Amasia: Neuer Superkontinent wird Pazifik verdrängen

In weniger als 300 Millionen Jahren wird die Erde wahrscheinlich völlig anders aussehen: Forschende fanden heraus, wie sich unsere Kontinente zu einem Superkontinent formieren könnten – mit weitreichenden Folgen für den Pazifischen Ozean.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 28. Okt. 2022, 12:35 MESZ
Karte mit dem Superkontinent Amasia.

So könnte der neue Superkontinent Amasia in weniger als 300 Millionen Jahren aussehen.

Foto von Curtin University, Perth

Nicht immer gab es sieben Kontinente. Vor etwa 250 Millionen Jahren existierte ein riesiger Superkontinent auf der Erde, der alle Landmassen in sich vereinte. Dieser Kontinent mit dem Namen Pangäa zerfiel jedoch vor 200 Millionen Jahren, aus seinen Bruchstücken bildeten sich im Laufe der Zeit unsere heutigen Kontinente und die drei großen Ozeane. 

Pangäa ist allerdings nicht der einzige Superkontinent: Alle 600 Millionen Jahre formiert sich laut Forschung ein neuer. Einer Studie zufolge, die in der Zeitschrift National Science Review erschien, wird es in knapp 300 Millionen Jahren wieder soweit sein. Unsere Landmassen könnten sich zu diesem Zeitpunkt zu einem neuen Superkontinent mit dem Namen Amasia geformt haben. Ein großer Nachteil für den Pazifischen Ozean, denn Amasia würde diesen verdrängen. 

Entstehung eines neuen Superkontinents

Verantwortlich für die Entstehung von Amasia wird der sogenannte Superkontinent-Zyklus sein. „In den letzten zwei Milliarden Jahren kollidierten die Kontinente der Erde alle 600 Millionen Jahre, um sich zu einem Superkontinent zusammenzufinden“, erklärt Chuan Huang, Erstautor der Studie und Geophysiker von der australischen Curtin University.

Mithilfe von 4D-Simulationen mit einem Supercomputer untersuchten die Forschenden, wann genau es wieder soweit sein könnte. Sie simulierten anhand von Datensätzen Szenarien, wie sich die tektonischen Platten der Erde in Zukunft aufeinander zubewegen könnten. Ziel ihrer Forschung war dabei, herauszufinden, weshalb sich die Superkontinente der Vergangenheit auf völlig unterschiedliche Weise gebildet haben – und wie genau sich der neue Superkontinent Amasia formen könnte. 

BELIEBT

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    „Wir konnten zeigen, dass es in weniger als 300 Millionen Jahren wahrscheinlich der Pazifische Ozean sein wird, der sich schließen wird, um die Formation von Amasia zu erlauben. Dieses Szenario widerlegt einige frühere wissenschaftliche Theorien“, so Huang.

    Konkret soll die Bewegung der Kontinente laut den Forschenden folgendermaßen aussehen: Nord- und Südamerika treiben nach Westen, wo sie mit Asien und Australien kollidieren. Der Kontinent Antarktika bewegt sich währenddessen nach Norden und fusioniert mit den restlichen Landmassen. So entsteht, laut den Modellierungen des Teams, der neue Superkontinent.

    Äußerer Ozean verschwindet durch Extroversion

    Bilden wird sich Amasia laut Studie durch sogenannte Extroversion. Huang und sein Team erläutern, dass sich Superkontinente in der Vergangenheit auf sehr unterschiedliche Weise bildeten. Die zwei Hauptmodelle dazu werden als Introversion und Extroversion bezeichnet. Bei der Introversion schließt sich der innere Ozean, der durch das Auseinanderbrechen des letzten Superkontinents entstand, während sich bei der Extroversion der ehemalige äußere Superozean schließt.

    “Die Erde, wie wir sie kennen, wird sich drastisch verändern, wenn sich Amasia bildet.”

    von Zheng-Xiang Li
    Geochronologe, Curtin University

    Dabei spielt die Festigkeit der Lithosphäre, die aus der oberen und unteren Erdkruste sowie dem oberen Erdmantel besteht, eine wichtige Rolle: Eine hohe Festigkeit der ozeanischen Lithosphäre führt zu einer introvertierten Anordnung und eine geringe Festigkeit zu einer extrovertierten Anordnung.

    Amasia wird den Pazifik vollständig bedecken

    Von dieser Bildung durch Extroversion wird vor allem der Pazifische Ozean betroffen sein. Er ist der Überrest des Superozeans Panthalassa und bildete sich beim Zerfall des letzten Superkontinents. Der Pazifik schrumpft bereits seit der Dinosaurierzeit im Zeitlupentempo: jedes Jahr um ein paar Zentimeter. Bis die heutige Fläche von 10.000 Kilometern geschlossen ist, dauert es aber noch ein paar Jahrmillionen. In 200 bis 300 Millionen Jahren soll er laut den Forschenden vollständig verschwunden und vom neuen Superkontinent Amasia bedeckt sein. 

    Doch die Bildung von Amasia wird nicht spurlos an der Erde vorbeigehen: Die Folgen für die Ökosysteme und die Umwelt werden laut den Forschenden enorm sein. „Die Erde, wie wir sie kennen, wird sich drastisch verändern, wenn sich Amasia bildet. Der Meeresspiegel wird vermutlich sinken und das Innere des Superkontinents wird sehr trocken sein, mit großen täglichen Temperaturschwankungen“, erklärt Geochronologe Zheng-Xiang Li, Co-Autor der Studie. Doch bis es soweit ist, vergeht noch eine Menge Zeit.

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