Höchste Wetterstation in den Anden soll Klimaantworten liefern

Die neu installierte Station soll auch dabei helfen, eine historische Dürre in der Region zu erklären, die auch nach mehreren Jahren nicht nachzulassen scheint.

Von Sarah Gibbens
bilder von Armando Vega
Veröffentlicht am 12. Mai 2021, 16:28 MESZ, Aktualisiert am 20. Mai 2021, 12:39 MESZ
Wetterstation Tupungato

Sobald die Station installiert ist, stellt Baker Perry sicher, dass alle Komponenten ordnungsgemäß funktionieren. Die von dieser neuen Station gesammelten und übermittelten Informationen ermöglichen den Wissenschaftlern genauere Wettervorhersagen und helfen ihnen, die Auswirkungen des Klimawandels auf das wichtigste Wasserreservoir in Chile zu verstehen.

Foto von Armando Vega, National Geographic Society

Auf 5.791 Metern über dem Meeresspiegel – auf dem chilenischen Berg Tupungato – wurden Baker Perry und seine Bergsteigerkollegen in den frühen Morgenstunden von einem unvorhergesehenen Schneesturm überrascht. Seine heftigen Winde und der wirbelnde Schnee bedeuteten, dass sie in ihrem Zelt festsaßen. Perry, ein Klimawissenschaftler an der Appalachian State University, betrachtet den Vorfall rückwirkend eher philosophisch.

„Es ist Teil der Schönheit der Berge, dass sie so herausfordernd sind. Das ist ein Grund, warum es an einigen dieser Orte nicht viele Stationen gibt“, sagt Perry. „Wir wollen den Berg in seiner stürmischsten und schwierigsten Phase sehen. Das ist ein Teil des Klimas. Und das müssen wir messen.“

Perry ist Co-Leiter eines Teams, das im Februar 2021 einer globalen Pandemie und einem zweiwöchigen Treck durch dichten Schnee trotzte, um eine Wetterstation knapp unterhalb des Gipfels des Tupungato zu installieren. Der inaktive Vulkan befindet sich in den südlichen Anden, wo Chile auf Argentinien trifft. Sie ist nun die höchstgelegene Wetterstation in der südlichen und westlichen Hemisphäre und wird den Wissenschaftlern helfen zu verstehen, wie schnell sich das Klima in dieser Region verändert. Die Expedition wurde von der National Geographic Society organisiert und von Rolex unterstützt.

Aufstieg
Die Installation der Wetterstation auf über 5.790 Metern erforderte eine knappe Woche Trekking über steile Felswände, loses Vulkangestein und den verschneiten Berggipfel.

Auf 5.791 Metern über dem Meeresspiegel – auf dem chilenischen Berg Tupungato – wurden Baker Perry und seine Bergsteigerkollegen in den frühen Morgenstunden von einem unvorhergesehenen Schneesturm überrascht. Seine heftigen Winde und der wirbelnde Schnee bedeuteten, dass sie in ihrem Zelt festsaßen. Perry, ein Klimawissenschaftler an der Appalachian State University, betrachtet den Vorfall rückwirkend eher philosophisch.

„Es ist Teil der Schönheit der Berge, dass sie so herausfordernd sind. Das ist ein Grund, warum es an einigen dieser Orte nicht viele Stationen gibt“, sagt Perry. „Wir wollen den Berg in seiner stürmischsten und schwierigsten Phase sehen. Das ist ein Teil des Klimas. Und das müssen wir messen.“

Perry ist Co-Leiter eines Teams, das im Februar 2021 einer globalen Pandemie und einem zweiwöchigen Treck durch dichten Schnee trotzte, um eine Wetterstation knapp unterhalb des Gipfels des Tupungato zu installieren. Der inaktive Vulkan befindet sich in den südlichen Anden, wo Chile auf Argentinien trifft. Sie ist nun die höchstgelegene Wetterstation in der südlichen und westlichen Hemisphäre und wird den Wissenschaftlern helfen zu verstehen, wie schnell sich das Klima in dieser Region verändert. Die Expedition wurde von der National Geographic Society organisiert und von Rolex unterstützt.

BELIEBT

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    Marcelino Ortega Martinez bereitet die Pferde und Maultiere für den Transport von Vorräten aus dem Lager Aguas Blancas auf 3.150 Metern vor. Dort tauchte der Vulkan Tupungato zum ersten Mal im Osten auf. Während dieses Abschnitts der Expedition erreichten die Winde fast 130 km/h.

    Foto von Armando Vega, National Geographic Society

    Pferde und Maultiere, beladen mit der Ausrüstung für die Expedition, überqueren den Mal Paso, einen engen und rutschigen Abschnitt der Route. Unten ist in der Ferne der Berg Sierra Bella zu sehen.

    Foto von Armando Vega, National Geographic Society

    Aufstieg auf ein Wasserschloss

    Das Team brauchte etwa eine Woche, um den Gipfel des Tupungato auf über 6.000 Metern zu erklimmen, und eine weitere für den Abstieg. In den Monaten vor der Reise trainierten die Teammitglieder intensiv. Perry, der in North Carolina lebt, verbrachte Stunden damit, steile Pfade mit einem schweren Rucksack hinaufzusteigen.

    Die Wetterstation, die auf den Gipfel des Tupungato getragen wurde, ist ein relativ leichtes Stativ aus Aluminium. Trotzdem wiegt es immer noch stattliche 55 Kilogramm und ist knapp zwei Meter hoch. Es ist so konstruiert, dass es leicht genug ist, um es in einem Rucksack zu tragen, aber immer noch robust genug, um einigen der stärksten Winde der Erde zu widerstehen.

    Flug über das Eis
    Der 5.650 Meter hohe Tupungatito ist einer von vier aktiven Vulkanen in der Nähe von Santiago. Er ist ein kleineres Ebenbild des Tupungato, auf dem die Station installiert wurde. Bei einem Flug über den Tupungatito-Gletscher kann man eine der beiden Gletscherzungen des Vulkans sehen.

    Im Jahr 2015 stellten Garreaud und seine chilenischen Kollegen fest, dass die Region eine sogenannte Megadürre erlebte. Nach nunmehr einem Jahrzehnt der Trockenheit hat sie noch immer nicht nachgelassen. Im Durchschnitt gab es seit Beginn der Dürre jedes Jahr ein Drittel weniger Niederschlag als in normalen Jahren. Im bisher trockensten Jahr, 2019, gab es sogar 90 Prozent weniger Niederschlag.

    Garreaud sagt zwar, dass es eine gewisse natürliche Variabilität gibt, die die Niederschläge auf jahrzehntelangen Zeitskalen beeinflusst. Aber es gebe keinen Zweifel mehr, dass der Klimawandel hinter der Megadürre steckt. Im Allgemeinen rechnet man damit, dass er trockene Regionen trockener und feuchte Regionen feuchter macht.

    Das sind schlechte Nachrichten für Zentralchile, das für frisches Wasser auf die gebirgigen Wasserschlösser im Maipo-Flusseinzugsgebiet angewiesen ist. Laut einer 2019 in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichten Arbeit sind Wasserschlösser auf der ganzen Welt durch den Klimawandel gefährdet.

    Vor zwei Jahren installierten Perry und Matthews eine Wetterstation auf dem Mount Everest – die höchstgelegene der Welt. Der Chile-Trek war die jüngste der Perpetual Planet-Expeditionen der National Geographic Society, die Erkundungen und Forschungen in Ökosystemen finanziert, welche vom Klimawandel betroffen sind.

    Die Station wurde im Laufe von etwa zwei Stunden auf dem Gipfel verschraubt und mit Abspannseilen gesichert, um sie stabil zu halten. Sie wird durch Solarzellen betrieben und hat eine Antenne für die Satellitenkommunikation.

    Und sie hat bereits Windgeschwindigkeiten von über 180 Kilometern pro Stunde gemessen, sagt Perry.

    Die Wissenschaftler installierten außerdem Temperatursensoren etwa einen Meter tief im Permafrostboden auf dem Gipfel, um Temperaturveränderungen in dem durchgehend gefrorenen Boden zu verfolgen. Die Station misst auch die Strahlung, die Schneehöhe und die Albedo, also das Rückstrahlvermögen. Wenn weniger Schnee fällt, das Eis schmilzt und so dunkle Felsen freigelegt werden, reflektiert der Boden weniger Sonnenenergie und absorbiert dafür mehr, was die Schmelze möglicherweise beschleunigt.

    Nachts leuchtet das Camp Los Penitentes auf 4.414 Meter über dem Meeresspiegel. Im Hintergrund, Richtung Norden, befindet sich der Berg Sierra Bella mit einer Höhe von 5.257 Metern; im Nordwesten (Mitte links) erreicht der Berg Polleras 5.993 Meter. Beide gehören zu den markantesten Bergen in den zentralen Anden Chiles.

    Foto von Armando Vega, National Geographic Society

    Hernán Puga Plaza und Manuel Mira, Bergführer eines Teams von Bergsteigern namens Asesores Andinos, tragen Lebensmittel, Ausrüstung und medizinische Hilfsmittel zum Lager auf 5.200 Metern Höhe.

    Foto von Armando Vega, National Geographic Society

    Vorbereitungen für ein Worst-Case-Szenario

    „Wenn sich das Klima erwärmt, werden sich die Gletscher ziemlich schnell zurückziehen“, sagt Matthews. „Wie schnell? Das wissen wir nicht. Die meisten Beobachtungen wurden am Berg in recht niedrigen Höhen gemacht, daher fehlen uns Informationen darüber, was im oberen Drittel passiert.“

    Herauszufinden, wie viel Süßwasser Chiles Berge gespeichert haben und wann es einen kritisch niedrigen Stand erreichen könnte, ist eine komplexe Angelegenheit, sagt er. Kurzfristig führen wärmere Temperaturen zu mehr Wasser, das Überschwemmungen verursachen kann. Wenn sich die Schmelze jedoch beschleunigt, werden die Gletscher schließlich „so klein, dass sie zwar recht schnell schmelzen, es aber einfach weniger gibt, das schmilzt“, sagt Matthews.

    Der Tupungato von oben gesehen. Dank solcher Luftaufnahmen wussten die Bergsteiger genau, wie viel Schnee sie auf ihrer Reise vorfinden würden. Hier ist die Route zu sehen, die die Expedition zum Gipfel nahm.

    Foto von Armando Vega, National Geographic Society

    Während sich die USA und andere Länder auf der ganzen Welt – darunter auch Chile – dazu verpflichten, die Emissionen zu reduzieren, die den Klimawandel anheizen, muss sich Zentralchile immer noch auf Worst-Case-Szenarien vorbereiten.

    Garreaud ist vorsichtig mit der Behauptung, dass in Santiago ein „Tag X“ eintreten könnte, an dem das Wasser ausgeht, wie es 2018 die Bewohner von Kapstadt in Südafrika befürchteten. Er ist optimistisch, dass sich die Region anpassen kann, indem sie das Wasser effizienter nutzt und den Verbrauch reduziert. Außerdem baut die Stadt ihre erste Entsalzungsanlage.

    Im Maipo-Flussbecken gibt es nur drei weitere hochgelegene Wetterstationen, und Casassa hofft, dass die neue Station eine von vielen wird. Er und sein Team planen, noch weitere in ganz Chile zu installieren.

    Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

    Die Tupungato-Expedition wurde im Rahmen der Perpetual Planet-Initiative von der National Geographic Society organisiert und von Rolex unterstützt.

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