Baumringe bestätigen: Klimawandel verschärft Dürren seit 1900

Eine einzigartige neue Studie stärkt den Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und Dürreperioden sowie Flutkatastrophen.

Von Lisa W. Foderaro
Veröffentlicht am 6. Mai 2019, 11:56 MESZ
In den letzten Jahren erlebte der US-Bundesstaat Kalifornien eine historische Dürreperiode, weshalb viele Landwirte gezwungen waren, ...
In den letzten Jahren erlebte der US-Bundesstaat Kalifornien eine historische Dürreperiode, weshalb viele Landwirte gezwungen waren, ihre Felder brach liegen zu lassen. Neue Forschungen stärken den Zusammenhang zwischen der globalen Erwärmung und solchen Klimaphänomenen.
Foto von Peter Essick, Nat Geo Image Collection

Mit Hilfe von Baumringstudien, die Zeiträume von mehreren Jahrhunderten abdecken, konnten Wissenschaftler eindeutige Beweise dafür finden, dass die vom Menschen produzierten Treibhausgase sich schon seit dem Jahr 1900 weltweit auf Dürren auswirken.

Die neue und bislang einzigartige Studie von Forschern des Earth Institute der Columbia University, die im Fachmagazin „Nature“ erschien, bestätigt größtenteils das, was computergenerierte Klimamodelle bereits gezeigt haben. In Ermangelung verlässlicher historischer Daten zu Niederschläge können solche Computermodelle nicht nur künftige Szenarien berechnen, sondern auch Einblick in das Wetter der Vergangenheit geben.

Die Kombination der Baumringstudien – die Aufschluss über die Feuchtigkeit im Boden geben – mit den Klimamodellen bestätigte den Forschern, dass die Modelle tatsächlich korrekt sind, wie sie sagen.

„Diese Rekonstruktionen aus den Baumringen ermöglichen es uns, in der Zeit zurückzureisen und uns ein Bild davon zu machen, wie es schon Jahrhunderte vor der industriellen Revolution um die globalen Trockenperioden bestellt war“, sagte Kate Marvel, eine Forscherin am Earth Institute und am Goddard Institute for Space Studies der NASA.

Marvel, die Hauptautorin der Studie, sagte in einem Telefoninterview, dass die Studienergebnisse zwar nicht unerwartet, aber trotzdem erfreulich sind. „Als Wissenschaftler ist man immer überrascht davon, wenn etwas, das man tut, funktioniert“, sagte sie. „Im frühen 20. Jahrhundert stieg die Konzentration von Treibhausgasen und den Modellen zufolge sollte man da ein Signal sehen können. Der Umstand, dass dieses Signal in den Modellen so eindeutig vorhanden ist und sich auch in den Baumringen erkennen lässt, ist ziemlich toll. So können wir argumentieren, dass es einen nachweisbaren menschlichen Einfluss gibt.“

Schon seit Längerem weisen Wissenschaftler darauf hin, dass mit der steigenden globalen Erwärmung manche Regionen wie der Südwesten der USA in Zukunft deutlich trockener werden, während in anderen die Niederschläge zunehmen werden. Der Weltklimarat hat bislang jedoch davor gewarnt, spezifische Dürren oder Niederschläge direkt auf menschliche Aktivität zurückzuführen.

Die Baumringdaten, die für die Studie analysiert wurden, lassen zumindest drei Zeitabschnitte im Laufe der letzten 120 Jahre erkennen, in denen der menschliche Einfluss auf Trockenperioden und Niederschläge ersichtlich ist. Der erste Abschnitt von 1900 bis 1949 weist das deutlichste Signal auf. Es spiegelt die Berechnungen der Klimamodelle wieder, laut denen mehrere Teile der Welt von Australien bis zum Mittelmeer trockener wurden, während es in anderen Bereichen wie Teilen Zentralasiens deutlich feuchter wurde.

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Der nächste Abschnitt von 1950 bis 1975 ist nicht ganz so glasklar, aber auch hier passen die Baumringdaten zu den Klimamodellen. Der Studie zufolge waren Aerosole – Schwebeteilchen aus Autoabgasen und der Verbrennung fossiler Brennstoffe – vor der Einführung von Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung so reichlich vorhanden, dass sie das Sonnenlicht teilweise blockierten und der Planet abkühlte, obwohl sich bereits Treibhausgase in der Atmosphäre anreicherten.

Im letzten Zeitabschnitt von 1981 bis 2017 wurde der menschliche Einfluss auf Dürreperioden und Niederschläge wieder deutlicher. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass dieses Signal „im Laufe der kommenden Jahrzehnte wahrscheinlich noch deutlicher wird“ und dass die menschlichen Folgen dessen, „besonders die Trockenheit in großen Teilen Nordamerikas und Eurasiens“, wahrscheinlich schwerwiegend werden.

Für ihre Studie griffen die Forscher auf mehrere Trockenheitsatlanten mit globalen Baumringdaten aus den letzten zwei Jahrtausenden zurück. Diese Atlanten wurden hauptsächlich von Edward Cook zusammengestellt, einem Forscher des Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University und Vater von Benjamin Cook, einem der Co-Autoren der Studie.

Empfindliche Bäume

Gregory R. Quetin, ein Forscher am Institut für Erdsystemwissenschaften der Stanford University, bezeichnet die Ergebnisse mit Verweis auf die Baumringdaten als „aussagekräftig“.

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    „Die Bäume reagieren auf die Temperatur und Regen oder den Mangel an selbigem“, sagte Quetin, der an der Studie nicht beteiligt war. „Daher machen sie diese Beobachtungen möglich und liefern eine weitere Beweismöglichkeit.“

    Die Atmosphärenwissenschaftlerin Abigail Swann von der University of Washington hat an der Methode ebenfalls nichts auszusetzen: „Das ist eine kreative Möglichkeit, um Informationen über die Vergangenheit zu gewinnen.“

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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