Neuer „Regenbogensaurier“ schillerte wahrscheinlich wie ein Kolibri

Das entengroße Tier, das in China gefunden wurde, hatte schimmerndes Gefieder an Kopf und Brust.

Von Michael Greshko
Veröffentlicht am 16. Jan. 2018, 15:13 MEZ
Eine künstlerische Darstellung des Caihong juji, eines Theropoden, der vor 160 Millionen Jahren im Nordosten des heutigen Chinas lebte.
Foto von Illustration by Velizar Simeonovski, The Field Museum

Ein neuer Dinosaurier, der in China entdeckt wurde, hatte Federn, die womöglich in den Farben des Regenbogens schillerten. Anhand der bemerkenswert gut erhaltenen Überreste konnten Wissenschaftler darauf schließen, dass der Kopf und die Brust des Tieres anscheinend von schillernden Federn überzogen waren, die denen heutiger Kolibris ähnelten.

Das auffällige Federkleid könnte als sozialer oder sexueller Reiz gedient haben, wie das bei den Rädern der heutigen Pfauen der Fall ist. Der Dinosaurier hatte einen vogelartigen Körper und jene Art von Federn, die für den Flug notwendig sind. Sein verzierter Kopf ähnelte aber eher dem eines Velociraptors.

Aufgrund dieser Merkmale wurde das uralte Tier Caihong juji getauft – Mandarin für „Regenbogen mit der großen Haube“ –, wie das Team in „Nature Communications“ berichtet.

Der Caihong lebte in Wäldern und könnte von Baum zu Baum geglitten sein. Womöglich ernährte er sich von kleinen Säugetieren und Eidechsen, sagt der Studienleiter Xing Xu, ein Paläontologe der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Zu Lebzeiten wog der entengroße Fleischfresser ungefähr ein halbes Kilogramm.

„Ich war von den wundervoll erhaltenen Federn geschockt, obwohl ich zuvor schon viele gefiederte Dinosaurierfossilien gesehen hatte“, fügt Xu hinzu. (Lesenswert: Ein Wunder der Evolution: Wie die Natur die Feder erfand)

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    Foto von The Field Museum

    REGENBOGEN IM DUNKEL

    Heutzutage nutzen Vögel – die letzten lebenden Dinosaurier – ihre Federn für den Flug, aber sie können auch dabei helfen, potenzielle Partner zu bezirzen oder um sozialen Status zu ringen. Dinosaurierfossilien lassen darauf schließen, dass sich Federn ursprünglich zur Zurschaustellung entwickelten und erst später die Merkmale annahmen, die für den Flug nötig sind.

    Genau wie moderne und prähistorische Vögel konnten Dinosaurier wahrscheinlich Farben sehen und machten sich das mit farbenfrohen Federkleidern zunutze. In Ausnahmefällen können Wissenschaftler sogar auf die Originalfarben der Federn schließen, wenn sie Reste von Pigmentspeichern namens Melanosomen in dem versteinerten Gefieder finden. (Lesenswert: Neuer vogelartiger Dinosaurier hatte moderne Federn)

    Yang Jan, ein einheimischer Bauer, fand den Caihong in der Provinz Hebei im Nordosten Chinas. Im Februar 2014 erwarb das Museum für Paläontologie in Liaoning das Fossil von Jan.

    Als Wissenschaftler unter der Leitung von Dongyu Hu, einem Paläontologen der Shenyang Normal Universität, das Fossil untersuchten, entdeckten sie Spuren von Pigmenten in den gut erhaltenen Resten der Federn. Das Team untersuchte 66 Stellen an dem gesamten Fossil und verglich dessen Melanosomen mit denen heutiger Vogelfedern.

    Am Kopf, an der Brust und an Teilen des Schwanzes fanden die Forscher Melanosomen, die lang, flach und in Schichten angeordnet waren. Diese Muster ähnelten am ehesten den Melanosomen in den Kehlfedern von Kolibris.

    Bei den kleinen Vögeln brechen ähnliche Anordnungen das Licht wie ein Prisma und erzeugen so den metallischen Schimmer, der je nach Blickwinkel seine Farbe ändert. Das Team konnte die genauen Farben des Dinosauriers leider nicht rekonstruieren, aber die Forscher vermuten, dass die untersuchten Pigmente dem Caihong einen Regenbogenschimmer verliehen.

    Paläontologen hatten dieses Merkmal schon zuvor bei Dinosauriern entdeckt. 2012 fanden Wissenschaftler Hinweise darauf, dass der gefiederte Microraptor im Sonnenlicht blau schimmerte, genau wie heutige Krähen oder Grackeln. Im Gegensatz zum Caihong schimmerte der Microraptor aber am ganzen Körper – außerdem ist er deutlich jünger: Er lebte ganze 40 Millionen Jahre nach dem Caihong.

    „Wenn wir diese Daten im evolutionären Stammbaum einordnen, erkennen wir zwei verschiedene Möglichkeiten, wie schimmernde Farben bei kleinen Raptoren entstanden, bevor die Vögel aufkamen“, sagt Julia Clarke. Die Paläontologin der Universität von Texas in Austin ist die Co-Autorin der Studien über den Caihong und den Microraptor.

    MEHR ALS REINE LICHTSHOW

    Der Caihong nutzte aber nicht nur seine Federn zum Angeben, wie der Paläontologe Steve Brusatte von der Universität von Edinburgh anmerkte, der die Studie vor ihrer Veröffentlichung geprüft hat.

    „Sein Gefieder war ein leuchtender Regenbogen aus schillernden Farben ... aber damit nicht genug“, sagte er. „Er hatte auch eine abgefahrene Knochenwulst, die vor seinen Augen hervorstand und wahrscheinlich ebenfalls der Zurschaustellung diente.“

    Foto von The Field Museum

    Zusätzlich hatte der Schwanz des Caihong, der einem Farnwedel ähnelte, asymmetrische Federn, wie Xu sagt. Ihre kurzen, steifen Kanten hätten sich für den Flug geeignet. Damit ist der Caihong nun das älteste bekannte Tier mit dieser entscheidenden Anpassung. Der bekannte Archaeopteryx hatte ebenfalls asymmetrische Federn, lebte aber zehn Millionen Jahre später.

    „Wer weiß, wozu dieser große, breite Schwanz [des Caihong] diente?“, sagt der National Geographic Explorer Ryan Carney, ein Biologe der Universität von South Florida, der den Archaeopteryx untersucht. „Womöglich wurde er als dunkler Hintergrund in die Höhe gehalten, um während der Balz einen Kontrast zum schillernden Kopf zu bilden?“

    Clarke, ein Experte für den evolutionären Ursprung von Vögeln, sagt, dass sich die Forscher noch nicht sicher sein können, wofür der Caihong seine schimmernden Federn benutzte oder ob Männchen und Weibchen unterschiedliches Gefieder hatten. Dafür wären weitere Studien an dem Fossil nötig, im besten Fall sogar weitere Knochen des Caihong und anderer gefiederter Saurier. (Lesenswert: Federn der Verführung)

    „Je mehr gefiederte Dinosaurier wir finden, desto mehr erfahren wir, wie ähnlich sie den Vögeln waren“, fügt Brusatte hinzu. „Wir müssen diese Tiere als Vögel betrachten. Wenn wir damals gelebt hätten, hätten wir sie als genau das angesehen.“

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