So überlebt das einzige Insekt der Antarktis
Sie ist nur wenige Millimeter groß und kann nicht fliegen. Dennoch ist die Mücke Belgica antarctica das einzige in der Antarktis heimische Insekt, das in der kargen Eiswüste überleben kann.

Die Mücke Belgica antarctica bei der Paarung. Sie ist das einzige bekannte Insekt, das in der Antarktis heimisch ist.
Unter den widrigen Bedingungen der eisigen Antarktis zu überleben, ist ein wahres Kunststück. Neben Pinguinen, Robben und Walen gelingt das nur einem einzigen in der Antarktis heimischen Insekt: der flugunfähigen Mücke Belgica antarctica.
Laut einer neuen Studie, die im Fachmagazin Scientific Reports erschienen ist, hat sie gleich mehrere Mechanismen entwickelt, die ihr helfen, den Umständen der Eiswüste zu trotzen. So kann ihr die Bildung von Eis in ihrem Körper sowie kältebedingtes Austrocknen nichts anhaben. Zusätzlich hat sie sich mithilfe eines ganz besonderen Lebenszyklus an die antarktischen Gegebenheiten angepasst. Diesen hat das internationale Forschungsteam in seiner Studie nun beschrieben.
Genetisch festgelegte Entwicklungspause
Der Lebenszyklus der nur wenige Millimeter großen Mücke dauert zwei Jahre. In dieser Zeit pausiert B. antarctica gleich zweimal ihre Entwicklung, um die kälteste Jahreszeit zu überleben. In ihrem ersten Lebensjahr wachsen die Mückenlarven demnach nur bis zum ersten Winter und begeben sich dann in eine erste Ruhephase. Sobald es wieder wärmer wird, entwickelt sich die Mücke weiter.
Die zweite Ruhephase folgt, sobald der zweite Winter naht. Die sogenannte ,obligate Diapause‘ ist genetisch in den Mücken verankert und läuft bei allen Larven zur exakt selben Zeit ab. Hier verfallen sie in einen Ruhezustand, in dem ihr Stoffwechsel stark herunterfährt.
Diese zweite Ruhephase bietet gegenüber der ersten Ruhephase, die von den äußeren Gegebenheiten abhängig ist, einen entscheidenden Vorteil: Durch den genetisch bestimmten zeitgleichen Ablauf erwachen die Mücken am Ende alle gleichzeitig als erwachsene Insekten. So können sie sich während ihres kurzen Lebens schnell paaren und so den Fortbestand ihrer Art sichern.
Lebensraum von Belgica antarctica
Für ihre Studie haben die Forschenden unter der Leitung der Osaka Metropolitan University in Japan die Mücken ganze sechs Jahre lang im Labor beobachtet. Dazu sammelten sie bereits im Jahr 2018 auf gleich mehreren Inseln in der Antarktis Mückenlarven sowie ihre Hauptnahrungsquelle: ein Substrat aus kleinen Steinen, Algen und Moos. Mithilfe dieses Substrats und kalten Temperaturen konnten die Forschenden die Lebensbedingungen der Mücke im Labor realitätsgetreu simulieren.
