Hunde vermitteln Menschen mit 19 Gesten, was sie wollen
Forscher identifizierten 19 Referenzsignale, die unsere Vierbeiner kombinieren, um mit uns zu kommunizieren.
Meistens wissen Hundebesitzer ganz genau, wann der eigene vierbeinige Mitbewohner um Aufmerksamkeit bettelt. Dann rollt er sich vielleicht auf den Rücken, um ein paar Streicheleinheiten zu erbitten, oder legt einem die Pfote aufs Bein, um zu betonen, dass die letzte Mahlzeit bereits viel zu lang her ist (auch, wenn sie erst vor einer halben Stunde erfolgte).
Im Rahmen einer neuen Studie, die in „Animal Cognition“ erschien, wurde nun festgestellt, dass Hunde eine Kombination aus mindestens 19 unterschiedlichen Gesten nutzen, um zu kommunizieren, was sie von uns möchten.
„Ich wollte Hunde besser verstehen – und was sie von uns wollen“, erzählt die Studienleiterin Hannah Worsley, eine Wissenschaftlerin der University of Salford in Manchester.
Mit ihren hochentwickelten Kommunikationsfähigkeiten „machen Hunde etwas ganz Ähnliches wie Menschenaffen, aber sie machen das artübergreifend“.
DIE SPRACHE DER HUNDE
Referenzsignale sind eine bestimmte Art von Gesten, die ohne die Nutzung von Worten eine Botschaft kommunizieren sollen. Sie sind vor allem unter Menschenaffen verbreitet. Im restlichen Tierreich kommen sie eher selten vor, auch wenn aktuelle Studien gezeigt haben, dass Raben dieses Verhalten beispielsweise ebenfalls an den Tag legen.
Der Definition nach muss bei einem Referenzsignal eine Bitte ausgedrückt werden, die durch ein Objekt oder einen Körperteil des Signalisierenden übermittelt wird. Die entsprechenden Signale müssen an einen Empfänger gerichtet und durch Wiederholung gelehrt worden sein. Außerdem müssen sie „mechanisch ineffektiv“ sein, was bedeutet, dass es sich tatsächlich einfach nur um Gesten handelt.
„Sie werden vorsätzlich ausgeführt“, sagt Worsley.
Für die Studie nahmen Forscher Hunderte Videos von 37 Hunden in England auf, die mit ihren Besitzern interagierten. Bei der Auswertung der Aufnahmen identifizierte das Team 49 mögliche Gesten, die die Tiere womöglich genutzt haben, um zu bekommen, was sie wollten. Diese kürzten sie dann auf 19 Signale ein, welche die Hunde im Kombination benutzten, um Menschen ihre Absichten zu vermitteln. Der Studie zufolge sind die häufigsten Aufforderungen: Gib mir was zu fressen/trinken; mach die Tür auf; hol mein Spielzeug/meinen Knochen; kraul mich.
Oft kombinieren die Hunde dabei Teile ihres Gestenrepertoires, damit die Menschen „wissen, was sie wollen“, so Worsley.
DEN BESTEN FREUND VERSTEHEN
Die Studie liefert Belege dafür, dass auch Arten außerhalb des Primatenstammbaums Referenzsignale nutzen, um mit nicht verwandten Arten zu kommunizieren. Für Menschen waren solche Signale ein wichtiger Meilenstein in der Evolution der Sprache.
Die Studie hilft Forschern aber nicht nur dabei, das Verhalten unserer vierbeinigen Freunde noch weiter zu entschlüsseln, sondern kann auch die Kommunikation zwischen Hunden und ihren Besitzern verbessern. Die Halter können zum Beispiel lernen, das bestimmte Verhaltensweisen in Kombination mit unterschiedlichen Gesten verschiedene Dinge bedeuten können.
Worsley zufolge besteht der nächste Schritt darin, die Interaktion von Hunden mit Menschen zu untersuchen, die sie noch nicht so lange kennen. Die Hunde aus der aktuellen Studie waren alle seit mindestens fünf Monaten bei ihrem Besitzer. Verändert man diese Variable, könnte das auch die Art und die Anzahl der verwendeten Gesten beeinflussen.
Voruntersuchungen deuteten beispielsweise darauf hin, dass „Hunde, die mit mehreren Menschen zusammenleben, mehr Gesten entwickeln“, sagt Worsley.