Klimaschutz: Was bringt die Earth Hour wirklich?

Licht aus für den Planeten – jährlich folgen hunderte Orte dem Aufruf des WWF zum weltweiten Zeichen für den Klimaschutz. Was genau kann die Earth Hour bewirken?

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 25. März 2022, 10:22 MEZ, Aktualisiert am 25. März 2022, 12:03 MEZ
Draufsicht auf die USA aus dem Weltall, die die helle Beleuchtung in den Städten zeigt.

Eine Stunde lang ohne Licht: Die Earth Hour des WWF soll den Wunsch nach mehr Klimaschutz in den Fokus stellen.

Foto von NASA / Unsplash

Globales Zeichen für den Klimaschutz: Im Rahmen der Earth Hour wird in vielen Gebäuden jedes Jahr 60 Minuten lang das Licht ausgeschaltet – an einem zuvor von dem WWF festgelegten Datum. Nicht nur Privathaushalte sind zum Mitmachen eingeladen, auch immer mehr bekannte Monumente und historische Gebäude bleiben während der Earth Hour eine Stunde lang dunkel. Seitdem die „Stunde der Erde” 2007 in Sydney als Initiative des WWF ins Leben gerufen wurde, beteiligen sich Jahr für Jahr mehr Menschen, Städte und Länder. Mittlerweile nehmen mehr als 180 Nationen an der Aktion teil, in Deutschland beteiligen sich 160 Orte.

2024 findet die Earth Hour am 23. März statt, wie in jedem Jahr am letzten Samstag im März. Sie beginnt immer um 20:30 nach der Ortszeit jeweiligen Landes und verläuft so quasi wie eine La-Ola-Welle einmal rund um den Planeten. 

Was sind die Ziele der Earth Hour? 

Doch welche konkreten Ziele werden durch die Earth Hour verfolgt – und welche klimapolitischen Auswirkungen hat sie? Laut Initiator WWF ist die Earth Hour vor allem eines: Eine friedliche Protestaktion, die auf den Klimawandel und seine Folgen aufmerksam machen soll – und darauf, dass es nur diesen einen Planeten gibt, den wir alle miteinander teilen. „Die Earth Hour soll weltweit Gespräche über den Schutz der Natur, die Bewältigung der Klimakrise und die Zusammenarbeit zur Gestaltung einer besseren Zukunft für uns alle anstoßen“, so die Veranstalter.

Die Earth Hour sei aber nicht nur eine symbolische „Stunde für die Erde“, sondern auch ganz konkret der Antrieb für kollektives Handeln gegen den Klimawandel: „Die Earth Hour treibt positive Umweltauswirkungen und bedeutende Gesetzesänderungen voran.“ So führten Kampagnen der Veranstalter der Earth Hour bereits zu einem Verbot von Plastiktüten und -verpackungen auf den Galapagosinseln und zur Sicherung des ersten Earth Hour-Waldes in Uganda, um gegen die dortige Entwaldung vorzugehen.

Auch sonst sind mit der diesjährigen Earth Hour ganz konkrete Forderungen und Ziele verbunden. Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland, fordert: „Wir müssen schnellstmöglich raus aus Öl, Kohle und Gas – für unsere eigene Energiesicherheit, aber auch, weil unsere Abhängigkeit von fossilen Energien die Klimakrise befeuert und Diktaturen und Völkerrechtsverstöße finanziert.“

Zeichen für Klima- und Umweltschutz

Insgesamt geht es den Veranstaltern also nicht darum, konkret zu dieser Stunde Strom einzusparen – Messungen dieser Art lehnen sie ab. Wichtiger sei, dass die Earth Hour dazu anrege, über den eigenen Fußabdruck nachzudenken. Dies richte sich vor allem auch an die Regierungen: „Die Teilnahme an der Earth Hour symbolisiert eine Verpflichtung zu Veränderungen über die Stunde hinaus.”

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    Dennoch gab es bereits Versuche, die konkreten Auswirkungen der Earth Hour zu messen. Beispielsweise in einer Studie aus dem Jahr 2018 von Andreas Jechow vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) Berlin, der die Auswirkungen der Earth Hour auf die Lichtverschmutzung in Innenstädten untersuchte. Obwohl während der Earth Hour in Berlin eine kurzzeitige Reduktion der Lichtverschmutzung festzustellen ist, betont er: „Direkte Effekte der Earth Hour auf die Tierwelt oder gar das Klima sind schwer messbar. Es handelt sich ja lediglich um eine von circa 4000 nächtlichen Stunden im Jahr und wissenschaftliche Studien erfordern ausgeklügelte Kontrollversuche."

    Wichtig sei, dass die Earth Hour das Thema Klimaschutz – darunter auch das Thema Lichtverschmutzung und Artenschutz – in den Fokus bringe. „Die Hoffnung ist, dass das Bewusstsein zum Thema Energieverbrauch und eben zur Nacht und der (nicht immer benötigten) nächtlichen Beleuchtung geschärft wird und die Menschen in kleinen Schritten ihr Verhalten ändern", so Jechow. Zusätzlich müsse man sich gerade in diesem Jahr bewusst machen, dass ein hoher Stromverbrauch auch eine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bedeute: „Diese beziehen wir momentan noch immer von einem Kriegstreiber. Jede sinnlos eingeschaltet nächtliche Beleuchtung trägt unnütz zu dieser Abhängigkeit bei", sagt er.

    Er schlägt vor, die Idee der Earth Hour quasi umzukehren. „Monumente wie das Brandenburger Tor und die Fassaden historischer Gebäude sollte man nicht die ganze Nacht beleuchten, sondern lediglich abends nur für wenige Stunden."

    Abgesehen von möglichen messbaren Auswirkungen der Earth Hour ist also klar: Die Aktion soll die Klimakrise thematisieren und zu Gesprächen anregen. So lautet auch die Botschaft der Veranstalter: „Eure gemeinsame Stimme ist lebenswichtig.”

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