist auch der Ozelot gemustert, schwarz auf hellbraunem Grund, aber die Musterung ist deutlich anders, eher aus vielen kleinen Streifen bestehend, die teilweise verbunden sind. Zwischen den Streifen leuchtet das Fell eher Milchkaffee-Farben, außerhalb hellbeige. Diese besondere Fellfärbung wurde vielen Ozelots zum Verhängnis: Jahrzehntelang wurden sie wegen ihres wunderschönen Fells stark bejagt, konnten inzwischen aber wieder von der Liste der gefährdeten Arten genommen werden.

    Beinahe wie Zwillinge: Oncilla und Margay

    Der Oncilla, die nördliche Tigerkatze, wissenschaftlich Leopardus tigrinus, ist klein, wendig und vor allem auf Bäumen aktiv. Er sieht dem Margay, der Langschwanzkatze Leopardus wiedii, die in Costa Rica ebenfalls verbreitet ist, zum Verwechseln ähnlich. Beide Katzen werden nur in etwa so schwer wie Hauskatzen (bis ca. 4,5 kg) und haben eine wunderschöne gefleckte Fellzeichnung, weshalb sie vor allem in Südamerika fast bis zum Aussterben gejagt wurden. Das Margay ist am leichtesten am namensgebenden langen Schwanz zu identifizieren. Da beide Arten sich viel in Baumkronen aufhalten, wo sie auch auf Jagd gehen, sind sie sehr schwer zu entdecken. 

    Oncilla

    Sowohl Oncilla als auch Margay gehören zu den insgesamt sechs Wildkatzenarten, die in Costa Rica vorkommen. 

    Foto von slowmotiongli - stock.adobe.com

    „Einer dieser Raubkatzenarten in freier Wildbahn zu begegnen ist schwierig, bis nahezu unmöglich“, gibt Dr Knobloch zu. Selbst für die erfahrene Biologin sind Sichtungen eine echte Rarität. Um die Faszination dieser Tiere nachvollziehen zu können, ist das auch gar nicht notwendig, meint die Biologin. „Vor einigen Jahren hat einmal eine schwarze Raubkatze in einiger Entfernung meinen Weg gekreuzt. Sie war zu klein für einen Jaguar. Es könnte ein Ozelot gewesen sein oder vielleicht doch sogar ein junger Jaguar. Es ging so schnell. Aber den Moment, als mich die Katze angeschaut hat, werde ich mein Leben nicht vergessen. Es kam bei mir an, wie eine Botschaft, den Wald zu schützen.“ Und dieses Ziel verfolgt die Forscherin bis heute mit Leidenschaft und Hingabe.

    Mein Costa Rica

    Mein Costa Rica

    Foto von National Geographic

    Lesen Sie mehr über Dr. Knoblochs Arbeit und die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt in Costa Rica. Mein Costa Rica – 40 Jahre im Einsatz für den Dschungel ist eine Entdeckungsreise durch Costa Ricas Naturwunder von den 1980er Jahren bis heute und den Wandel vom Bauernstaat in ein Ökoparadies.

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