Planetentanz: Große Konjunktion zur Wintersonnenwende

In der Nacht des 21. Dezember können Himmelsbeobachter ein besonderes Schauspiel von Jupiter und Saturn erleben, das zuletzt 1623 auftrat.

Von Dan Falk
Veröffentlicht am 15. Dez. 2020, 12:38 MEZ

Himmelsbeobachter können sich in den Tagen vor Weihnachten auf ein seltenes Vergnügen freuen: Zwei der hellsten Planeten des Sonnensystems, Jupiter und Saturn, führen einen himmlischen Tanz auf, der sie am Abendhimmel ganz nah zueinander bringt.

Der Zeitpunkt der größten Annäherung ist der 21. Dezember – die Wintersonnenwende für die Menschen auf der Nordhalbkugel und der längste Sommertag des Jahres für die Menschen auf der Südhalbkugel. Die beiden Planeten werden so nah beieinanderstehen wie seit fast 400 Jahren nicht mehr – ein Ereignis, das als Große Konjunktion bezeichnet wird.

Wintersonnenwende 2020

Foto von National Geographic Staff

Das Beste daran: Das Spektakel, das von der ganzen Welt aus zu sehen sein wird, kann ohne spezielle Ausrüstung genossen werden. Man muss den Blick einfach nur nach Südwesten richten, sobald der Himmel dunkel wird. Wer Zugang zu einem Teleskop hat, kann sich auf ein zusätzliches seltenes Vergnügen freuen: Mit einem typischen Amateurinstrument, das auf geringe Leistung eingestellt ist, passen die beiden Gasriesen in ein einziges Blickfeld. Jupiter mit seinen vier hellen Monden und Saturn mit seinen markanten Ringen tauchen dann direkt nebeneinander auf.

Aber es gibt keinen Grund, erst bis zum 21. Dezember zu warten, um einen Blick auf die Planeten zu werfen. „Es macht unendlich viel mehr Spaß, sie den ganzen Monat über zu beobachten, als nur am 21. Dezember rauszugehen“, sagt Laura Danly, die Kuratorin des Griffith Observatory in Los Angeles. „Man kann sehen, wie diese beiden Lichter, Jupiter und Saturn, sich immer mehr annähern, bis sie am 21. Dezember nur noch ein Zehntel Grad voneinander entfernt sind“ – also etwa ein Fünftel der Breite der Vollmondscheibe an unserem Nachthimmel.

Das ist ziemlich nah, wenn man bedenkt, dass man die gesamte Mondscheibe leicht mit einem ausgestreckten Daumen verdecken kann. Trotzdem sollten die meisten Beobachter in der Lage sein, die beiden Planeten zu unterscheiden. „Wenn Ihr Sehvermögen gut genug ist, um Auto zu fahren, dann werden Sie erkennen können, dass [Jupiter und Saturn] zwei eigenständige Objekte sind“, selbst bei ihrer größten Annäherung am Himmel, sagt Danly.

Große Konjunktionen der Geschichte

Astronomen bezeichnen eine solche enge Begegnung von Planeten als eine Konjunktion. Jupiter-Saturn-Begegnungen treten etwa einmal alle 20 Jahre auf und werden wegen ihrer Seltenheit als „Große Konjunktionen“ bezeichnet. Im Vergleich dazu sind Konjunktionen, an denen die inneren Planeten Merkur und Venus beteiligt sind – jeweils miteinander oder mit einem der äußeren Planeten –, viel häufiger und treten viele Male pro Jahrzehnt auf.

Je weiter ein Planet von der Sonne entfernt ist, desto langsamer bewegt er sich über unseren Himmel – und Jupiter und Saturn sind die beiden am weitesten entfernten Planeten, die mit bloßem Auge noch problemlos zu sehen sind. (Saturn, der weiter entfernt ist als Jupiter und auch kleiner, ist der schwächer leuchtende der beiden.) Jupiter vollendet alle 12 Jahre eine Umdrehung um die Sonne, während Saturn etwa 30 Jahre braucht. Das führt dazu, dass sie sich alle zwei Jahrzehnte am Himmel treffen.

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    Aber nicht alle Jupiter-Saturn-Konjunktionen sind gleich. Ihre Bahnen liegen nicht exakt in der gleichen Ebene. (Wenn sie das täten, würde Jupiter buchstäblich alle 20 Jahre unsere Sicht auf Saturn blockieren.) Normalerweise ziehen die Planeten am Himmel über- oder untereinander vorbei, getrennt durch ein paar Grad. Obwohl die beiden Gasriesen in diesem Jahr aus unserer Perspektive direkt nebeneinander erscheinen, werden sie tatsächlich mehrere hundert Millionen Kilometer voneinander entfernt sein.

    So eng standen Jupiter und Saturn zuletzt 1623 beieinander, rund ein Dutzend Jahre, nachdem Galilei erstmals ein Fernrohr auf den Nachthimmel richtete und die vier größten Monde des Jupiters entdeckte. Doch es gab einen Haken: „Das wäre nicht einfach zu sehen gewesen, weil die beiden Planeten am Himmel so nah an der Sonne standen“, sagt Kevin Schindler vom Lowell Observatory in Flagstaff, Arizona. (Das war auch bei der letzten Großen Konjunktion im Jahr 2000 der Fall.)

    „Man muss schon bis ins Jahr 1226 zurückgehen, um eine [Große Konjunktion] zu finden, die so nah und auch gut sichtbar war.“ Die nächste vergleichbar nahe Konjunktion wird im Jahr 2080 stattfinden.

    Tipps für gute Planetenfotos

    Im Laufe der Geschichte haben die Menschen den Konjunktionen der Planeten oft eine astrologische Bedeutung zugeschrieben. In seinem Epos „Troilus and Criseyde“ beschrieb der englische Dichter Geoffrey Chaucer zum Beispiel eine Große Konjunktion, die 1385 stattfand, und schrieb, dass „Saturn und Jove im [Sternbild] Krebs vereint waren, dass ein solcher Regen vom Himmel in Strömen fiel“. Einige Astrologen sagten gar einen weltweiten Kataklysmus voraus – der natürlich nicht eintrat.

    Heute wissen wir, dass die Planeten zwar eine geringe Anziehungskraft aufeinander ausüben, ihre Wirkung auf unseren eigenen Planeten aber vernachlässigbar ist. So können wir uns also zurücklehnen und die Show genießen – oder versuchen, sie fotografisch festzuhalten.

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    Um eine wirklich gute Aufnahme zu machen, „braucht man viel Übung und Experimentierfreude und eine einigermaßen gute Ausrüstung“, sagt Bradley Schaefer, ein Astronom an der Louisiana State University. Während die Kamera eines Smartphones vielleicht nur zwei Punkte am Himmel zeigt, werden diejenigen mit einer digitalen Spiegelreflexkamera oder zumindest einer Kamera mit einem Zoomobjektiv, die auf einem Stativ befestigt werden kann, wahrscheinlich bessere Ergebnisse erzielen.

    „Man sollte auf jeden Fall ein Stativ verwenden und im Voraus planen, von wo aus man fotografieren wird“, sagt Schaefer. Auf jeden Fall sollte man eine freie Sicht nach Südwesten haben.

    Und sollte es bewölkt sein, keine Sorge – eine Reihe von Sternwarten, darunter Lowell in Arizona, werden das Ereignis live übertragen.

    Wir wissen zwar, dass die Planeten immer in Bewegung sind, aber eine Konjunktion führt uns diesen ewigen Planetentanz immer deutlich vor Augen. Die Große Konjunktion im Jahr 2020 bietet die Chance, das Sonnensystem als eine sich ständig verändernde Bühne zu sehen, auf der sich die Planeten tummeln. „Wenn man sich das von Nacht zu Nacht ansieht“, sagt Danly, „bekommt man ein Gefühl dafür, wie dynamisch das Sonnensystem ist.“

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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