Extremhochwasser: Gibt es bald jedes Jahr gefährliche Überschwemmungen?

Extreme Hochwasserereignisse treten zur Zeit im Mittel etwa alle 100 Jahre auf. Sollte der Klimawandel ungebremst voranschreiten, könnte das allerdings bald anders aussehen: 2100 könnte es jedes Jahr zu Jahrhundertfluten kommen – auch an der Nordseeküste.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 22. Sept. 2023, 16:31 MESZ
Ein überschwemmtes Dorf im Ahrtal 2021.

Die Flut im Ahrtal 2021 war eine der schlimmsten Naturkatastrophen in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Könnten sich solche Überschwemmungen bald häufen?

Foto von Christian / Adobe Stock

Ob Flutkatastrophe im Ahrtal oder Überschwemmungen in Griechenland: Extremhochwasser werden in Zukunft keine Seltenheit mehr sein. Dabei werden künftig nicht nur starke Regenfälle eine Rolle spielen, sondern vor allem der Anstieg des Meeresspiegels. 

Besonders gefährlich wird es an den Küsten – hier könnten Städte dauerhaft von Überflutungen betroffen sein. In Deutschland wäre vor allem die Nordseeküste involviert: Städte wie Bremen und Wilhelmshaven, aber auch große Teile Hamburgs.

Eine neue Studie der University of Alabama in den USA hat sich nun damit beschäftigt, wie häufig es zu sogenannten Jahrhunderthochwassern kommen könnte. Gemeint sind extreme Hochwasserereignisse, die derzeit durchschnittlich nur etwa alle hundert Jahre vorkommen. Das Ergebnis ist schockierend: Bereits 2050 könnten die Jahrhundertfluten alle neun bis 15 Jahre auftreten – auch an der Nordseeküste. 

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BELIEBT

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    Markierung des Wasserstands der Elbe beim Jahrhunderthochwasser 2002.

    Foto von thauwald-pictures / Adobe Stock

    Der stetige Anstieg des Meeresspiegels macht ein nachhaltiges Hochwasserrisikomanagement künftig unabdinglich, berichtet das Forschungsteam aus den USA in ihrer Studie, die in der Zeitschrift Earth’s Future erschien. Nur dann könne man die Anzahl von potenziellen Überschwemmungsereignissen besser vorhersagen und ihre Ausmaße bewerten.

    Dabei ist es besonders wichtig, den sogenannten extremen Meeresspiegel, den Höchststand des Wasserpegels, im Auge zu behalten. An ihm kann man ablesen, wie häufig es in Zukunft zu starken Überflutungsereignissen kommen wird. 

    Um diesen extremen Meeresspiegel zu untersuchen, sammelte das Team Messdaten von 300 Pegel-Messstationen weltweit und analysierte Extremhochwasser der letzten 50 bis 100 Jahre. Daraufhin modellierten die Forschenden Zukunftsprognosen für den Meeresspiegelhöchststand in den Jahren 2050 und 2100 – einmal bei gemäßigtem Klimawandel (RCP-Szenario 4.5), einmal bei starker, ungehinderter Erderwärmung (RCP-Szenario 8.5). Anhand dessen konnten sie schließlich herausstellen, wie häufig Jahrhunderthochwasser in den kommenden Jahrzehnten zu erwarten sind. 

    2100: Jedes Jahr Extremhochwasser

    Das Ergebnis: Es besteht ein „erheblicher Anstieg der Hochwassergefahr an den Küsten bis zum Ende des Jahrhunderts“, so Bauingenieur Georgios Boumis und sein Team. Schon 2050 könnten die Jahrhundertfluten bereits alle 15 Jahre vorkommen – selbst bei gemäßigtem Klimawandel wie bisher. Sollte die Erwärmung ungebremst voranschreiten, könnten die extremen Hochwasser sogar alle neun Jahre auftreten. Und wenn keine Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden, ist es wahrscheinlich, dass die starken Überflutungen 2100 jährlich passieren. 

    Von diesen Szenarien seien besonders die Küsten der USA, des Westpazifiks, Ozeaniens und der Nordsee betroffen, schreiben die Forschenden. Zur Zeit leben in diesen Gebieten bereits mehr als 600 Millionen Menschen – Zahl steigend. Das US-amerikanische Forschungsteam rät deshalb dringend zu umfassenden Küstenschutzmaßnahmen.  

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