Wie nachhaltig sind Zimmerpflanzen?

Grün und nachhaltig sind manchmal zwei sehr verschiedene Dinge – leider auch beim kleinen Zimmerdschungel, der in der Generation Instagram (#urbanjungle) wieder so richtig gefragt ist.

Von Iris Röll
bilder von Studio Kealaula on Unsplash.com
Veröffentlicht am 15. März 2021, 09:19 MEZ
Monstera-Blatt in Großaufnahme

Monstera, Orchidee und Co. werden meist in Afrika oder Lateinamerika aufgezogen und als Stecklinge nach Europa importiert.

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Sogenannte Plantfluencer berichten auf Instagram unter dem Hashtag #urbanjungle von ihren grünen Mitbewohnern. Was nach saftiger Natur aussieht, ist aber oft so gar nicht natürlich. Denn üppige Pflanzen, die es ganzjährig bei Zimmertemperatur aushalten, kommen nun mal nicht vom Freiland um die Ecke. Monstera, Orchidee und Co. werden meist in Afrika oder Lateinamerika aufgezogen und als Stecklinge nach Europa importiert. Unter welchen Umständen das passiert, bleibt für den Käufer in der Regel nebulös. Auf dem EU-Pflanzenpass steht dann zwar Niederlande oder Spanien, aber das ist eben nur das letzte Aufzuchtland.

„Beim Anbau subtropischer Zimmerpflanzen werden jede Menge Pestizide eingesetzt, dazu oft Stauchungsmittel, damit die Pflanze kompakt bleibt“, erklärt Corinna Hölzel vom Bund. Für den Pflanzenliebhaber hierzulande ist das normalerweise nicht gefährlich; für die Farmer in den Anbauländern dagegen schon.

Was also tun? Mit Fairtrade-Siegel kommen bislang nur vereinzelt Weihnachtssterne in den Handel. Umweltschützer raten zu biologisch angebauten Zierpflanzen mit Zertifikat. Die muss man bei einem geschätzten Marktanteil von unter einem Prozent aber erst einmal finden. Zum anderen reduzieren sie das Angebot drastisch, da die Bioverbände eher fürs Freiland anbauen: Begonie oder Fleißiges Lieschen sind aber schon weit entfernt von meterhohen Trendschönheiten wie Geigenfeige oder Bogenhanf. Auch schwierig: Biozertifikate bedeuten nicht unbedingt regionale Ware, regionale Initiativen wie „Ich bin von hier“ nicht automatisch Biopflanzen. Und nicht jede Bioware ist zertifiziert. Eine persönliche Nachfrage beim Gärtner lohnt sich also.

Eine gute Alternative sind Secondhand-Pflanzen, also aus Ablegern gezogene. Die findet man gut über Nachbarschaftsnetzwerke oder eBay-Kleinanzeigen. „Dann in einen ausreichend großen Topf – nicht aus Plastik – setzen, auf torffreie Blumenerde achten und sich genau über die Anforderungen der Pflanze schlaumachen. Letzteres spart Dünger und schützt vor Krankheiten“, empfiehlt Corinna Hölzel.

Unser Fazit: Wer auf subtropische Schönheiten nicht verzichten will, fährt am nachhaltigsten mit Secondhand-Zimmerpflanzen. Anleitungen, wie man selbst Ableger nimmt, findet man im Internet. Torffreie Blumenerde bieten oft auch Wertstoffhöfe an; sie wird aus den Kompostabfällen gewonnen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der März 2021-Ausgabe des deutschen NATIONAL GEOGRAPHIC Magazins. Keine Ausgabe mehr verpassen und jetzt ein Abo abschließen!

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