Berlin: Trinkwasser bald aus der Ostsee?

Immer mehr Städte in Deutschland werden von akuten Wasserengpässen bedroht. Für den Großraum Berlin ist nun möglicherweise eine Lösung in Sicht: Ostseewasser.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 31. Aug. 2023, 09:22 MESZ
Wellen und Gischt der Ostsee vor einem orange-blauen Himmel.

Könnte dieses Wasser bald aus dem Wasserhahn der Berliner fließen? Eine neue Studie soll prüfen, ob die Einführung von Ostsee-Wasser das Grundwasserproblem in Berlin lösen könnte.

Foto von haiderose / Adobe Stock

Um als sicher zu gelten, darf Trinkwasser einen Salzgehalt von höchstens 0,01 Prozent nicht überschreiten. Ein Dilemma, denn etwa 97 Prozent des weltweiten Wasservorkommens sind Salzwasser – und somit für den Menschen als Trinkwasser unbrauchbar. Die Folge ist ein Trinkwassermangel in den Weltmetropolen.

So auch in Berlin. Erst im Juni 2023 zeigte eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA), dass es in der Hauptstadt und in anderen Orten entlang der Spree in Zukunft an Grundwasser mangeln könnte, wodurch mit Engpässen bei der Trinkwasserversorgung zu rechnen wäre.

Entsalztes Meerwasser könnte eine Lösung für dieses Problem sein. Im Rahmen einer Studie, die Berlin und Brandenburg in Auftrag gegeben haben, soll jetzt geprüft werden, ob der Wasserbedarf der Berliner*innen künftig mit Wasser aus der Ostsee gesichert werden kann.

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Berlin: Zu wenig Grundwasser für zu viele Menschen

„Berlin ist immer darauf angewiesen, dass Wasser zusätzlich herangeführt wird, da die Grundwasserneubildung unter seinem Territorium für eine Versorgung der wachsenden Metropole nicht ausreicht“, sagt Umweltminister Axel Vogel von den Grünen. Bislang kommt ein Teil dieses zugeführten Wassers aus Bergwerken in der Lausitz. Im Rahmen des Braunkohleabbaus wird hier Grundwasser abgepumpt und in die Spree geleitet, die wiederum für einen Teil der Wasserversorgung Berlins zuständig ist. 

Doch in wenigen Jahren soll der Braunkohleabbau beendet werden. Dann könnte die Spree Prognosen zufolge in heißen Monaten bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen – Dürre und Klimawandel verschärfen die Lage zusätzlich. In seiner Studie aus dem Juni hatte das UBA bereits Maßnahmen wie Wasserüberleitungen aus benachbarten Flüssen wie der Elbe oder der Oder vorgeschlagen. Auch die Vergrößerung der Grundwasserspeicher ist im Gespräch. Doch diese Maßnahmen sind weder schnell noch unkompliziert umzusetzen.

Ist Entsalzung die Lösung?

Auch die Entsalzung und Umleitung des Ostsee-Wassers wäre keine einfache Lösung. Die Umwandlung von Meer- in Trinkwasser steht in der Kritik. Unter anderem weil bei der Ableitung der Salzlauge, die bei der Entsalzung von Meerwasser entsteht, maritime Ökosysteme gefährdet werden. Zusätzlich ist laut Vogel „jede Entsalzung mit einem hohen Energieaufwand verbunden.“

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    Zudem müsste Geld, Zeit und Arbeit in den Aufbau der nötigen Infrastruktur investiert werden. „Trinkwasser aus der Ostsee wäre Neuland und ist auch mit Problemen verbunden“, so der Umweltminister. Die in Auftrag gegebene Studie soll deshalb zunächst klären, ob es  ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist, Ostseewasser zu entsalzen und in den Berliner Raum zu transportieren.

    Denn klar ist: Berlin braucht mehr Trinkwasser – und schnelle Lösungen. „Aufgrund der sinkenden Grundwasserstände werden wir Wasserprobleme bekommen, wenn wir nichts unternehmen“, sagt Vogel.

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