Welches ist das gefährlichste Meerestier für Schwimmer, Taucher oder Surfer?
Die meisten Meerestiere sind einfach nur schön anzusehen. Welche Begegnungen für den Menschen aber gefährlich werden könnten, erklärt der Meeresbiologe Andreas Kunzmann.
Die meisten Meerestiere sind einfach nur schön anzusehen und völlig harmlos. Ernsthafte Unfälle mit Menschen sind selten.
Für Badende in den nördlichen Breitengraden sind die Feuerquallen und die blauen Nesselquallen gefährlich. Kommt man mit den Tentakeln in Berührung, ist Sekunden später ein schmerzhaftes Brennen zu spüren. Das Quallengift kann auch Kreislaufprobleme, Fieber und allergische Reaktionen bis hin zum Schock verursachen. Besonders gefährliche Quallen der Tropen sind die Portugiesische Galeere - mit Tentakellängen von bis zu 50 Meter - und die Würfelqualle, auch Seewespe genannt. Am Strand kann man auch auf Seeigel treten. Sie sind in der Regel zwar ungiftig sind, ihre abgebrochenen Stachelspitzen können jedoch schmerzhafte Entzündungen verursachen.
Taucher treffen in tropischen Meeren zuweilen auf Feuer- und Steinfische, manchmal auch auf Seeschlangen. Die Giftdrüsen der Feuerfische befinden sich vor allem an den Stacheln der Rückenflossen. Ein Stich verursacht starke Schmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und teilweise sogar Atemnot. Die Einstichstellen schwellen stark an. Steinfische oder andere Skorpionsfische liegen gut getarnt auf Riffen, am Meeresboden oder am Strand. Tritt man auf sie, wird das Muskel- und Nervengift durch den Druck injiziert. Kurz danach setzt ein extrem starker, brennender Schmerz ein und an der Einstichstelle bilden sich Schwellungen. Als Folge können Lähmungen, Fieber, Durchfall, Übelkeit und Störungen des Herzkreislaufsystems auftreten. Eine Genesung dauert manchmal Monate. Es handelt sich dabei um das stärkste Proteingift aus dem Tierreich! Viele Opfer, die nicht behandelt wurden, starben innerhalb weniger Stunden. Einige Seeschlangen können deutlich über zwei Meter lang werden. Ihr Gift gilt als eines der stärksten Schlangengifte überhaupt. Meist fliehen sie, aber in der Paarungszeit beißen sie zur Verteidigung ihrer Brut.
Surfer werden in sehr seltenen Fällen Opfer von Haien, zum Beispiel in Südafrika oder Australien. Ansonsten sind sie ebenso wie Badende eher durch Quallen, Seeigel oder Steinfische gefährdet. Generell empfehle ich, möglichst nichts beim Baden, Schnorcheln oder Tauchgang anzufassen, was man nicht kennt.
Dr. Andreas Kunzmann ist Fischereibiologe und Meeresökologe am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie in Bremen und lehrt an der Universität Bremen sowie den Universitäten von Padang und Bali in Indonesien. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Ökophysiologie der Fische.