Rache statt Vergebung: Wie toxische Männlichkeit das Arbeitsumfeld verändert

Strikte Rollenbilder äußern sich in vielen Lebensbereichen. Ein Forschungsteam hat nun untersucht, welche Auswirkungen stereotype Männlichkeit auf das Miteinander am Arbeitsplatz hat.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 25. Okt. 2024, 08:33 MESZ
Zwei Männer, von denen nur Torso und Hände sichtbar sind, gestikulieren.

Wütend auf Arbeitskolleg*innen? Laut einer neuen Studie vergeben Menschen nach einem Zwischenfall auf der Arbeit unterschiedlich gerne – je nachdem, wie männlich sie sein wollen.

Foto von Katsiaryna / stock.adobe.com

Ein verpasstes Meeting, ein geplatzter Deal oder wütende Kunden: Im Arbeitsalltag können solche Szenarien hin und wieder vorkommen – ausgelöst durch Kolleg*innen. Einige Menschen können Teammitgliedern solche Fehler schlecht verzeihen. Einer neuen Studie zufolge weigern sich vor allem Männer, die Männlichkeit sehr stereotyp verstehen, in solchen Situationen Entschuldigungen anzunehmen. Stattdessen nehmen sie lieber Rache. 

Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden im Fachmagazin Journal of Experimental Social Psychology veröffentlicht.

Schließt stereotype Männlichkeit Vergebung aus?

„Wir haben die Hypothese aufgestellt, dass Vergebung geschlechtsspezifisch unterschiedlich konnotiert ist, und dass Menschen, die vergeben, als weiblicher und weniger männlich wahrgenommen werden“, sagt Michael Haselhuhn, Professor an der University of Riverside, California, Hauptautor der Studie. Denn im Modell der traditionellen Geschlechterrollen wird Vergebung und Mitgefühl vor allem bei Frauen geschätzt. Daraus lässt sich laut Haselhuhn schließen, dass Männer, die als besonders männlich wahrgenommen werden wollen, weniger oft vergeben.

Um ihre Hypothese im Rahmen der Studie zu testen, ließen Haselhuhn und seine Kollegin Margaret Ormiston 800 männliche Probanden fiktive Szenarien durchlaufen, um ihre Einstellung zu stereotyper Männlichkeit zu testen. Dabei sollten sie ihr Level an Unwohlsein beschreiben, beispielsweise im Falle, dass ihre Kinder sie weinen sehen, sie weniger verdienen als ihre Frau oder im Rahmen eines sportlichen Wettbewerbs verlieren. Danach sollten die Männer ihr Verhalten in fiktiven Szenarien beschreiben, in denen ihre Arbeitskolleg*innen einen Fehler machen.

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    Vergebung wichtig für ein gesundes Arbeitsklima

    Das Ergebnis: Die Männer, die einen hohen Wert auf stereotyp männliche Eigenschaften legten, vergaben Kolleg*innen seltener. „Je mehr die Männer um die Aufrechterhaltung ihrer Männlichkeit besorgt waren, desto mehr wollten sie sich eher an den Kollegen rächen“, sagt Haselhuhn. Das passt zum Phänomen der toxischen Männlichkeit. Diese beschreibt ein stereotypes, traditionelles Verständnis von Männlichkeit, das Härte, Stärke und Macht in den Vordergrund stellt und Eigenschaften wie Emotionalität ausschließt – und somit eher auf Rache sinnt als Vergebung.

    Das hat Folgen. Denn die Strategien, Rache ausüben zu wollen oder die Kolleg*innen, die einen Fehler gemacht haben, von diesem Zeitpunkt an zu meiden, verschlechtern laut Haselhuhn das Arbeitsklima.

    Außerdem sei ein kategorisches Ausschließen von Eigenschaften wie dem Vergeben nicht förderlich für die Gesundheit. Laut Haselhuhn verbessert Vergebung und ein gutes Miteinander sowohl die mentale als auch die körperliche Gesundheit. 

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