Neuer fleischfressender Dinosaurier ohne Arme entdeckt
Guemesia ochoai könnte Verwandten wie Carnotaurus sastrei (im Bild) ähnlich gesehen haben.
Wer an Dinosaurier mit besonders kurzen Armen denkt, hat normalerweise sofort einen Tyrannosaurus Rex vor Augen. Doch bis vor 66 Millionen Jahren streiften noch mehr zweibeinige, fleischfressende Dinosaurier durchs Land. Sogar Arten, deren Arme verschwindend kurz waren: die Abelisauridae. Jene zählten – ähnlich wie der T.rex – trotz ihrer fast fehlenden Arme zu den Spitzenprädatoren ihrer Zeit.
Abelisauridae kamen vor allem in Teilen Südamerikas, Afrikas und Indiens vor. Besonders bekannt für seine Abelisauridae-Funde ist aber Argentinien: über 35 Spezies dieser Gruppe konnten dort bereits bestimmt werden. Nun kommt eine neue hinzu: Guemesia ochoai.
Die Ergebnisse der Studie zum Fund veröffentlichten die argentinischen Forschenden im Fachmagazin Journal of Vertebrate Palaeontology. „Guemesia ochoai hat mehrere Merkmale, die darauf hinweisen, dass es sich um eine ganz neue Spezies handelt“, so Anjali Goswami, Professorin am Natural History Museum in London und Co-Autorin der Studie. Das Tier hatte, wie viele Arten von Abelisauriere praktisch nutzlose Vorderbeine. Es konnte damit nicht greifen oder sich abstützen, was es zwang, sich auf seinen mächtigen Kopf und Kiefer zu verlassen bei der Jagd.
Armlos, aber nicht harmlos
Während fast alle der 35 bisher in Argentinien entdeckten Spezies von Abelisauridae im Süden des Landes gefunden wurden, entdeckten man den fast vollständigen Schädel von G. ochoai in der Los Blanquitos Formation im Norden Argentiniens. „Der Fund dieses Exemplars beweist erstmalig und eindeutig das Vorkommen von Abelisauridae im Nordwesten Argentiniens“, so die Autoren. G. ochoai liefere somit wichtige Hinweise auf die Verbreitung der Abelisauridae in Südamerika.
Das Gestein in der Los Blanquitos Formation ist zwischen 75 und 65 Millionen Jahre alt. Dieses Wissen lässt die Forschenden vermuten, dass G. ochoai zum Ende der Kreidezeit lebte – kurz bevor ein Asteroid vor 66 Millionen in Yucatán das Leben der meisten Dinosaurier beendete.
Weiterer Schritt im Verständnis des Massensterbens
Der gefundene Schädel hat nach Angaben der Forschenden, wie die anderer Fleischfresser, eine „bemerkenswert kleine“ Gehirnschale, die noch einmal 70% kleiner ist, als die von verwandten Spezies. Diese reduzierte Größe könne darauf hindeuten, dass es sich um ein Jungtier handelt. Benannt wurde die Spezies nach General Martin Miguel de Güemes, einem Kämpfer des argentinischen Unabhängigkeitskrieges, und Javier Ochoa, einem Museumstechniker, der das Exemplar entdeckt hat.
Laut der Pressemitteilung des National History Museum London ist der Schädel ein weiterer Beweis dafür, dass sich im Nordwesten Argentiniens ganz besondere, bisher wenig erforschte Dinosaurier aufhielten. „Nur mit solchen Datenbanken können wir globale Großereignisse wie Massensterben verstehen – doch es warten noch unzählige Fossilien darauf, entdeckt zu werden“, so Anjali. Laut ihr ist G. ochoai ein guter Anfang, um diese Datensätze zu erschließen.
