5 Fragen zum Ausbruch des Agung auf Bali

Lavaströme und Ascheregen zählen zu den gefährlichsten Folgen einer Eruption des Vulkans.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 29. Nov. 2017, 15:31 MEZ

Die Einwohner der indonesischen Insel Bali warten angespannt auf den bevorstehenden Ausbruch des Agung. Der aktive Vulkan droht, einen Teil der Insel mit Asche, Lava und Schlammströmen zu verschütten. Schon Ende September entdeckte man seismische Erschütterungen, die darauf hinwiesen, dass der Vulkan erwachte. Die Wissenschaftler waren sich damals allerdings noch unsicher, ob sie letztendlich zu einem Ausbruch führen würden.

Zwei Monate später scheint der Vulkan sein Versprechen nun einlösen zu wollen. Am 21. November begannen kleinere Ausbrüche, die am vergangenen Samstag dann an Intensität zunahmen. Vulkanologen zufolge könnte ein großer Ausbruch kurz bevorstehen.

Wir haben die wichtigsten Fragen zu der aktuellen Situation zusammengefasst.

1. Sind die Menschen dort in Gefahr?

Am Sonntagabend hatte die indonesische Regierung eine Evakuierung der 100.000 Menschen angeordnet, die im Nordosten von Bali leben. Dazu kommen noch etwa 40.000 Menschen, die seit September ihr zu Hause verloren haben. Auch Tausende von Touristen sind aus der beliebten Inselnation abgereist.

Der letzte große Ausbruch des Agung, bei dem 2.000 Menschen starben, ereignete sich 1963. Es ist nicht ganz klar, wann der Vulkan wieder mit einer solchen Intensität ausbrechen wird – solche Ereignisse sind berüchtigt für ihre Unvorhersehbarkeit –, aber seine aktuelle Aktivität macht einen großen Ausbruch wahrscheinlich.

2. Wie gefährlich ist der Agung?

Um das zu verstehen, muss man etwas über die geologische Geschichte dieses Schichtvulkans wissen.

Auf den 13.000 kleinen und großen Inseln Indonesiens befinden sich derzeit 78 aktive Vulkane. Laut dem Smithsonian Global Volcanism Program verzeichnet nur Japan noch mehr vulkanische Aktivität als Indonesien. Allerdings gibt es in Indonesien deutlich mehr Todesopfer durch Vulkanismus, da die Menschen dort in größerer Nähe zu den vulkanisch aktiven Regionen leben. Eine Studie schätzte, dass zwischen 1600 und 1982 etwa 160.000 Tode auf den Ausbruch eines indonesischen Vulkans zurückzuführen waren.

3. Befindet sich Bali nicht auf dem Pazifischen Feuerring?

Indonesien befindet sich in einer Region, die als Pazifischer Feuerring oder Ring of Fire bekannt ist. Dieser Vulkangürtel erstreckt sich in einem Bogen vom Osten Australiens bis nach Alaska und wieder hinab an der Westküste Südamerikas entlang. Es ist sie seismisch aktivste Region der Welt, und die Mehrheit aller weltweit aktiven Vulkane befindet sich auf diesem großen Bogen.

Der Agung selbst befindet sich auf dem Sundabogen. Dieser Abschnitt des Pazifischen Feuerrings verläuft entlang der unteren Hälfte der tektonischen Sunda-Platte. Von Süden her schiebt sich die Indo-Australische Platte langsam unter die Sunda-Platte. In der so entstehenden Subduktionszone reiben die beiden Platten aneinander, sodass sich mit der Zeit immer wieder Spannung aufbaut, die sich irgendwann in Erdbeben entlädt. Ein Teil der abtauchenden Platte kann durch die Hitze und den Druck aufschmelzen, wodurch Magma entsteht. Da es weniger dicht als das umgebende Gestein ist, steigt das Magma zur Oberfläche auf und entlädt sich dort in Vulkanausbrüchen.

Faszination Vulkan

4. Wie verläuft der aktuelle Ausbruch?

In einem Interview mit RTE News at One sagte der Vukanologe Mark Tingay von der Universität von Adelaide, dass das Magma in diesem Teil der Welt besonders zähflüssig sei. Das kann dazu führen, dass mehr Gasblasen darin eingeschlossen werden, die das Magma explosiver machen.

Tingay erklärte außerdem, dass der Vulkan seit Samstag von einem phreatischen Ausbruch – dessen Explosionen von Dampf, Wasser und Asche geprägt sind – in eine magmatische Phase übergegangen sei.

5. Was passiert als nächstes?

Das Vulkanbeobachtungszentrum MAGMA Indonesia hat die betroffenen Einwohner während der letzten Monate regelmäßig über die aktuellen Entwicklungen informiert. Basierend auf dem Ausbruch von 1963 können vier potenzielle Gefahren vom Agung ausgehen: pyroklastische und Lavaströme, Ascheregen und Schlammströme.

Pyroklastische Ströme sind gewaltige Ströme heißer Asche, Gas, Lava und Gestein, die sich mit großer Geschwindigkeit an den Vulkanhängen hinabbewegen. Zusätzlich zu den heißen Gesteinsfragmenten, die sie mit sich tragen, können sie Geschwindigkeiten von bis zu 700 km/h erreichen und alles auf ihrem Weg zerstören.

Im Gegensatz dazu bewegt sich zähflüssige Lava deutlich langsamer, kann dafür aber Gasblaseinschließen, die später explodieren können.

Die Vulkanologin Janine Kippner der Universität von Pittsburgh wies auf Twitter darauf hin, dass ein Ascheregen alles im Umkreis von 14,5 Kilometern des Agung-Gipfels mit einer bis zu 1,6 Meter dicken Ascheschicht überziehen könnte. Ohne Atemschutzmasken könnten Menschen Atemprobleme erleiden, wenn sie sich durch diesen Ascheregen hindurchbewegen.

In Kombination mit Regen kann ein Ascheregen einen gefährlichen Schlammstrom auslösen, den man als Lahar bezeichnet. Tingay verwies in seinem Interview darauf, dass Lahare oft gefährlicher sind als der eigentliche Ausbruch. Sie fangen meist klein an, aber nehmen dann an Masse und Geschwindigkeit zu, wenn sie sich den Hang hinabwälzen. Auch sie sind extrem zerstörerisch und zu schnell, um ihnen zu Fuß zu entkommen.

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