Warum extrovertierte Personen eher Kinder bekommen

Kinderwunsch und Realität: Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen Kinder bekommen, sagt eine neue Studie aus Rostock.

Gerade bei Männern gibt es einen Zusammenhang zwischen bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen und der Wahrscheinlichkeit, Vater zu werden. 

Foto von Anikonaann / Adobe Stock
Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 22. Aug. 2023, 10:37 MESZ

Manche wissen schon im Teenageralter, dass sie später Eltern werden wollen, andere verspüren ihr Leben lang keinen Kinderwunsch. Die Faktoren, die Einfluss darauf haben, ob Menschen Kinder bekommen oder nicht, sind zahlreich und haben sich in den letzten 70 Jahren grundlegend verändert. 

Der Grund dafür ist ein Wertewandel seit den 1950er Jahren: Individualistische Werte wie persönliche Freiheiten oder Selbstverwirklichung sind seitdem zunehmend wichtiger geworden. Menschen entscheiden nun individueller, ob sie Kinder bekommen wollen. Das hat Einfluss auf das Geburtenverhalten. So hat die Geburtenrate in den letzten 70 Jahren in Deutschland stark abgenommen: Wurden 1950 noch über eine Million Kinder in der Bundesrepublik geboren, waren es 2020 nur noch circa 773.000, so eine Statistik des Statistischen Bundesamts.  

Doch nicht nur diese gesellschaftlichen, politischen oder kulturellen Faktoren haben Einfluss darauf, wie wahrscheinlich es ist, dass Menschen Kinder bekommen. Auch unsere Persönlichkeit wirkt sich auf diese Wahrscheinlichkeit aus. Das fand nun Steffen Peters, Doktorand am Max Planck Institut für demografische Forschung in Rostock, heraus. Seine Studie erschien in der Zeitschrift Genus.

Empathie und Extrovertiertheit verstärken den Kinderwunsch

Um zu erfahren, welche Eigenschaften das Kinderkriegen begünstigen, nutzte Peters das Five-Factor-Modell, ein Standardmodell der Persönlichkeitspsychologie. Mit diesem können die Persönlichkeitsmerkmale Empathie, Gewissenhaftigkeit, Extrovertiertheit, Neurotizismus – das beschreibt die emotionale Labilität beziehungsweise Stabilität – und Aufgeschlossenheit gemessen werden. Dieses Modell wendete der Forscher auf Daten zu Geburten und Anzahl der Schwangerschaften aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) – eine der größten repräsentativen Langzeitbefragungen in Deutschland – an. 

Dabei konnte Peters zunächst feststellen, dass Gewissenhaftigkeit und Neurozentrismus keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit haben, ein Kind zu bekommen. Anders bei der Empathie: Hier konnte der Forscher bei beiden Geschlechtern eine leichte Korrelation zwischen der Ausprägung des Persönlichkeitsmerkmals und einem Kinderwunsch feststellen. Am deutlichsten korrelierte laut der Studie aber das Merkmal Extrovertiertheit mit dem Kinderkriegen – doch nur bei Männern und auch nur beim ersten Kind. 

BELIEBT

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    Empathie und Extrovertiertheit stehen in einem positiven Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit, Kinder zu bekommen – vor allem bei Männern. 

    Foto von MPIDR

    Warum bekommen extrovertierte Männer eher Kinder?

    Peters erklärt sich dieses Phänomen damit, dass extrovertierte Personen durch ihre Kontaktfreudigkeit möglicherweise eher eine*n Partner*in finden, was ihre Chancen auf eine Elternschaft erhöhen kann. Beim ersten Kind bemerken die meisten dann aber Einschnitte im Privatleben: Die sozialen Aktivitäten bleiben öfter mal auf der Strecke – nun heißt es Kind betreuen statt Freund*innen treffen. Diese soziale Isolation kann vor allem bei extrovertierten Menschen dazu führen, dass sie unzufriedener werden – und so kein weiteres Kind bekommen wollen. 

    Außerdem kann die Geburt eines Kindes auch die Persönlichkeit verändern, so der Forscher. Das dürfe bei den Analysen nicht außer Acht gelassen werden. Vor allem die erste Geburt kann massive Auswirkungen auf die Persönlichkeitsmerkmale einer Person haben, während sich bei der Geburt des zweiten Kindes meist schon Routinen etabliert haben, die dafür sorgten, dass sich die Persönlichkeit nicht mehr so stark verändert. 

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